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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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infizierte Zone ab, ein Infektionsherd nach dem anderen löste sich in Luft auf. Die Schlacht spielte sich in absoluter Stille ab, Latil war nicht klar, ob die Geräusche nicht übertragen wurden oder ob es nichts zu übertragen gab.
    »Dreckige Fresser«, sagte Nidihann und wollte Latil weiterziehen, aber erst als die Abfangjäger wieder verschwunden waren und ein Schwarm roter Polygone die Schiffsoberfläche von allen Überresten des Kampfes gereinigt hatte, gehorchte Latil. Der Kampf mochte vielleicht eine Minute gedauert haben, länger nicht. Die Decke der Halle wurde wieder dunkel. Nidihann steuerte auf die kleineren Sarkophage zu, in denen sich die Funken bewegten wie Fliegen in einem Glas.
    Haku sagte: »Fresser sind bösartige Schiffsschmarotzer, die Schiffe überfallen und angreifen, man muss sofort auf sie reagieren. Es gibt noch üblere Arten als die, die du gerade gesehen hast. Fresser kommen leider im Opal recht häufig vor.«
    Latil erinnerte sich an die weißen flatternden Bänder, die von der Okigbo nach dem Einlaufen ins Dock auf Pasiphae aufgestiegen waren.
    »Es gibt auch mehr oder weniger harmlose Schiffsschmarotzer, nicht wahr?«
    Hakus Gesicht wirkte ausgemergelt, beinahe gespenstisch im roten Dämmerlicht.
    »Und absolut notwendige, ja«, antwortete er.
    »Schau her«, sagte Nidihann.
    Sie schien bemüht, das Thema zu wechseln. Sie zog Latil zu sich heran. Die Funken waren in Wirklichkeit Tiere, die mit kleinen, ruckenden Bewegungen in dem Aquarium herumschwammen. Es gab größere und kleinere, das Gewusel war so dicht, dass sie den einzelnen Exemplaren kaum folgen konnte.
    »Ein Jäger«, sagte Nidihann und zeigte auf eine gezackte Scheibe, die sich rotierend und ruckend ihren Weg durch die Flüssigkeit bahnte. Einen kleinen plumpen Bolzen mit flimmernden Flossen entlang der Längsachse nannte Nidihann ein Frachtschiff. Ein beschädigt aussehendes Rad mit zu wenigen Speichen, die in regelmäßigen Abständen knotenartig verdickt waren, ein Zuchtschiff.
    »Sie sind alle in ihrer ersten Larvenphase, manche häuten sich schon für die zweite. Einige dieser Winzlinge hier werden einmal kilometerlang sein und weitaus schneller fliegen können als das Schiff, das du von draußen mitgebracht hast.«
    Nidihanns herablassender Tonfall ärgerte Latil. »Wenn Eline den Opal nicht zerstört.«
    Nidihann lächelte. »Haben sie dir diesen Unsinn auch erzählt.«
    Sie wandte sich wieder den Schiffslarven zu. »Beeindruckende Schiffe wachsen hier heran, aber gegen die Glottis ist das alles nichts.« Sie nickte zu dem Sarkophag hin, den sie zuerst besichtigt hatten. »Die Glottis wird ein Traum von einem Schiff sein. Die Echo ist schon jetzt sehr stolz auf sie, und ich glaube, zu Recht. Aber selbst sie bekommt ihre Triebwerke erst von uns. Sie werden gerade auf Dreng gebaut, und es dauert noch etwa fünf Jahre, bis sie fertig sind. Dann verkaufen wir sie dem Schiff. Das Schiff bezahlt mit lebenslangem Dienst am Opal.«
    Sie sah Latil an. »Lass uns gehen. Du brauchst Ruhe.«
    Nidihann streifte mit ihrer rechten Hand Latils Wange. Sie bestiegen die Plattform. Das Eytarri-Mondo war nicht mehr da, der Zamna sah seit dem Fresseralarm müde und traurig aus. Er setzte sich, als er auf die Plattform geklettert war, und fiepte wie ein kaputtes Gerät vor sich hin.
    »Was passiert eigentlich mit Schiffen, die gestorben sind?«, fragte Latil, während die Plattform aufstieg.
    »Sie werden von den anderen gegessen«, antwortete Nidihann ganz selbstverständlich.
    Latil entgegnete nichts. Dicht unter der Decke wurde ihr Gesicht wieder von kleinen, weichen Flügeln gestreift.
    Nidihann leckte wie eine Königin. Latil schwamm auf den Wellen roten Lichts, die ihr triefendes Geschlecht durch ihren ganzen Körper schickte. Geil und warm, warm und geil. Sie gönnte sich eine Pause und ließ ihren Kopf zurücksinken, Nidihanns Saft kühlte ihr Gesicht. Metall, Blut, Salz, Äpfel. Nidihann schmeckte wie alte Liebe. Als sie ihre Augen für einen Moment öffnete, konnte Latil den widerlichen Adernanzug sehen, der über einem Stuhl lag. ›Du brauchst Ruhe‹, hatte Nidihann gesagt. Latil hätte gelacht, aber ihr war nicht nach Lachen zumute. Sie wollte sich weiter auseinander spreizen, aber das ging nicht. Sie schloss ihre Augen wieder und ließ ihre Hände wie Schlingpflanzen durch die Luft taumeln. Nidihann sang mehrstimmig und sie leckte mehrzüngig, so fühlte es sich jedenfalls an. Sie bekam Nidihanns heiße, trockene Hände

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