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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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oder?«
    Leo schaffte es.
    »Und jetzt unter die Lampe.«
    Leo wackelte mit Emilie auf den Schultern zur Lampe.
    »Lass mich bloß nicht fallen«, warnte Emilie und tastete an der Lampe herum. Und tatsächlich, unter einer der Birnenfassungen lag etwas.
    »Da ist er!« Emilie machte einen Freudensprung, sodass Leo ins Schwanken geriet.
    »He, pass auf!« Er taumelte. Seine Knie knickten ein, und beide landeten auf dem Boden.
    »Du Blödmann!«, schimpfte Emilie und rappelte sich auf. Sie ging zum Schrank, öffnete ihn, steckte den Schlüssel ins Schloss des Tresors und drehte ihn herum, sodass der Tresor bereitwillig aufsprang.
    Emilie und Leo staunten. Im Tresor befand sich nicht nur das Sparschwein von Emilie. Der Tresor war prall gefüllt mit Bündeln von Geldscheinen, Schmuck, Ringen, Uhren und vielem mehr.
    Emilie kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Sie nahm ihr Sparschwein aus dem Tresor.
    »Mist«, sagte Leo. »Wir müssen Magda warnen!«
    »Meine Mutter?«, fragte Emilie verwundert. »Wieso?«
    »Der Großkriminelle geht mit ihr ins Varieté.«
    »Nein!«, stieß Emilie fassungslos hervor.
    Leo schien es zu genießen. »Doch.«
    »Scheiße.«
    »Genau.«
    * * *
    Emilie und Leo waren noch nie im Varieté gewesen. Natürlich hatten sie schon viel davon gehört. Magda und Leos Mutter zählten zu den Stammgästen. Sie hatten eine gewisse Vorstellung, was in so einem Varieté vor sich geht, aber Genaues wussten sie nicht.
    Als sie am Varieté ankamen, standen sie vor einem Problem, das sie vorher gar nicht bedacht hatten. Es war zehn Uhr am Abend. Varietés waren, auch wenn die Mütter zu den Stammgästen zählten, für Kinder verboten.
    »Und jetzt?«, fragte Leo.
    »Schleichen wir uns über die Garderobe hinein«, sagte Emilie. »Los, komm!«
    Sie gingen durch den Hinterhof, in dem es nach Müll und urin roch, und kamen zu einer Tür, doch sie war abgeschlossen.
    »Los, da durch!« Emilie zeigte auf ein kleines Klofenster, das nur angelehnt war.
    »Du zuerst!«, kam von Leo zurück.
    »Angsthase!« Emilie quetschte sich durch den Schlitz des Fensters. Leo und ich folgten.
    Das Klo war dunkel und roch so wie der Hinterhof. Zum Glück war die Tür nicht abgeschlossen. Sie gingen einen schmalen, muffigen Flur entlang und kamen an einer angelehnten Tür vorbei, hinter der eine leicht bekleidete Frau vor einem großen Spiegel saß und sich hingebungsvoll schminkte.
    Emilie, Leo und ich folgten einem Schild, auf dem Zur Bühne stand. Wir hörten Stimmengewirr und Musik. Durch den Schlitz eines Seitenvorhangs konnten wir auf die Bühne blicken. Dort tanzte mit wilden Bewegungen eine leicht bekleidete Frau.
    »Moderner Ausdruckstanz«, flüsterte Emilie.
    Leo brachte kein Wort heraus, so fasziniert war er von der Tänzerin.
    »Da sitzt Mama!« Emilie zeigte auf einen kleinen Tisch im Zuschauerraum.
    »Und daneben der Kahlenberg«, fügte Leo hinzu.
    »He, was macht ihr hier?«, hörten wir eine Stimme in unserem Rücken flüstern. Emilie und Leo erschraken. Sie drehten sich langsam um. Hinter uns stand die Frau aus der Garderobe.
    Jetzt ist alles aus! , dachte ich.
    »Meine Mutter sitzt dadrin«, sagte Emilie. »Neben einem Verbrecher!«
    »Einem Großkriminellen«, ergänzte Leo kleinlaut.
    »Der hat mein Sparschwein geklaut und jetzt …«
    »Wollen wir sie warnen«, fiel Leo ihr ins Wort.
    »Und wie?«, fragte die Frau.
    Beide zuckten mit den Schultern. Mir fiel auch nichts ein.
    »Ich habe eine Idee!«, sagte die Frau, nachdem sie ein wenig nachgedacht hatte. »Hier!« Sie reichte Emilie einen Zettel und einen Stift. »Schreib ihr die Warnung einfach auf.«
    »Und dann?«, wollte Leo wissen.
    »Wirst schon sehen.«
    Der Mann neben dir ist ein Verbrecher! Wir waren in seinem Hotelzimmer, sein Tresor ist voller Diebesgut. Er hat sogar mein Sparschwein geklaut. Ich schwör’s! Leo und Emilie, schrieb Emilie mit ihrer krakeligen Schrift auf den kleinen Zettel und gab ihn der Frau zurück.
    Die Frau ging durch den Schlitz des Vorhangs über die Seitenbühne in den Zuschauerraum, schlenderte unauffällig an Magdas Tisch vorbei und ließ den Zettel dabei ähnlich unauffällig neben Magda liegen. Dann verschwand sie wieder hinter dem Vorhang.
    »Gut gemacht!« Leo und Emilie flüsterten es gleichzeitig. Von nun an ließen wir Magdas Tisch nicht mehr aus den Augen.
    Magda brauchte einige Zeit, bis sie den Zettel bemerkte. Als sie ihn schließlich sah und gelesen hatte, schaute sie sich auffällig um, bis sie Leo und

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