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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Beziehung richtig gut. Und nun raten Sie mal, warum ich mich jedes Mal melde, wenn ’ne Extra-Schicht zu vergeben ist?
    Mein Plan geht in die Hose, denn beim Eintreten werde ich von Mariah Careys Gejaule empfangen, das aus dem Badezimmer an meine Ohren dringt. Die Wände hier sind so dünn wie Papier. Was wohl die Nachbarn zu dieser akustischen Körperverletzung zu sagen haben? Vielleicht sollte ich sie bei Gelegenheit mal darauf ansprechen. Wie auch immer, Plan B muss her.
    Plan B sieht für gewöhnlich so aus: Rückzug in den Hausflur, leise die Wohnungstür ins Schloss ziehen, ins nächste Café gehen und bis, sagen wir mal, Viertel nach acht Zeitung lesen. Um diese Zeit sollte Pam dann schon auf dem Weg zur U-Bahn sein.
    »Bist du das, Keith?«, schreit sie in diesem Moment aus dem Badezimmer.
    So viel zu Plan B.
    Wie sähe Plan C aus? Sachen packen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden! Ich sag Ihnen, viel fehlt nicht mehr, und ich mache das, ich schwör’s …
    »Ja, ich bin’s!«, rufe ich zurück.
    Die Musik verstummt, und meine Laune hebt sich augenblicklich, wenn auch nur geringfügig. Pam erscheint in der Tür des Schlafzimmers – in BH und Leggins – und wischt sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht. Offenbar war sie gerade auf dem Laufband. Das alles in allem nicht sonderlich effektiv zu sein scheint, denn ich entdecke eine neue Fettrolle, die über dem Bund ihrer Hose hervorquillt. Ich bin sicher, dass die vorher noch nicht da gewesen ist, und kann den Blick kaum von der scheißglänzenden Wulst abwenden. Ob Brad Pitt sich nach einem anstrengenden Drehtag auch so was bieten lassen muss?
    »Warum bist du schon auf?«, frage ich sie.
    »Konnte nicht mehr schlafen«, sagt sie. »Bin wohl ein bisschen gestresst zurzeit.«
    Was könnte sie wohl stressen?, frage ich mich. Hat sie etwa die ganze Nacht bei sibirischen Temperaturen neben einer frettchengesichtigen Lesbe verbracht? Wohl kaum. Stattdessen hat sie sich unter ihrem flauschigen pinkfarbenen Federbett geräkelt und von Mariah Scheiß Carey geträumt. Ich spüre, wie Ärger in mir aufsteigt, aber ich muss mich zusammenreißen. Einfach ruhig bleiben, die nächste Stunde so gut wie möglich überstehen und, wenn sie dann endlich auf dem Weg zur Arbeit ist, entspannen.
    »Was ist denn los?«, frage ich sie so nett, wie es mir eben möglich ist.
    »Ach, nur die Arbeit«, sagt sie. »Praktisch jeden Tag warte ich darauf, dass sie mich auch rausschmeißen. Ich hab ja momentan niemanden, dem ich zuarbeite. Zwar wurde die Sache mit den Kündigungen nach Kates Rauswurf erst mal aufgeschoben, und man tut jetzt so, als ob das nie ein Thema, als ob das nur ’ne Schnapsidee von Kate gewesen wäre, aber trotzdem müssen sie ja nach wie vor Kosten einsparen, und da könnten sie genauso gut mit mir anfangen, oder nicht?« Die Worte sprudeln förmlich aus ihr heraus, und jetzt trocknet sie sich mit dem Handtuch die Tränen ab.
    »Mach dir keine Sorgen, Baby«, höre ich mich sagen, »alleswird gut. Und wenn sie dich doch rausschmeißen sollten, dann scheißen wir eben auf den Laden. Ist doch nichts weiter als ein Haufen Bastarde, diese ganze Firma … Die sind doch alle nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, hab ich Recht? Komm schon, Pam, die haben jemanden wie dich doch gar nicht verdient. So oder so, das wird schon wieder.«
    »Meinst du?«, fragt sie.
    »Ja, klar.«
    »Danke«, sagt sie. »Das hat gutgetan. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mies es mir ging, nachdem sie Kate so unfair behandelt hatten.« Jetzt ist sie bei mir, schlingt ihre Arme um meinen Hals, presst ihren verschwitzten Körper an meinen und küsst mich auf den Hals. »Ich bin so froh, dass du da bist, Keith«, sagt sie. Ich kann ihre sich verhärtenden Brustwarzen durch den Stoff des BHs spüren, die sich nun gegen meine Rippen drücken. Pams Nippel. Groß und empfindsam. Eines der Dinge, die ich mal an ihr gemocht habe. Aber jetzt …
    »Es ist noch früh«, sagt sie. »Wir haben noch jede Menge Zeit, Schatz.«
    »Zeit wofür?«
    »Ach, du weißt schon.«
    Sie zieht mich über die Türschwelle, schiebt mich durch den Flur auf das Bett zu, auf dem immer noch ihre pinkfarbene, völlig verknautschte Decke liegt. Meine Güte, nicht mal das Bett ist gemacht …
    Ganz ruhig, Keith, ganz ruhig …
    »Du, hör mal, ich bin ja gerade erst nach Hause gekommen«, sage ich unter diesen Umständen so ruhig wie möglich, »und würde gern erst mal –«
    »– einen Kaffee

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