Der Oligarch
lange und gründlich nachdenken, bevor du dich mit einem Berufskiller einlässt. Um sein Land zu schützen, hat Michail alle möglichen schrecklichen Dinge getan.« Gabriel machte eine Pause, dann fügte er hinzu. »Dinge, die den Umgang mit ihm manchmal schwierig machen können.«
»Klingt ganz nach jemandem, den ich kenne.«
»Das ist kein Scherz, Sarah. Dies ist dein Leben. Außerdem sind israelische Männer notorisch treulos. Das kann dir jede Israelin bestätigen.«
»Die israelischen Männer, die ich kenne, gefallen mir sehr gut.«
»Das kommt daher, dass wir die Besten der Besten sind.«
»Auch Michail?«
»Sonst wäre er nicht in meinem Team. Wie oft warst du schon mit ihm zusammen?«
»Er war ein paar Mal hier, und ein Mal haben wir uns in Paris getroffen.«
»Allein in Paris zu sein, ist für dich zu gefährlich.«
»Ich bin nicht allein. Ich bin mit Michail zusammen.« Eine Pause, dann: »Das ist fast so, als wäre ich mit dir zusammen.«
Ihre Worte schienen einen Augenblick zwischen ihnen zu stehen. »Ist das der Zweck der Übung, Sarah?«
»Gabriel, bitte.«
»Ich möchte nicht, dass Michail verletzt wird.«
»Bestimmt werde letzten Endes nur ich verletzt.«
»Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern kann.«
Sie lächelte zum ersten Mal, seit Michail erwähnt worden war. »Ich wollte es dir heute Abend erzählen. Wir haben nur damit gewartet, bis wir wussten, dass es …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
»Dass es was war?«
»Echt.«
»Und, ist es das?«
Sarah ergriff seine Hand. »Nicht aufregen, Gabriel. Ich hatte gehofft, dies könnte eine kleine Feier sein.«
»Ich rege mich nicht auf.«
Sie betrachtete sein Champagnerglas. Er hatte es nicht angerührt.
»Möchtest du etwas anderes?«
»Nagellackentferner. Auf Eis, mit einem Spritzer Zitrone.«
Da Gabriel mit dem Wissen und Einverständnis der CIA nach Washington gekommen war, hatte ihm die Liegenschaftsverwaltung eine nicht ganz sichere Wohnung an der Tunlaw Road nördlich von Georgetown zugewiesen. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass ihre Fenster auf den Hintereingang der russischen Botschaft hinausgingen. Als Gabriel das Foyer durchquerte, vibrierte das Handy in seiner Manteltasche. Der Anrufer war Adrian Carter.
»Wo sind Sie?«
Gabriel sagte es ihm.
»Ich habe etwas, das Sie sofort sehen müssen. Wir holen Sie ab.«
Am anderen Ende wurde aufgelegt. Eine Viertelstunde später stieg Gabriel auf der New Mexico Avenue hinten in Carters schwarze Limousine, die ein Chauffeur steuerte. Carter drückte ihm ein Blatt Papier in die Hand: die übersetzte Mitschrift eines am Abend zuvor von der National Security Agency in Moskau abgehörten Telefongesprächs. Die Zielperson war Iwan Charkow. Er sprach mit jemandem in der FSB-Zentrale am Lubjanka-Platz. Obwohl das Gespräch sorgfältig verschleiert in umgangssprachlichem Russisch geführt wurde, war klar, dass Charkow dem FSB etwas überlassen hatte, das er jetzt wiederhaben wollte. Dieses Etwas war Grigorij Bulganow.
»Sie hatten recht, Gabriel. Charkow hat Grigorij dem FSB ausgeliefert, der ebenfalls ein paar alte Rechnungen mit ihm zu begleichen hat. Offenbar verlaufen die FSB-Verhöre für ihn zu schleppend. Charkow hat eine Menge Geld dafür ausgegeben, Grigorij zurückzuholen, und will nicht länger warten. Aber die gute Nachricht ist, dass Grigorij noch lebt.«
»Sehen Sie irgendeine Möglichkeit, auf den FSB einzuwirken, damit Grigorij am Leben bleibt?«
»Ganz aussichtslos. Unsere Beziehungen zu den russischen Diensten verschlechtern sich tagtäglich. Sie würden es niemals hinnehmen, dass wir uns in eine strikt interne Angelegenheit einmischen. Wären die Rollen vertauscht, würden wir das übrigens auch nicht tun. Aus ihrer Sicht ist Grigorij ein Deserteur und Landesverräter. Glauben Sie mir, die sind ebenso darauf aus, ihn zu liquidieren, wie es Charkow ist.«
»Hat die Spionageabwehr etwas für mich?«
»Noch nicht. Wer weiß, vielleicht ist Ihr Freund Anatolij ein Gespenst.«
»Ich glaube nicht an Gespenster, Adrian. Wenn wir eines über Charkow wissen, dann die Tatsache, dass er Grigorijs Entführung keinem Mann anvertraut hätte, den er nicht persönlich kennt.«
»Das ist Charkows Art. Alles strikt persönlich.«
»Deshalb könnte eine Frau, die lange mit Charkow zusammen war, diesem Mann irgendwann begegnet sein.« Gabriel machte eine Pause. »Wer weiß, Adrian? Vielleicht kennt sie sogar seinen richtigen Namen.«
Carter wies seinen
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