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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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gesprochen hatte. Vielleicht wollte sie den Zamna auch nur zum Sprechen bringen. Wenn sie auch lieber auf der Passage englouti wohnte als auf der Echo, so konnte es doch allein mit Haku und Eytarri recht einsam werden. Vielleicht war sie auch nur neugierig, denn sie wusste von den Zamna so gut wie nichts und sie konnte Eytarri mit dem wenigen, was sie von seinen Leuten wusste, nur schwer in Übereinstimmung bringen.
    Kaum dass sie nach dem Vertrag gefragt hatte, machte ihr das Leuchten in Eytarris Augen klar, dass er schon lange auf eine solche Frage gewartet hatte. Vielleicht hatte ihn seit Jahren schon niemand mehr nach dem Vertrag gefragt.
    »Ich… wir… ich bin ein Zamna«, begann er aufgeregt.
    »Das weiß ich«, sagte Latil, die ein erneutes Abstürzen in schwachsinniges Gestammel und hastig hervorgestoßene Halbsätze befürchtete.
    »Wir haben einen Vertrag mit den Taan. Ich kann ihn dir zeigen, wenn du willst.«
    Er nahm einen sternförmigen Gegenstand aus seiner Brusttasche und legte ihn auf den Tisch. Als er seine Hand hob, entfaltete sich der Stern zu einer eleganten kleinen Säule, die von oben bis unten mit winzigen Schriftzeichen bedeckt war. Als Latil eine bestimmte Stelle auf der kleinen Säule betrachtete, vergrößerte sich die Schrift schlagartig, und eine leise, aber durchdringende Stimme flüsterte ihr den Text ins Ohr. »§ 5: Rücktritt vom Kauf. Für den Fall, dass Transportschäden, Produktionsmängel oder höhere Gewalt – « Latil wandte den Blick ab, und die Stimme verstummte. Ein typischer Vertragstext, dem Anschein nach sogar ein echtes ›Gesetz‹, wie private Verträge genannt wurden, die nach bestimmten Regeln abgefasst waren und theoretisch nicht angefochten werden konnten. Man musste Nerven haben, um einen solchen Vertrag zu brechen. Die Taan schienen Nerven wie Drahtseile zu haben. Haku aß ruhig weiter. Er machte den Eindruck, als würde ihm gerade eine altbekannte Geschichte noch einmal erzählt.
    »Nur das Allgemeine«, sagte Latil. »Was ist das für ein Vertrag?«
    Eytarri senkte die Hand, und die kleine Säule faltete sich wieder zusammen.
    »Wir hatten ein Projekt«, sagte Eytarri und leckte sich die trockenen Lippen. »Ein Meditationsprojekt. Es war auf mehrere Jahrzehnte angelegt. Die Klangsteine kamen aus dem Opal. Nach etwa dreißig Jahren ging einer der Klangsteine kaputt.«
    Von den Meditationsprojekten hatte sie schon gehört. Sie kannte auch die wenigen Bilder von Zamna, die in Trance auf riesigen, frei schwingenden Klangsteinen herumhüpften, vom einen zum anderen. Sie produzierten so ihre dumpfe Musik, die niemand außer den Zamna mochte.
    »Wir haben den Stein reklamiert, aber die Taan haben die Reklamation nicht anerkannt, weil die Firma, die diesen speziellen Stein hergestellt hatte, nicht mehr existiert. Das behaupten sie jedenfalls.« Ein schneller Seitenblick zu Haku, den das alles nichts anzugehen schien. »Niemand spricht mit mir. Niemand will mich hier. Aber ich vertrete das Recht unseres Ordens hier im Opal und ich würde hier gar nicht geduldet, wenn die Taan uns gegenüber kein schlechtes Gewissen hätten. Sie haben ein Gesetz gebrochen und das wissen Sie ganz genau.«
    »Falsch«, sagte Haku schneidend. »Die Garantie greift nicht, weil ihr den Stein unsachgemäß behandelt habt. Er war nicht dazu gemacht, dass man auf ihm herumspringt. Warum erzählst du hier immer wieder die gleichen Lügen?«
    Eytarri überging Hakus Einwurf, als habe er ihn nicht gehört.
    »Die Taan haben uns den Stein fünfzig Prozent billiger gemacht, weil sie gleichzeitig das Meditationsprojekt in Auftrag gegeben haben. Wir haben es in ihrem Auftrag durchgeführt, das steht alles im Gesetz. Jetzt behaupten sie, die Garantie gilt nicht, weil wir die Steine unsachgemäß behandelt haben. Sie haben das Gesetz gebrochen und deswegen darf ich im Opal reisen, Fragen stellen, den Vertrag in Erinnerung bringen. Ich mache das überall«, sagte er mit leiser werdender Stimme. »Ich gebe nicht auf. Ich lasse meine Ordensbrüder nicht im Stich.« Nach einer kurzen Pause fügte er noch leiser hinzu: »Es war ihr eigener Auftrag.«
    Haku sagte sehr bestimmt ins Leere: »Sie wollen uns nicht einmal den Stein bringen, um zu beweisen, dass er nicht mehr funktioniert. Alles, was sie sagen, ist: ›Er klingt nicht mehr.‹ Und wir sollen das glauben. Der Status von Eytarri im Opal ist folgender: Er ist einer der vielen offiziellen zweiten Beauftragten für Altweltler. Das ist der Grund für

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