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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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zu fassen und zog daran. Nidihanns Zunge fuhr an Latils Schleimhäuten entlang wie eine Fleischfeile. Es schmerzte. Latil gab ein Geräusch von sich, das sie selbst an eine Kuh erinnerte. Sie hatte einmal Kühe gesehen, beinlose Torsi, die in Gummibändern hingen, damit sie durch ihr Eigengewicht ihre riesigen Euter nicht zerquetschten. Manchen der Kühe hatte man ihre Köpfe gelassen und sie gaben seltsame Geräusche von sich. Milch, dachte Latil, musste aber sofort aufhören zu denken, um noch einmal zu muhen. Sie öffnete die Augen und sah Nidihanns rot gezacktes Loch über sich wie einen blutigen Mund. Auf Nidihanns perfektem Hintern zeichneten sich rot die Spuren von Latils Händen ab. Ich werde dir jetzt auch wehtun, dachte sie und griff nach den Backen. Aber bevor sie ihre Zunge in Nidihann vergraben konnte, kam es ihr. Es war zu stark. Sie ließ ihre Beine zuklappen wie eine Schere, als die Gischt an ihr hochschoss. Es war vielleicht auch ein wenig böser Wille dabei. Sie schrie gemeinsam mit der anderen. Aber seltsam, der Schrei der anderen war stärker. Er fraß Löcher in ihren eigenen, drängte sich durch ihn hindurch und traf sie am Kopf wie ein Hammer. Nidihanns Schrei lahmte sie, und Latil, die sich eben noch in einer fast fötalen Haltung zusammengekrümmt hatte, fiel wie erschossen auf das Bett zurück. Sie hatte die Kontrolle über ihre Muskeln verloren. Nicht einmal die Augen konnte sie noch bewegen. In ihrem Körper schwappten der Orgasmus und seine Echos hin und her wie Wasser in einem Tank. Nidihann stand auf, ein wenig unbeholfen, wie es schien, und verließ Latils Sichtfeld. Latil hörte sie laut atmen. Der trocknende Schweiß auf ihrem Bauch kühlte ihre Haut. Die Kontrolle über ihre Muskeln kehrte erst langsam zurück, und als sie ihren Kopf drehen konnte, sah sie Nidihann breitbeinig auf dem Stuhl sitzen, den perversen Anzug zu ihren Füßen. Sie hechelte wie ein Hund. Auf ihren Brüsten, an ihrem Hals, auf ihrem Bauch: überall Kratzspuren.
    »Was hast du mit mir gemacht?«, fragte Latil.
    »Du hättest mich beinahe zerdrückt. Ich liebe dich«, sagte Nidihann.
     
    Sie fühlte sich auf der Passage englouti sicherer. Das Schiff war mittlerweile von einem dichten Netz aus Fleischlianen umgeben, direkt an der Anlegestelle. Über ihr, unter ihr, vor ihr Abfangjäger. Latil, Haku und Eytarri wohnten auf der Passage englouti, Nidihann kam nur zum Ficken. Die erste Station der Wallfahrt würde Linophryne sein, ein erdähnlicher Planet, der unter seinem Atmosphärenschirm eine ganze Anzahl der Weltwunder des Opals beherbergte, so zum Beispiel die fliegenden Meere, auf die sich Nidihann freute wie ein Kind. Latil ging zu Kea, die sie in dem Raum mit der geteilten Schwerkraft empfing. Kea war sichtlich darüber amüsiert, dass es Nidihann gelungen war, Latil ins Bett zu zerren.
    »Habe ich dir zu viel versprochen?«, fragte Kea. Die umgekehrten Augen, die sie von oben herab ansahen, machten Latil verrückt. Sie sprang und landete präzise vor Kea, die überrascht einen Schritt zurücktrat und instinktiv eine Verteidigungshaltung einnahm.
    »Sie ist gut, nicht wahr?«, sagte Kea, um ihre Unsicherheit zu kaschieren, und ließ ihre Zungenspitze ein wenig zwischen den Lippen hervortreten.
    Latil ging noch einen kleinen Schritt vor, und Kea wich zurück.
    »Nidihann ist eine Spionin Elines«, sagte Latil ruhig.
    Kea lachte.
    »Natürlich ist sie das, du kluges Köpfchen. Aber spricht sie auch mit ihm? Berichtet sie ihm über ihre Erfolge? Wenn ja, wie? Finde das doch bitte heraus für uns. Führe uns zu Eline.«
    Latil sagte fest: »Ich soll einen von euch umbringen, weil ihr nicht den Mut dazu habt. Ich möchte, dass das ernst genommen wird. Es lebe der friedliche Opal.«
    Sie sprang, und das saugende Geräusch der grauen Membran entließ sie auf die andere Seite.
    »Latil«, sagte Kea herablassend. »Das begreift ihr Altweltler nie. In unserer Sprache gibt es kein Wort für Wahrheit.«
    Das letzte Wort hatte sie in leicht ungelenkem Standard gesagt, und Latil antwortete ihr ebenfalls auf Standard: »Fick dich, Kea.«
    Auf dem Rückweg durch die Transportröhren, die so ähnlich aussahen und funktionierten wie das Transportsystem auf Pasiphae, empfand Latil es als moralischen Sieg, Kea nicht körperlich angegriffen zu haben.
     
    Es war einer der ersten ruhigen Momente seit Pasiphae. Sie saßen beim Essen, als es Latil in den Sinn kam, Eytarri nach dem Vertrag zu fragen, von dem er auf Pasiphae

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