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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verteidigungsanlage. Artorius zeigte hinunter. »Es sind vier Reihen. Siehst du, wie wir auf die Erdwälle hinabschauen? Die Sachsen werden diesen Hang herauflaufen müssen, erschöpft ankommen, und dann müssen sie diese Wand vor uns überwinden, wo sie ein leichtes Ziel für unsere Pfeile und Speere abgeben. Die Bäume auf den Erdwällen sind drei- oder vierhundert Jahre alt, schätze ich, also ausgewachsen, und die Hänge müssen gerodet werden, damit sie etwaigen Angreifern keine Deckung bieten, aber das schaffen wir schon.«
    »Welch eine glückliche Anordnung nützlicher Gräben und Wälle.«
    Er sah sie seltsam an. »Das hat nichts mit Glück zu tun. Ich dachte, das wüsstest du – an diesen Gräben ist nichts Natürliches, Regina. Alles, was du siehst, wurde von Hand angelegt – und zwar von unseren Vorfahren, in den Zeiten vor den Caesaren.«
    Sie konnte es kaum glauben. »Dieser Ort ist von Menschenhand geschaffen?«
    »Ganz ohne Zweifel. Er sieht primitiv aus, ist aber sorgfältig geplant. Die Festung ist eine Maschine, eine Tötungsmaschine aus Erde und Stein.« Er kratzte sich am Kinn. »Es kostet schon ungeheuer viel Arbeit, auch nur unsere armselige neue Mauer zu errichten. Die Modellierung des Hügels – die Anlage dieser Erdwälle und Gräben – übersteigt das Vorstellungsvermögen. Aber nachdem er nun einmal so angelegt ist, bleibt er für ewige Zeiten bestehen.«
    »Und doch haben die Caesaren die Menschen von hier vertrieben wie Mäuse aus einem Nest.«
    Er musterte sie. »Ich hatte wenig Gelegenheit, mich eingehender mit der Geschichte zu befassen.«
    Sie erzählte ihm die Geschichten ihres Großvaters, soweit sie sich daran erinnerte: Wie die Durotriger der römischen Besetzung noch lange Widerstand geleistet hatten, nachdem wohlhabendere Königreiche bereits gefallen waren oder kapituliert hatten, und wie General Vespasian, dem es bestimmt war, selbst Kaiser zu werden, sich Dunon für Dunon nach Westen hatte vorkämpfen müssen.
    »Dunon für Dunon«, wiederholte er sinnierend. »Das gefällt mir. Obwohl man die Leistungen Vespasians bewundern muss – er hat das Meer überquert und dann fern der Heimat einen großen Sieg errungen.«
    »Aber jetzt sind die Kaiser fort«, sagte sie.
    »Ja. Aber wir bleiben.«
    In der Römerzeit war nur ein einziges neues Bauwerk auf dem Hügel errichtet worden, ein kleiner Tempel. Es war ein ordentliches, rechtwinkliges Gebäude mit Ziegeldach gewesen, umgeben von einem Säulengang. Artorius und Regina blieben stehen und betrachteten seine Überreste.
    »Jetzt ist der Tempel zerstört, die Säulen sind nur noch Stümpfe, die Ziegel hat man gestohlen, sogar die Statue des Gottes wurde geraubt«, sagte Artorius. »Aber zumindest war dieser Gott hier. Also war dies erst eine Verteidigungsanlage und später dann eine Kultstätte. Vielleicht habe ich einen vom Glück begünstigten Ort für meine Hauptstadt gewählt.«
    Sie ließ sich ihre spöttische Geringschätzung anmerken.
    Er schürzte die Lippen. »Du machst dich schon wieder über mich lustig. Nun, das ist dein gutes Recht. Gegenwärtig habe ich wenig vorzuweisen. Aber die Vergangenheit und die Zukunft sind auf meiner Seite.«
    »Die Vergangenheit?«
    »Ich entstamme einer Königsfamilie aus Eboracum. Als die Römer kamen, ja, da wurden sie Vasallen des Imperiums. Sie waren equites.« Aus diesem Stand war in der Anfangszeit der römischen Besatzung der Stadtrat gewählt worden. »Meine Vorfahren haben ihr Land gut regiert und dazu beigetragen, dass die Provinz reich wurde und dass dort geregelte Zustände herrschten. Ich selbst wäre Soldat geworden – Offizier in der Kavallerie, das war mir bestimmt – aber…«
    »Aber als du erwachsen warst, gab es keine Kavallerie mehr.«
    Er lächelte wehmütig. »Es gab nur noch die limitanei, das Grenzheer, und mancherorts hatten sie schon so lange keinen Sold mehr bekommen, dass sie all ihre Pferde verspeist hatten!«
    Sie lächelte. »Und die Zukunft?«
    »Ich habe drei Ziele, Regina. Erstens soll das hier ein sicherer Ort werden.« Er machte eine ausgreifende Handbewegung. »Nicht nur das Dunon, sondern das ganze von ihm beherrschte Gebiet. Sicher vor den Sachsen, Pikten, bacaudae und allen anderen, die den Wunsch haben könnten, uns Schaden zuzufügen. Ich glaube fest daran, dass mir das gelingt. Als Nächstes muss ich die Ordnung wieder herstellen – nicht nur für diese Generation, sondern für die nächste und übernächste. Wir brauchen eine

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