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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Verbreiterung auslief. Als sie dem Verlauf der Klinge mit ihren Augen folgte, entdeckte sie, dass der Müll auf dem Boden aus Steinbruchstücken bestand. Faustgroße bis quadratmetergroße Brocken, die offensichtlich aus größeren Steinen herausgebrochen worden waren, lagen in einem Radius von vielleicht zehn Metern um die beiden herum. Direkt unter den Plattformen lagen die Trümmer, die vorn Zentrum der Zerstörung am weitesten entfernt waren. Graue Steine.
    »Hallo, Latil«, sagte das Kind.
    Sie wusste nichts zu antworten.
    »Da seid ihr ja«, sagte Eline.
    Eine Weile blieb alles still. Haku schien an seinem Platz festgewachsen. Wohin er genau sah, war schwer auszumachen, aber sein Helm war leicht gesenkt, er schien die Gesteinsbrocken zu betrachten.
    »Ja, sieh es dir nur an, Haku. Das sind die Reinen. Das waren die Reinen. Erschrocken? Wahrscheinlich schon nass im Schritt. Haku, du bist und bleibst der Ehrgeizling, der du schon immer warst. Ehrgeizig, aber ohne Konsequenz. Genau wie Kea. Kea ist jetzt tot, und du hast dich sicher eine Zeit lang als Erster Sänger produziert, nicht wahr? Viele Begleiter, große Posen, Siegerlaune? Ehrgeiz ohne Mut, eine ganz unappetitliche Mischung. Du willst herrschen, aber du verlässt dich nicht auf deine eigene Kraft. Du willst handeln, aber du fällst keine Entscheidungen, wenn sie dir zu hart vorkommen. Die typischen Untugenden des Emporkömmlings.«
    Lang geübte Verachtung in der Stimme Elines, und sein Urteil saß. Da kannte jemand seine Leute. Kunststück, wenn er sie jahrzehntelang beobachtet hatte.
    »Jemand wie Latil sieht das. Deine Minderwertigkeit ist so offensichtlich, dass sie selbst einem Altweltler in die Augen springt, wenn er nur ein bisschen Verstand hat. Nicht wahr, Latil? Du weißt, was du von Haku zu halten hast. Und von mir auch. Nicht wahr? Du bist ein feines Instrument, ein feines Instrument.«
    Wahnsinn pur oder Zusammenhänge, die sie nicht verstand? Ihr war schwindlig. Sie merkte, dass ihre Schusshand am Abzug zitterte. Ihre Intuition sagte ihr: Hör zu.
    »Es ist ein bisschen… peinlich, nicht? Jetzt seid ihr den ganzen Weg von Pasiphae hierher gekommen, habt gekämpft, gelitten, und es ist alles umsonst. Es war in dem Moment umsonst, als die Thyrrenoi von der Femto angegriffen wurde.«
    Ohne dass Eline irgendetwas getan hätte, erschien ein kugelförmiges Objekt in der Nähe der Plattformen, und einige Soldaten legten ihre Gewehre an. Ein vage umrissener Zentralkörper vor tiefblauem oder schwarzem Hintergrund, umgeben von länglich ausgedünnten Spiralarmen. Die Spiralarme schienen aus Gas zu bestehen wie der Zentralkörper auch. Das Ganze rotierte um sich selbst und sah aus wie eine verkleinerte und deformierte Spiralgalaxie.
    »Nein«, sagte jemand, und Latil begriff erst, dass es Haku gewesen war, als Elme sagte: »Doch! Doch, doch! Das ist der Opal, vielmehr seine Überreste. Ein sterbendes System, wie ihr alle seht. Die Membran an vielen Stellen durchlöchert, so dass die Zentrifugalkraft das Gas durch die Löcher treibt. Noch ist die Membran nicht als Ganze geplatzt, aber das wird sie, sie wird platzen. Die dunklen Sonnen im Innern des Opal, die das ganze Uhrwerk angetrieben haben: gesprengt. Zwar nimmt das Drehmoment dadurch ab, aber das hat für die Membran keine Bedeutung mehr. Die großen Risse haben sich nur noch nicht gefunden.«
    Eline saß völlig entspannt auf seinem einfachen Stuhl, während Haku und die Soldaten wie gebannt auf die Gaskugel und ihre zerfaserten Spiralarme starrten.
    »Ihr fragt euch sicher, was als Nächstes passiert. Aber seid doch nicht so voreilig! Bedenkt doch erst einmal den Ist-Zustand! Wir sind in diesem Moment die letzten überlebenden Taan! Alle anderen sind tot. Oder meint ihr, irgendetwas innerhalb des Opals könnte die Durchlöcherung der Membran überlebt haben? Allein die Stürme! Unmöglich. Dann die explodierten schwarzen Sonnen, die Strahlung, die Schockwellen, die Trümmer! Nein. Da drin lebt nichts mehr. Es ist alles nur noch heißes Gas und viel, viel Strahlung. Der Ursprung, die Monde, die Handelsflotte, eure Verwandten und Freunde, alles weg. Einfach alles. Der Opal segne unsere Vorfahren. Sie haben saubere Arbeit mit ihrem Verteidigungssystem geleistet. Alles kaputt, wie vorgesehen.«
    »Er lügt!«, schrie Haku. »Das ist nicht wahr! Kein Taa kann so etwas tun! Glaubt ihm nicht. Denkt an die Leichen von vorhin. Er versucht uns zu täuschen!«
    »Aber Haku. Weil du nicht fähig bist,

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