Der Oligarch
nicht möglich sein wird. Und wir unterstützen Ihre Entscheidung rückhaltlos.«
»Ich kann Ihnen kaum sagen, wie erleichtert ich bin, die Unterstützung von Langley zu haben, Adrian.«
»Versuchen Sie bitte, Ihren sarkastischen israelischen Humor zu zügeln.«
Gabriel tupfte sich mit seiner Serviette die Lippen ab.
»Haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie in Zukunft machen wollen?«
»Chiara und ich müssen vorläufig hierbleiben.« Gabriel nickte zu seinen beiden Leibwächtern hinüber, die am übernächsten Tisch saßen. »Von bewaffneten Kindern beschützt.«
»Sie könnten nach Amerika kommen. Elena sagt, Sie seien jederzeit willkommen. Sie lässt Ihnen ausrichten, dass sie auf ihrem Landsitz gerne ein Haus für Chiara und Sie bauen würde. Ich an Ihrer Stelle wäre versucht, ihr Angebot anzunehmen.«
»Weil Sie in New England aufgewachsen und strenge Winter gewöhnt sind. Ich stamme aus dem Jezreel-Tal.«
»Sie meint es ernst, Gabriel.«
»Überbringen Sie Elena bitte meinen Dank und dass ich ihr Angebot zu schätzen weiß. Aber ich kann es nicht annehmen.«
»Ihre Kinder werden sehr enttäuscht sein.« Carter legte Gabriel einen Umschlag hin. »Sie haben Ihnen einen Brief geschrieben. Eigentlich ist er an Sie und Chiara adressiert.«
»Was ist das?«
»Ein Entschuldigungsbrief. Sie sollen wissen, wie leid es ihnen tut, was ihr Vater gemacht hat.«
Gabriel zog den Brief heraus und las ihn schweigend.
»Er ist rührend, Adrian, aber richten Sie den Kindern bitte aus, dass sie keinen Grund haben, sich für ihren Vater schuldig zu fühlen. Außerdem hätten wir Chiara ohne ihre Hilfe nie befreien können.«
»Sie müssen in Andrews eine klasse Vorstellung abgegeben haben. Fielding sagt, dass sie wirklich sehenswert war. Der russische Botschafter war jedenfalls völlig überzeugt.«
Gabriel steckte den Brief in den Umschlag zurück und lächelte. Was der russische Botschafter nicht ahnte, war, dass er als Kleindarsteller bei diesem trickreichen Täuschungsmanöver mitgewirkt hatte. Anna und Nikolai Charkow waren in Andrews tatsächlich an Bord der C-32 der U.S. Air Force gegangen, aber Gabriel hatte darauf bestanden, dass sie nicht einmal in die Nähe des russischen Luftraums gelangten. Stattdessen durchquerten sie die Kabine nur, um in den hydraulisch angedockten Laderaum eines Catering-Fahrzeugs zu gelangen, in dem Sarah Bancroft auf sie wartete. Zehn Minuten nach der Abfahrt des Botschafters saßen sie in der Gulfstream und flogen mit ihrer Mutter in die Adirondacks zurück. Nur die Mitteilung an Charkow war echt gewesen. Die Kinder hatten sie in Andrews geschrieben und dem Piloten mitgegeben. Nach Auskunft Elenas hatten sie jedes Wort ernst gemeint.
»Mein Direktor ist dem Botschafter vor ein paar Monaten zufällig auf einem Empfang im Weißen Haus begegnet. Er ist noch immer wütend darüber, dass die Rückkehr der Kinder geplatzt ist. Anscheinend fürchtet er Charkows Zorn. Er hält sich möglichst wenig in Russland auf.«
Gabriel steckte den Brief in seine Hemdtasche. Carter war bestimmt nicht eigens nach Jerusalem gekommen, um einen Reisepass zurückzufordern und einen Brief zu überbringen, aber er schien es nicht eilig zu haben, den wahren Grund seines Besuchs anzusprechen. Er las jetzt in seiner Zeitung. Dann faltete er sie auf Viertelgröße zusammen und legte sie Gabriel hin.
»Haben Sie das gesehen?«, fragte er, während er auf eine Überschrift tippte.
Darunter stand eine Meldung über die neue Gedenkstätte am Rand der Massengräber in der Wladimirskaja Oblast. Obwohl sie schlicht und klein war, hatte sie – sehr zum Verdruss des Kremls – bereits Zehntausende Besucher angezogen. Viele waren Verwandte der Opfer, die dort begraben lagen, aber die meisten waren gewöhnliche Russen, die etwas aus ihrer dunklen Vergangenheit sehen wollten. Seit der Eröffnung der Gedenkstätte hatte Stalins Ansehen in Russland stark gelitten. Das Gleiche galt für das jetzige Regime. Der Korrespondent der Herald Tribune fragte sich, ob die Russen noch immer bereit wären, eine autoritäre Zukunft zu akzeptieren, wenn sie offener über ihre totalitäre Vergangenheit diskutierten. Gabriel war diesbezüglich eher skeptisch. Er erinnerte sich an etwas, das Olga Schukowa gesagt hatte, als sie über den Nowodewitschi-Friedhof gegangen waren. Die Russen hatten niemals wahre Demokratie erfahren. Und sie würden voraussichtlich nie in einer leben.
»Hier steht, dass der russische Präsident die
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