Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
Vom Netzwerk:
und großmäulig. Ich auch manchmal, aber so muss man auch sein, damit die überhaupt Notiz von einem nehmen.
    Egal, er fragte mich, ob ich was mit ihm unternehmen wollte, vielleicht ’nen Kaffee trinken gehen oder so, und genau das haben wir dann den ganzen Nachmittag lang gemacht. Und wir haben geredet und geredet und geredet. Na ja, ich hab geredet – vor allem über Kerry. Ich dachte immer, dass Carlton zu ihr besonders nett gewesen ist. Ich weiß noch, wie ich ihn an dem Abend, bevor ich das mit Kerry erfahren hab, angerufen hab – hab wirklich gedacht, er steht auf sie, und das hat mich genervt, aber als ich dann hörte, dass Kerry … Da hab ich mich einfach nur scheiße gefühlt, verstehen Sie? Und warum sollte er auch nicht auf sie gestanden haben? Nun ja, heute Nachmittag dannhat sich rausgestellt, dass es nicht so war. Trotzdem war er natürlich immer noch traurig darüber, was mit ihr geschehen ist. Natürlich. Wir waren doch alle in derselben Clique. Es hat gutgetan, über sie zu reden. Einfach … gutgetan.
    Natürlich haben wir auch noch über andere Dinge gesprochen. Zum Beispiel über meinen Vater. Von dem habe ich bisher nur Kerry berichtet. Aber ich hatte kein Problem damit, auch Carlton von ihm zu erzählen. Über die Briefe, der er mir geschickt hat, und so. Und wissen Sie, was Carlton dazu gesagt hat? Er hat gesagt, ich soll meinen Vater im Knast besuchen. Und dann hat er mir erzählt, dass sein Vater starb, als er gerade mal drei Jahre alt war, und dass er sich nicht mal mehr an ihn erinnern kann. Hat gemeint, dass ihn das manchmal ziemlich aus der Fassung bringt. Ich fand das ziemlich traurig. Konnte mir gar nicht vorstellen, dass es was gibt, was Carlton aus der Fassung bringen könnte.
    Trotzdem glaube ich nicht, dass ich meinen Vater besuchen werde. Ist ja auch ’ne völlig andere Sache. Carltons Dad starb an einem Herzinfarkt. Der hat nicht einfach Riesenscheiße gebaut und deshalb seine Familie im Stich gelassen.
    Hab auch mit Carlton über Ali gesprochen. Noch so ein Thema, mit dem ich nicht so recht klarkomme. Nachdem ich sie an dem Abend angerufen hab, bin ich zur Polizei gegangen und hab da ausgesagt, was in Ally Pally geschehen ist. Und nachdem ich fast eine Stunde mit diesem Cop gesprochen hab, kommt ein anderer Cop rein und meint, sie wüssten, wer der Täter ist. Das ging aber fix , hab ich noch gedacht und ihn gefragt, wie sie das denn so schnell rausgefunden hätten. Und da sagt der Cop: »Ihre Chefin hat uns seinen Namen genannt.« Ich kann Ihnen sagen, das hat mich echt aus den Latschen gehauen. Woher zum Teufel wusste Ali plötzlich, wer der Typ war? Und wenn sie es die ganze Zeit gewusst hat, warum hat sie’s mir nicht gesagt? Für einen Moment hab ich echt Horror geschoben und das Gefühl gehabt, dass sie irgendwas mit der Sache zu tun haben könnte oder so. Dumme Idee, ich weiß, aber seit das mit Kerry passiertist … geht’s in meinem Kopf nur noch drunter und drüber. Ali war gestern im Krankenhaus wegen dieses Eingriffs, hätte aber heute eigentlich schon wieder im Laden sein sollen. Doch da war sie nicht. Hab sie angerufen, aber sie hat ihr Handy ausgeschaltet. Was zum Henker ist da eigentlich los? Das wüsste ich wirklich gern, weil mir die Sache einfach keine Ruhe lässt. Kriege Nervenflattern wegen allem und jedem und hab seit der Sache mit Kerry auch nicht mehr richtig geschlafen … Immer wieder muss ich an sie denken, wie sie da unter den Bäumen liegt und … Verdammt, was für ein Monster hat ihr das nur angetan?
    »Alles klar?«, fragt mich Carlton.
    Ich nicke, auch wenn es nicht stimmt. »Wie viele Etagen sind es denn?«, frage ich stattdessen. »Ich bin nämlich ziemlich gerädert.«
    »Sind gleich da«, sagt er. »Wir wohnen im dritten Stock.«
    Er hält vor einer großen Feuertür an und schaut durch das kleine Fenster in den Gang dahinter. Plötzlich wirkt er irgendwie besorgt.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Keine Ahnung«, murmelt er.
    Ich trete neben ihn und werfe auch einen Blick durch die Scheibe. Die ist innen mit einem Netz aus Draht verstärkt, weshalb ich nicht viel erkennen kann. Undeutlich sehe ich einen Treppenabsatz und eine Tür am anderen Ende des Hausflurs. Ein Mann und eine Frau stehen davor. Sie haben uns den Rücken zugewandt, aber zwischen ihnen steht eine kleine Frau in einer Krankenschwestertracht und schaut in unsere Richtung.
    »Ist das deine Mum?«, frage ich Carlton.
    »Hm«, sagt er. »Aber die anderen beiden

Weitere Kostenlose Bücher