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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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willst, wann immer du willst, und keiner traut sich, dich dafür zur Rechenschaft zu ziehen.«
    »Und du genießt bei Uzi oft eine Vorzugsbehandlung, weil du meine Frau bist.«
    »Ich bin noch immer wütend auf ihn, weil er dich in Moskau zurückgelassen hat.«
    »Das war nicht Uzis Schuld, Chiara. Er hat versucht, mich wegzuschicken, aber ich wollte nicht hören.«
    »Und das hat dich beinahe das Leben gekostet. Wäre Grigorij nicht gewesen, wärst du jetzt tot.« Sie schwieg einen Augenblick, während sie zwei Kleidungsstücke neu zusammenlegte. »Habt ihr beiden etwas gegessen?«
    »Uzi hat ungefähr ein Dutzend Törtchen gegessen. Ich habe einen Cappuccino getrunken.«
    »Wie steht es um sein Gewicht?«
    »Er scheint als Ehemann ein paar glückliche Pfunde zugelegt zu haben.«
    »Du hast nach unserer Hochzeit nicht zugenommen.«
    »Das bedeutet vermutlich, dass ich zutiefst unglücklich bin.«
    »Bist du das?«
    »Red keinen Unsinn, Chiara.«
    Sie schob einen Daumen in den Hosenbund ihrer Jeans. »Ich dagegen nehme zu, glaube ich.«
    »Du bist schön wie immer.«
    Sie runzelte die Stirn. »Du sollst nicht sagen, dass ich schön bin. Du sollst mir versichern, dass ich nicht zugenommen habe.«
    »Deine Bluse sitzt ein bisschen enger als sonst.«
    »Das kommt davon, dass Anna so gut kocht. Esse ich so weiter, sehe ich bald wie eine dieser alten Frauen in der Stadt aus. Vielleicht sollte ich mir einfach ein schwarzes Kleid kaufen und die Sache hinter mich bringen.«
    »Ich habe ihr den Abend freigegeben. Ich dachte, es wäre nett, zur Abwechslung mal allein zu sein.«
    »Gott sei Dank. Ich koche dir selbst etwas. Du bist zu dünn.« Chiara schloss die Schublade. »Was hat Uzi also hergeführt?«
    »Er macht seine halbjährliche Tour zu unseren Leuten in Europa. Klopft ihnen auf die Schulter. Zeigt Flagge.«
    »Entdecke ich in deinem Tonfall eine ganz leichte Verstimmung?«
    »Um Himmels willen, wieso sollte ich verstimmt sein?«
    »Weil du statt Uzi die große Tour machen solltest, um unsere Leute in Europa zu besuchen.«
    »Das Reisen ist nicht mehr, was es früher einmal war, Chiara. Außerdem wollte ich den Job nicht haben.«
    »Aber dir hat’s nie gefallen, dass Uzi ihn bekommen hat, nachdem du ihn abgelehnt hattest. Du hältst ihn nicht für intelligent und kreativ genug.«
    »Schamron und seine Gefolgsleute am King Saul Boulevard sind anderer Meinung. Und an deiner Stelle, Chiara, würde ich mich um ein gutes Verhältnis zu Uzi bemühen. Er wird bestimmt irgendwann Direktor.«
    »Nicht nach allem, was in Moskau passiert ist. Wie man hört, kann Uzi von Glück sagen, dass er seinen Job behalten durfte.« Sie setzte sich auf die Bettkante und machte einen halbherzigen Versuch, ihren rechten Stiefel auszuziehen. »Hilf mir«, sagte sie und streckte Gabriel den Fuß hin. »Er bewegt sich keinen Zentimeter.«
    Gabriel packte den Stiefel an Spitze und Ferse und bekam ihn mühelos ab. »Vielleicht solltest du es das nächste Mal mit Ziehen versuchen.«
    »Du bist viel stärker als ich.« Sie streckte ihm das andere Bein hin. »Wie lange willst du mich diesmal warten lassen, Gabriel?«
    »Bevor ich was tue?«
    »Bevor du mir erzählst, wieso Uzi eigens nach Umbrien gekommen ist, um mit dir zu sprechen. Und wieso zwei Leibwächter des Diensts dich nach Hause begleitet haben.«
    »Ich dachte, du hättest mich nicht zurückkommen gehört.«
    »Das war gelogen.«
    Gabriel zog Chiara den zweiten Stiefel aus.
    »Du sollst mich nie belügen, Chiara. Schlimme Dinge passieren, wenn Liebende einander belügen.«

8 V ILLA DEI F IORI , U MBRIEN
    »Vielleicht haben die Engländer recht. Vielleicht hat Grigorij noch mal die Seite gewechselt.«
    »Und vielleicht kommt Guido Reni spätabends hier vorbei, um mir zu helfen, sein Altargemälde fertigzustellen.«
    Chiara nahm ein Ei aus dem Karton und schlug es geübt mit einer Hand in eine gläserne Rührschüssel. Sie stand an einem Tresen in der rustikalen Küche der Villa. Gabriel saß ihr gegenüber auf einem Hocker und hielt ein Glas Merlot aus Umbrien in der Hand.
    »Mit diesen Eiern bringst du mich um, Chiara.«
    »Trink deinen Wein. Wenn man Wein trinkt, kann man so viel essen, wie man will.«
    »Das ist Unsinn.«
    »Das ist wahr. Weshalb, glaubst du, leben wir Italiener ewig?«
    Gabriel tat wie geheißen und nahm einen Schluck von seinem Wein. Chiara schlug ein weiteres Ei auf, aber diesmal geriet ein kleines Stück Schale in den Dotter. Sie entfernte es irritiert mit dem

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