Der Opal
deine dummen Enzyme auf die ST loszulassen, soll ich nicht zur Zerstörung des Opals imstande sein? Schließ doch nicht immer von dir auf andere. Wenn ihr euch selbst fragt, wisst ihr, dass es stimmt. Der Opal explodiert. Wo befindet ihr euch gerade? Im Großen Begleiter. Der Große Begleiter hatte nie eine andere Funktion als die Zerstörung des Opals. Ihr braucht euch nicht schuldig zu fühlen, ihr hättet nichts daran ändern können. Ich hätte es in jedem Fall getan. Lieber gar kein Opal als einer, der von Abschaum wie dir beherrscht wird, Haku. Ich kann dumme Leute nicht ausstehen.«
Die Pause, die er machte, war lang genug, um Haku zu einer Erwiderung einzuladen, aber doch zu kurz, um ihn wirklich zum Zug kommen zu lassen. Ein guter Redner war Eline also auch noch.
»Wenn die kinetische Energie verbraucht ist, die die Gase nach außen treibt, werden sie wieder in sich zusammenfallen. Immer heißer, immer heller auf das Zentrum zufliegen, das einst der Ursprung war, unser heiliger Ursprung. Wisst ihr, was das heißt? Der Opal verwandelt sich. Ein neuer Stern wird entstehen. Metamorphose. Alles wird aufgehen in Licht. Ist das nicht schön? Ist das nicht viel besser als ein Leben, wie es Haku und seine Leute für euch vorgesehen hatten?«
Um Haku bildete sich ein Kreis, die Soldaten begannen Abstand von ihm zu nehmen, wie von etwas, das stinkt. Eline redete kaum fünf Minuten auf sie ein, und schon begannen sie die Seiten zu wechseln. Latil zitterte. Sie war wütend, aber dass Haku von diesem alten Ungeheuer so gedemütigt wurde, machte ihr wiederum Spaß. Und sie fühlte sich magnetisch von Eline angezogen. Nichts auf der Welt versprach mehr Lust, als ihm die Gabelendung ihrer Waffe vor die alten, weisen, grausamen Augen zu halten und abzudrücken. Haku hob jetzt in einer hilflosen Geste die Fernbedienung, mit der er die Enzyme aktivieren konnte. Kaum jemand nahm davon Notiz. Alle sahen Eline an, und so hielt auch niemand Latil auf, als sie von der Plattform sprang. Niemand konnte sie aufhalten. Sie kam etwas härter auf als geplant, aber sie stürzte nicht, und die Waffe hatte sie in der Hand behalten. Ihre Waffe war ihr jetzt wichtiger als alles andere. Sie wusste nicht, was mit ihr geschah. Ein Schritt vor und noch einer. Eline zog sie an wie ein schwarzes Loch. Dabei beachtete er sie nicht einmal. Es war, als spräche er mit niemand Bestimmtem.
»Licht. Wir werden alle in Licht aufgehen. Die Schockwelle des platzenden Opals würde nicht ganz reichen, um den Großen Begleiter zu zerstören, aber seine Reaktoren werden ausreichen, glaubt es mir. Die Reaktoren werden gerade auf ihre letzte Aufgabe vorbereitet. Wir werden Gas sein, alle. Und in einigen Hunderttausend oder vielleicht auch Millionen Jahren wird uns das Schwerefeld der neuen Sonne eingefangen haben, wir werden auf ihre Oberfläche stürzen und die Moleküle, aus denen wir jetzt bestehen, werden einen winzig kleinen Beitrag dazu leisten, dass sie sich später in eine Nova verwandelt. Aussendung! Licht! Denkt darüber nach! Oder lasst es bleiben! Es ist wirklich egal. Ihr könnt nichts tun. Wir werden sehr bald alle sterben. Aber ja doch, Haku. Es wird schmerzlos sein. Schneller ist noch kaum jemand gestorben.«
Latil lief langsam vorwärts. Sehr, sehr langsam. Sie hatte sich noch nie hypnotisieren lassen und wusste doch genau, dass sie in Wirklichkeit unter einer immens verstärkten Form der Hypnose handelte. Trotzdem war sie nicht wirklich willenlos. Sie wollte zu Eline, aus dem Kern ihres Wesens heraus wollte sie zu ihm, um ihn umzubringen. Nichts und niemand würde sie aufhalten. Sie würde ihn in Fetzen schießen und ihr Herz würde jubeln. Beim Näherkommen erkannte sie, dass das Kind mit dem Messer an seinem linken Arm herumschnitt. Schon floss aus einigen Wunden Blut und tropfte zu Boden. In dem Moment, als das Kind bemerkte, dass es von Latil beobachtet wurde, schnitt es sich lächelnd die Kuppe des linken kleinen Fingers ab. Latil pendelte mit ihrer Waffe leicht und flüssig zwischen den beiden hin und her, wie jemand, der sich gefährlichen Tieren nähert.
»Ich weiß es wieder!«, rief jemand hinter ihr. »Der Vertrag! Eline, wir haben einen Vertrag! Der Klangstein. Repariert ihr ihn?« Eytarn klang nicht so, als nehme er sich selbst sehr ernst. Ein Spaß am Rande des Untergangs.
Eline antwortete genauso fröhlich: »Eytarri. Dich hätte ich ja beinahe vergessen. Natürlich reparieren wir den Stein, du Idiot. Er wird besser klingen
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