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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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gemacht!«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, entgegnete Armstrong, was sich anhörte wie: »Ich auch.« Beide hoben die Hände und klatschten sich vor Begeisterung ab.
    Dann meldete Armstrong dem Kontrollzentrum in Houston – so feierlich, als müsste er etwas für die Ewigkeit verkünden: »Houston, hier ist der Stützpunkt ›Meer der Ruhe‹, der Adler ist gelandet!«
    Wir drückten unsere Nasen gegen die Scheibe und bestaunten den Mond, der nur ein paar Meter entfernt wie ein Klumpen Teig vor uns lag. Ein ziemlich uninteressant aussehender Klumpen Teig.
    Und dafür sind wir Hunderttausende von Kilometern in diesen lächerlichen Anzügen unterwegs gewesen? , ging es mir durch den Kopf. Um einen langweiligen Klumpen Teig zu begaffen? So fasziniert, als wäre der Teig aus Gold und würde irgendwann,wenn man nur lange genug daraufschaute, zu glänzen anfangen.
    Wie lange wir auf den Mond starrten – der übrigens nicht zu glänzen anfing –, weiß ich nicht. Es muss aber eine ziemliche Weile gedauert haben, bis Armstrong und Aldrin plötzlich zu Knobeln anfingen.
    Ich werd verrückt , dachte ich. Was soll das jetzt?
    »Schere!«, sagten beide gleichzeitig und streckten sich jeweils zwei Finger entgegen.
    »Noch mal!«
    Beide ballten die Hand wieder zur Faust und schüttelten.
    »Stein!«, sagte Aldrin. Wobei Armstrong gleichzeitig »Papier« sagte.
    »Verdammt!«, fluchte Aldrin.
    »Gewonnen!«, frohlockte Armstrong.
    Er setzte sich den Helm auf, schnallte sich den Sauerstoffbehälter, der aussah wie ein riesiger Kühlschrank, auf den Rücken, und ging zur Ausstiegsluke.
    »Bis gleich«, murmelte Aldrin enttäuscht. Er sah genauso traurig aus wie Michael Collins, der im Mutterschiff noch immer den Mond umkreiste.
    Armstrong verschwand durch die Ausstiegsluke und erschien Augenblicke später auf der Leiter der Mondfähre. Ungelenk, als hätte er zu tief ins Glas geschaut, stieg er Stufe für Stufe nach unten.
    Ich klebte noch immer mit dem Gesicht am Fenster der Eagle und beobachtete ihn. Aldrin ebenso.
    »Noch einen Schritt, dann betritt er den Mond«, flüsterte Aldrin vor sich hin, als wollte er Armstrong gut zureden. »Mach schon, Alter!«
    Als hätte Armstrong ihn gehört, setzte er seinen Fuß auf die Mondoberfläche und …
    »He, was ist das denn?«, stieß Aldrin verblüfft hervor.
    Wir sahen, wie Armstrong auf der letzten Stufe der Leiter hängen blieb, ins Straucheln geriet und beinahe auf allen vieren auf der Mondoberfläche gelandet wäre.
    »Shit!«, hörten wir Armstrong fluchen.
    Es war das erste Wort, das er auf dem Mond von sich gab.
    Aldrin grinste. Auch ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Armstrong stand nun auf dem Mond und verkündete: »Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.«
    Aldrin rümpfte die Nase und murmelte: »Meine Güte, wie schmalzig.«
    Er setzte rasch den Helm auf und verschwand ebenfalls in der Schleuse.
    Kurze Zeit später konnte ich die beiden wie Kängurus auf dem Mond herumhüpfen sehen. Es sah komisch aus, wie sie in ihren weißen Anzügen, den runden Helmen und mit den großen weißen Sauerstoff behältern am Rücken auf dem Mond spazierten. Sie steckten eine amerikanische Fahne in den Mondboden, machten ein paar Fotos, sammelten Gesteinsbrocken und telefonierten über Funk mit dem amerikanischen Präsidenten, während ich in der Mondfähre plötzlich ziemlich müde wurde. Auch die beiden Astronauten auf der Mondoberfläche sahen so aus, als wollten sie sich gleich für ein kleines Mondnickerchen hinlegen.
    Während mir immer wieder die Augen zufielen, sah ich noch, wie Armstrong und Aldrin sich der Leiter der Mondfährenäherten. Ob sie die Leiter wieder hochgeklettert waren, konnte ich nicht mehr sehen, weil ich von einem Moment auf den anderen einschlief.
    * * *
    Wie lange ich schlief und wie viel ich von der Mondmission verpasst hatte – vermutlich den gesamten Rückflug –, war mir schleierhaft. Jedenfalls kam ich erst wieder zu mir, als es plötzlich laut polterte.
    Im Halbschlaf vor mich hindämmernd dachte ich noch: Verdammt, jetzt stürzt das Mutterschiff mitsamt den Astronauten ab!
    Ich hörte Glas und Holz splittern und ein ohrenbetäubendes Getrampel. Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute zum Fenster.
    Draußen war es hell. Am Himmel hing nicht mehr die blaue Erdkugel. Stattdessen waren eine große Platane und Häuser zu sehen.
    Wir sind zurück auf der Erde, dachte ich

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