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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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breitete sich aus. Das Wohnzimmer wurde immer mehr zu einer dunstigen, wabernden Wolke, in der man die eigene Hand kaum noch vor den Augen erkennen konnte.
    Die halbe Nacht saßen Joschua, Tom und Timo schon im Wohnzimmer, das komplett mit Matratzen ausgelegt war. Sie sahen fern, wobei sie sich über Politik unterhielten – vor allem über Vietnam, den Krieg, die Amerikaner und die Raumfahrt.
    »Als Kennedy vor ein paar Jahren sagte, die Amerikaner hätten beschlossen, noch in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen, habe ich gedacht, der spinnt, der tickt nicht richtig«, sagte Timo.
    Kennedy , dachte ich, der tote Präsident.
    Joschua zog an der Pfeife, sodass das Wasser wieder gluckerte. Tom lachte. »Tja«, sagte er dann, »jetzt ist Kennedytot, und die Amerikaner haben es tatsächlich fast bis auf den Mond geschafft.«
    »Schau dir das an!«
    Joschua blies dicken Rauch in Richtung Fernsehapparat. Ich konnte kaum etwas erkennen. Vom Bildschirm leuchteten Farbkleckse durch den grauen Dunst hindurch. Ich merkte, wie meine Wahrnehmung sich veränderte, je mehr Rauch durchs Zimmer waberte.
    Zuerst sah ich durch den nahezu undurchdringlichen Qualm hindurch fast nichts mehr, nur noch Schemen und schattenhafte Bewegungen. Selbst Timo, Tom und Joschua konnte ich kaum erkennen. Auch ihre Stimmen klangen jetzt verzerrt und metallisch.
    Als der Nebel sich plötzlich lichtete, sah ich nicht mehr drei junge Leute vor einer Wasserpfeife sitzen, sondern drei seltsam aussehende Männer, die zu schweben schienen.
    Was ist denn hier los? , fragte ich mich. Es musste mit dem betörenden, süßen Rauch der Wasserpfeife zu tun haben. Die drei Männer trugen seltsame Anzüge und sahen wie Aliens aus. Oder wie Astronauten.
    Na klar, das waren Astronauten! Die Männer trugen weiße Raumanzüge. Im rötlichen Visier ihrer Helme konnte ich mein Spiegelbild sehen.
    Ich werd verrückt , dachte ich. Das neben mir war nicht mehr Timo, der Chemie studierte und mit Betty befreundet war, das war Neil Armstrong, der amerikanische Astronaut, Kommandant der Mission Apollo 11, auf dem Weg zum Mond. Und der Mann neben ihm war nicht Joschua, sondern Edwin Aldrin, der zweite Astronaut, der zusammen mit Armstrong auf diesem irren Trip ins Weltall unterwegs war. Und der dritteMann, der eigentlich Tom sein sollte, war in Wirklichkeit Michael Collins.
    Alle drei schienen mit mir zusammen unterwegs zum Mond zu sein. Das war auch nicht mehr das Wohnzimmer, sondern eindeutig das Mutterschiff Columbia , in dem wir schwerelos zwischen all den Instrumenten an den Wänden schwebten, mal den Kopf nach unten, mal nach oben.
    Ich blickte zum Fenster und sah  … oh nein, das konnte doch nicht wahr sein!
    War es aber. Das da draußen vor dem Fenster war die Erde. Der blaue Planet, der nicht viel größer als ein Fußball aussah, hing wie ein Lampion am Himmel.
    Wir rasten mit irrer Geschwindigkeit auf den Mond zu. Die Anzeige an der Wand ließ erkennen, dass wir bereits 400 000 Kilometer vom NASA-Kontrollzentrum in Houston, Texas, entfernt waren.
    Ich wagte einen Blick auf Armstrongs Uhr. Es war der 20. Juli 1969 kurz vor acht Uhr abends.
    »Gleich haben wir’s geschafft«, sagte Armstrong. Es klang wie durch eine Konservenbüchse gesprochen. Er klopfte den anderen beiden auf die Schultern. Alle drei lächelten, als wäre es ein besonders guter Witz.
    »Jetzt wird’s ernst, Jungs«, hörte ich eine Stimme. Sie kam aus dem Kontrollzentrum und klang wie aus der Tiefe einer Kloschüssel.
    »Die Eagle ist bereit zum Abkoppeln«, sagte Armstrong.
    Was hat das nun wieder zu bedeuten? , dachte ich und hörte, wie Aldrin dem Kontrollzentrum meldete: »Wir steigen jetzt in die Mondlandefähre.«
    Kaum waren die Worte verklungen, verschwanden Aldrinund Armstrong in ihren weißen Raumfahrtanzügen hinter der Schleuse. Ich verschwand mit ihnen.
    Zusammen stiegen wir in die Mondlandefähre Eagle . Der Einzige, der in der Columbia blieb, war Michael Collins. Er wirkte ein bisschen traurig, als wir ihn zurückließen.
    Die Mondfähre wurde vom Mutterschiff abgedockt und steuerte auf die Mondoberfläche zu.
    »Jetzt wird’s spannend«, sagte Aldrin, dem anzusehen war, dass er sich vor Aufregung beinahe in die Hose machte.
    »Fünf, vier, drei, zwei, eins …«
    Es rumste. Die beiden Astronauten warfen einander ungläubige Blicke zu.
    Ich schloss für einen Moment die Augen. Als ich sie wieder aufmachte, sagte Aldrin: »Wir sind gelandet!« Es klang wie: »Ich hab in die Hose

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