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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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worden war, sie fühlte sich völlig klar. Nidihanns Anzug machte ihr allerdings immer noch Probleme. Wenn man die Adern berührte, konnte man einen Herzschlag spüren, der zu Nidihann oder zum Anzug selbst gehören mochte; das war nicht zu unterscheiden. In der dunklen Luft um sie herum flatterte etwas. Als Latil zusammenzuckte, weil ihr kurz von einem weichen Flügel die Sicht genommen wurde, flüsterte Nidihann ihr ins Ohr: »Keine Angst.«
    Sie sanken mit der Plattform zu den Sarkophagen hinab. Haku stand an der Stelle der Plattform, die am weitesten von Nidihann entfernt war. Man konnte seinen kühlen Hass nur ahnen. Das machte ihn Latil sehr sympathisch. Die Plattform setzte mit müheloser Präzision neben dem größten der Sarkophage auf. Der Behälter war viel größer, als er aus der Luft gewirkt hatte. Vier Meter hoch vielleicht und zwanzig Meter lang, mindestens. Er schien aus Glas zu bestehen. Er war mit einer durchscheinenden Flüssigkeit gefüllt, und ein länglicher Gegenstand schwamm darin, bei dem Latil nicht sicher war, ob es sich um einen Pflanzenbestandteil, ein Tier oder um tote Materie handelte. Es sah nicht sehr beeindruckend aus. Die Farbe des Gegenstandes war braunschwarz. Verbranntes Holz? Eine große Wurzel? Ein konservierter Tierkadaver? Latil war nicht beeindruckt. Am Boden des Aquariums lag eine genaue Kopie des Gegenstandes, wobei die Kopie etwas kleiner zu sein schien und noch dunkler gefärbt war als das Original. Nidihann und Haku aber waren angespannt, etwa so wie in Gegenwart einer hoch gestellten Persönlichkeit. Eytarri patschte begeistert mit seinen Händen auf dem Glas herum, als sei der Gegenstand ein wunderbares Spielzeug, das ihm in seiner Sammlung gerade noch fehlte. Nidihann griff wieder nach Latils Hand und begann zu singen. Obwohl der Schalldruck nicht sehr groß sein konnte, füllte ihre Stimme die Halle mühelos. Die zurücklaufenden Echos von Wänden, Boden und Decke überlagerten sich mit ihrem Gesang wie die verschiedenen Stimmen eines Kanons. Es machte ihr offensichtlich keine großen Schwierigkeiten, die Signallaufzeiten in diesem Raum zu bestimmen und sie für ihre Kunst zu benutzen. Nidihann sang mehrstimmig mit sich selbst. Als sie den Mund schloss, hallten die Echos noch nach, und erst als alles still war, konnte Latil hören, dass auch aus der Richtung des Sarkophags gesungen wurde. Es war eher ein durchdringendes Raspeln, unterlegt von den immer gleichen an- und abschwellenden Sinustönen, und danach ein schnelles Klicken, das sich gegen Ende zu einem zusammenhängenden Ton beschleunigte und dann ganz abbrach. Nidihann führte Latil zu der gewölbten Glaswand und strich leicht darüber hin.
    »Sie hat sich gerade gehäutet. Es geht ihr gut«, sagte sie zufrieden.
    Als Latil das Glas berührte, war es warm, fast heiß. Sie hatte die Hand noch auf dem Glas, als die ganze Halle von einem durchdringenden Ton widerhallte, der weder von Nidihann, noch von Haku, noch aus dem Sarkophag zu kommen schien. Die Decke wurde hell. Zerfaserte Bälle ließen sich auf einer zerklüfteten Landschaft aus einem weichen, beigefarbenen, organisch wirkenden Material nieder, und wo sie landeten, breitete sich schnell eine schwarze Zone um sie herum aus, gerade so, als würde das beigefarbene Material von den Bällen angegriffen oder infiziert. Über dem Horizont dieser bizarren Landschaft stand ein blassblauer Himmel. Latil registrierte, dass ihr irgendeine Szene aus dem Opal gezeigt wurde. Erst als über dem Horizont die stacheligen Abfangjäger auftauchten, durch die sie mit der Passage englouti vor ein paar Stunden hindurchgeglitten war, schwante ihr, dass diese Infektion an der Echo selbst stattfand. Die Abfangjäger näherten sich den gelandeten Bällen, die die Haut der Echo mittlerweile mit schwarzen Flecken gesprenkelt hatten, die Flecken selbst waren durch luftig aussehende Fasern miteinander verbunden. Es schien, als betrachteten die Jäger diese Szene ausgiebig. Dann leuchtete der erste von ihnen kurz auf, das Leuchten wanderte schnell zu den Stachelspitzen, die plötzlich alle in eine Richtung zeigten, und wurde dann als gebündelter Strahl auf die schwarzen Zonen am Schiffsrumpf abgefeuert. Der Strahl zog einen ganzen Schwarm kleiner, leuchtender Kugeln hinter sich her. Der getroffene schwarze Ball, mittlerweile schon halb in die geschwärzte und verkrustete Haut eingesunken, verdampfte. Ein Jäger nach dem anderen begann zu leuchten und feuerte das Licht auf die

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