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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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nicht leiden konnten. Aber es gab keinen besseren Tüftler als ihn. Die Leute waren auf ihn angewiesen. Das schien sie am meisten zu ärgern. Sie waren von dem »alten Spinner«, dem »verrückten Kommunisten« abhängig. Spint war es egal, ob die Berkumer ihn mochten oder nicht. Er verlangte für die Reparatur ein paar Groschen – viel weniger, als ein neues Gerät gekostet hätte, das sich ohnehin niemand leisten konnte.
    »Sieht doch schon ganz gut aus«, sagte Karl.
    »Und was machen wir mit dem fehlenden Lenker? und der Kette?«
    »Gibt’s in Oberhausen«, sagte Spint und verließ die Scheune.
    »Zuerst muss aber das Ritzel sauber gemacht werden.«
    »Hast du die Drahtbürste?«
    »Nee, die war doch gerade eben noch …«
    »Na, wieder am spionieren?«
    Fred und Karl blieb beinahe das Herz stehen. Sie drehten sich um. Hinter ihnen stand das Mädchen von gestern Abend und hielt die Drahtbürste schlenkernd in der Hand.
    »Oder basteln die Oberspione jetzt an Fluchtfahrzeugen?«
    Das Mädchen grinste frech und kaute auf der unterlippe.
    »Maya! Lass die Jungs in Frieden! Die sind jünger als du und nur halb so verdorben.« Spint stand in der Scheune, seine Pfeife im Mund. »Verstanden?«
    Ohne eine Reaktion von Maya abzuwarten, drehte er sich wieder um.
    Fred und Karl staunten. Sie wussten nicht, worüber sie mehr staunen sollten: Darüber, dass Spint sie in Schutz nahm, oder dass er einen so langen, zusammenhängenden Satz von sich gegeben hatte. Am Scheunentor blieb er noch einmal kurzstehen. »Wenn schon, kannst du ihnen helfen!« Dann war er verschwunden.
    »Na, dann muss ich wohl machen, was der Opa befiehlt, was? Also, her mit dem Ritzel!«
    Noch ehe Fred oder Karl reagieren konnten, kniete das Mädchen neben den Fahrrädern und schruppte mit der Drahtbürste das Ritzel blank. Fred und Karl schauten Maya zu.
    »Was ist? Habt ihr nichts zu tun?«
    Die Jungs beugten sich über die Schutzbleche und taten geschäftig.
    »Na also, geht doch«, sagte das Mädchen und fragte dann: »Wofür braucht ihr denn Fahrräder?«
    Fred und Karl antworteten nicht.
    »Ah, verstehe, ihr wollt weg aus diesen Kaff, was?«
    Wieder keine Reaktion.
    »Kann ich verstehen, würde es hier auch nicht lange aushalten.«
    Noch ehe sie weiterreden konnte, platzte Karl dazwischen. »Warum kommst du überhaupt hierher?«
    Maya richtete sich ein wenig auf.
    »Dreimal darfst du raten, Kleiner.«
    »Weil du woanders nicht mehr bleiben kannst!«, sagte Karl feindselig.
    Fred setzte nach. »Weil du allen auf die Nerven gegangen bist.«
    »Fehlt noch einer!«, sagte das Mädchen und lächelte noch immer. Scheinbar war es unverwundbar.
    »Weil du ziemlich eingebildet bist!«
    »Respekt! Das saß! Alle Achtung!«
    Maya lachte übers ganze Gesicht. Dabei waren ihre großenweißen Zähne zu sehen. Die Beleidigungen schienen ihr Spaß zu bereiten. »Übrigens, ich bin Maya. Und wer seid ihr?«
    Fred und Karl schwiegen. Maya sah weniger feindselig aus.
    »Na kommt schon. Ihr wollt doch auch, dass wir uns vertragen, oder?«
    Die beiden reagierten noch immer nicht.
    »Wenigstens dem Opa zuliebe.«
    »Karl«, sagte Karl schließlich, ohne Maya anzusehen.
    »Fred.«
    »Und wer ist der da?« Maya zeigte mit spitzem Finger auf mich.
    »Der Chefspion!«, sagte Karl.
    Fred lachte.
    Maya schaute verdutzt. »Das ist doch schon mal ein Anfang!«, sagte sie dann und lachte jetzt ebenfalls. »Von nun an kann es nur besser werden!«
    * * *
    Es wurde tatsächlich besser. Maya war manchmal zwar unausstehlich und ziemlich frech, hatte man sich aber an ihre vorlauten Sprüche und ihr loses Mundwerk gewöhnt, konnte sie ganz nett sein. Jedenfalls wurde sie Fred und Karl mit der Zeit immer sympathischer. Die anfängliche Ablehnung wich einer immer größeren Faszination. Irgendwie erinnerte Maya auffällig an ihren Großvater Spint. Nur dass sie jünger war und ständig redete. Maya kam aus Essen. Sie war über die Sommerferien von ihren Eltern zu ihrem Großvater verfrachtet worden.
    »Essen?«, fragte Karl. »Wie ist es da?«
    »Wie in Oberhausen, nur größer«, antwortete Maya.
    »Und Berkum ist wie Oberhausen, nur kleiner«, sagte Fred.
    »Dann ist Essen also ähnlich wie Berkum«, schloss Karl.
    »Irgendwie ist eben alles gleich«, sagte Maya und kaute wieder auf ihrer unterlippe.
    »Dann brauchen wir ja gar nicht wegzufahren«, murmelte Fred vor sich hin.
    »Ihr wollt wegfahren?« Maya war erstaunt. »Wohin?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Quatsch! Fred meint

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