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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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haben eine Vorladung vom Gericht bekommen. Wegen dem Baugebiet. Da treffen dein Vater und die Bürgerinitiative aufeinander, also auch wir. Oh Mann, ich kann mir vorstellen, dass es da ziemlich knallt. Da möchte ich nichtunbedingt dabei sein. Meine Mutter sagt, jetzt werden wir diesen Spießern zeigen, was ein grüner Haken ist. Ich glaube, das wird für niemanden erfreulich.
    Deine Kira
    29. Mai
    Liebe Kira,
    mein Vater ist auch schon ganz aufgeregt wegen dem Prozess. Er sagt »Die machen wir platt!« oder »Diese grünen Ökofuzzis klatschen wir an die Wand«. Manchmal klingt das ziemlich brutal. Ich verstehe gar nicht, dass man sich da nicht vernünftig einigen kann. Das habe ich ihm auch gesagt. Er hat mich angeguckt, als wäre ich eine von euch. »Spinnst du, da hängt meine Existenz dran«, hat er geschrien. »Und deine! Und die deiner Mutter! Mein ganzer Betrieb steht auf dem Spiel! Arbeitsplätze! Wenn diese Ökofaschisten verhindern, dass da gebaut werden darf, bin ich als Bauunternehmer meine Aufträge los. Dann bin ich am Ende!« Na ja, ich kann’s ja ein wenig verstehen. Aber doch nicht ganz. Sollen sie halt woanders bauen. Es gibt nun mal nur den einen Tümpel da.
    Ich glaube, dein Vater denkt ganz anders darüber. Manchmal ist es eine Frage der Perspektive: Je nachdem, von wo aus man eine Sache betrachtet, sieht sie anders aus. Ich hoffe, es geht für beide Seiten gut aus.
    Meiner Mutter geht es wieder besser, obwohl sie manchmal weggetreten wirkt. In der Schule läuft es nicht besonders. Ich bin froh, wenn bald Sommerferien sind.
    Gruß Sandy
    2. Juni
    Liebe Sandy,
    du hast recht, sollen sie doch die blöde Siedlung woanders bauen. Oder gar nicht. Soll dein Vater doch … na ja, du hast recht: Je nachdem, wie man es betrachtet.
    Meine Mutter ist eine Woche weg, ausspannen nennt sie das. Ich weiß nicht genau wo. Ich glaube in Freiburg, bei einer befreundeten Kommune.
    Wie läuft es mit Peter? (Grins.)
    Kuss, deine Kira
    12. Juni
    Meine liebe Kira,
    mein Vater jubelt! Die Klage scheint abgewiesen. Mein Vater ist in der Küche herumgehüpft, als wäre er nicht ganz dicht. »Denen haben wir’s gezeigt, diesen grünen Spinnern«, hat er immer geschrien. Ich habe mich richtig für ihn geschämt. Das Urteil, dass gebaut werden darf, betrachtet er als Sieg der rechtschaffenen Bürger gegenüber den »alternativen Idioten«. Er war am Abend so betrunken, dass er über den Kleiderständer gefallen ist. Meine Mutter hatte Schwierigkeiten, ihn hochzuheben. Erst als ich ihr geholfen habe, ging es. Am nächsten Morgen hatte er einen schrecklichen Kater. Auch weil die Gegenpartei in Berufung geht. Das verzögert den Baubeginn erneut. Jetzt ist mein Vater so wütend, dass er immer wieder davon spricht, dass andere Mittel angewandt werden müssten. Was für Mittel das sein sollen, sagt er nicht. Will er den Teich zuschütten? Die seltenen Libellen totschlagen? Die Pflanzen abfackeln? Zuzutrauen ist ihm mittlerweile alles. Ich hoffe, es geht gut aus. Wie war die Stimmung bei euch?
    Kussi, Sandy
    30. Juni
    Liebe Sandy,
    meine Mutter ist zurück. Sie wirkt verändert. Sie schminkt sich! Kaum merklich, aber mir fällt es doch auf! Was den Teich angeht, sagt Vater, der Kampf geht weiter, und wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ich weiß nicht, ob am Ende nicht allen das Lachen vergeht.
    Gruß, ich drück dich, Kira
    8. Juli
    Liebe Kira,
    ich weiß, du interessierst dich nicht für Tennis. Und weil du keinen Fernsehapparat hast, hast du sicher das Endspiel im Tennis nicht gesehen. Ein siebzehnjähriger Typ aus Deutschland hat in Wimbledon gewonnen. Ich interessiere mich auch nicht so sehr dafür, aber es war schon spannend. Mein Vater hat gejubelt, als wäre ganz Deutschland Weltmeister geworden. Also, das fand ich ein bisschen übertrieben. Den Jungen fand ich eigentlich ganz süß.
    Sandy
    11. Juli
    Liebe Sandra,
    bei uns ist Katerstimmung. Der Grund ist, dass das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior von französischen Agenten im Hafen von Auckland in Neuseeland versenkt wurde. Stell dir vor, die haben die einfach kaltblütig abgeknallt und absaufen lassen! Die spinnen doch!
    Kira
    12. Juli
    Liebe Kira,
    schlimm, das mit dem Greenpeace-Schiff. Unglaublich! Mein Vater hat gejubelt wie beim Wimbledon-Sieg. Er sagt: »Das geschieht denen recht!«
    Bei mir ist auch miese Stimmung. Das Zeugnis steht vor der Tür, und mein Vater droht mir. Ich fürchte, das kann heftig werden. In Mathe werde ich die Vier nicht schaffen, wie es

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