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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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meisten aber hoffte sie, dass er Frank in den Mann verwandeln würde, den sie kannte.
    Ihr Aufbruch sorgte für allgemeine Aufregung. Amelia erteilte ihnen genaueste Anweisungen, wie lange sie fortbleiben und wohin sie fahren durften. Die anderen Bewohner sahen den dreien stirnrunzelnd hinterher, wobei sich Elizabeth nicht sicher war, ob sie enttäuscht waren, weil sie nicht mitkommen durften, oder ob sie sich ärgerten, weil ihre Routine gestört wurde.

7.
    Der Fluss
    W o soll’s hingehen, Jungs?«, fragte Elizabeth. Neben ihr hatte Frank das Fenster heruntergelassen und streckte seinen Kopf in den Wind. Guy saß quer auf dem Rücksitz mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Beide lächelten.
    »Las Vegas«, sagte Guy.
    »Mexiko«, sagte Frank.
    Elizabeth bog nach links in die Sixth Avenue ab und fuhr in Richtung Fluss. Sie überlegte, ob sie mit ihnen ins Kasino nach Red Bluff fahren sollte, hatte dann aber Bedenken, dass Guy nicht aus dem Auto kommen würde. Er hatte über fünf Minuten gebraucht, um es auf den Rücksitz zu schaffen, wobei Amelia ihn mit Argusaugen beobachtet hatte, bereit, den Ausflug sofort abzubrechen, sollte er ins Straucheln geraten. Zu dieser Jahreszeit war es im Park unten am Fluss normalerweise sehr schön. Dort konnten sie sich hinsetzen und reden.
    Frank und Guy unterhielten sich über die Sitze hinweg und bekamen einen Lachanfall nach dem anderen. Sie machten Witze über das Pflegepersonal und klatschten über die anderen Bewohner. Guy imitierte eine Frau namens Gladys, die Elizabeth jedoch nicht kannte. Er saugte die Wangen ein, klimperte mit den Wimpern, stellte seine Stimme zwei bis drei Oktaven höher und ahmte ihre Annäherungsversuche nach.
    Sie fuhren am ehemaligen Hain von Franks Familie vorbei, der inzwischen verkauft und mit Reihenhäusern bebaut worden war – vollkommen identische Bauten mit großen, eindrucksvollen Garagen, die auf die Straße hinausgingen, und Ziegeldächern, die aussahen, als wären sie aus Plastik statt aus Ton. Sie wollte Frank darauf aufmerksam machen, entschied sich dann aber dagegen. Stattdessen versuchte sie Guy zu beschreiben, wie die Gegend ausgesehen hatte, als sie jung war, wie sie von Hill House hinunterschauen und auf ein Meer von Olivenbäumen hatte blicken können.
    »An geordneten Baumreihen vorbeizufahren kann einen ganz schwindelig machen«, sagte sie und dachte an die optische Täuschung, die die Reihen hervorriefen.
    »Ich mag keine Oliven«, sagte Guy. »Zu salzig.«
    Elizabeth überlief ein Frösteln, und sie ließ die Fensterscheiben hoch. Frank drehte sich zu Guy um und fragte ihn, ob er schon einmal Oliven probiert hatte, die nicht in Salzlake eingelegt waren. Überrascht blickte Elizabeth zu ihrem Mann hinüber. Solch eine Frage hatte Frank das letzte Mal vor seiner Demenzerkrankung gestellt. Inzwischen sprach er kaum noch über Oliven. Sie drosselte das Tempo, um zum Park am Fluss abzubiegen.
    »Ich habe alle probiert«, antwortete Guy und zählte sämtliche Olivensorten auf, die er kannte. »Das Öl mag ich genauso wenig. Es hinterlässt viel zu viel Eigengeschmack an allem, was man damit zubereitet. Ich mag Rapsöl, das macht das Essen einfach nur ein bisschen schlüpfrig.«
    Elizabeth fuhr auf den Parkplatz und war überrascht, wie leer er war. Es war Sommer, und die Kinder hatten Ferien. Als sie vor ein paar Wochen mit Erin hiergewesen war, hatten jede Menge Jugendliche Frisbee gespielt und Fußball gespielt. Selbst auf dem Spielplatz herrschte jetzt vollkommene Ruhe, keine quietschenden Schaukeln oder kreischenden Kinder, die die Aluminiumrutsche hinuntersausten.
    »Hast du schon mal das Öl von meiner Tochter probiert?«, fragte Frank. »Es ist zwar auch Olivenöl, aber die Früchte stammen aus einem ganz besonderen Hain. Diesen Olivenhain hat Annas Vater angepflanzt, als er von Australien hierher kam.«
    Elizabeth hielt den Atem an.
    »Schatz«, sagte Frank an sie gewandt. »Erklär ihm, was ich meine. Callies Öl ist etwas ganz Besonderes, stimmt’s?«
    Guy setzte sich auf und lehnte sich zu Frank vor. »Woran erinnerst du dich?«
    Elizabeth legte ihrem Mann eine Hand auf den Arm. »Frank? Weißt du, wer ich bin?«
    Er lachte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er aus dem Auto stieg.
    Sie eilte ihm hinterher, dann aber fiel ihr Guy wieder ein. Sie eilte zum Wagen zurück, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und ließ alle Scheiben herunter, wobei sie aufgeregt auf Guy einredete und versuchte, ihm von Dr.

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