Der Orden
hatten. »Vielleicht kannst du das. Ich brauche eine Überfahrt.«
»Eine Überfahrt? Wohin?«
Sie holte tief Luft. »Nach Rom.«
»Was willst du in Rom?«
»Meine Mutter suchen.«
Er sah sie an. Seine Augen waren unsichtbar hinter den Fettschichten. »Du hast Angst vor Artorius. Du glaubst, er führt uns alle in die Katastrophe. Ganz besonders dich.«
»Meine Beziehung zu Artorius geht dich nichts an. Kannst du mir eine Überfahrt besorgen?«
Er zuckte schwerfällig die Achseln. »Ich bin ein negotiator. Ich kann alles besorgen – es kommt auf den Preis an.« Er überlegte. »Komm mit.«
Er ging mit ihr aus dem Haus und an der Mauer am Fluss entlang nach Westen zur Brücke.
Nach kurzer Zeit kamen sie zum Hafen. Eine große Zahl hölzerner Kais und Hafenanlagen waren im Schatten der Brücke errichtet worden. Hinter den Kais stand eine Reihe von Lagerhäusern, dahinter befand sich, wie Ceawlin ihr erklärte, ein Viertel mit Werkstätten. Eine Hand voll Boote lagen an den Kais. Die meisten waren klein, aber eines war größer; seine leuchtend grünen Segel waren beschlagen.
»Das hier ist Londiniums Herz. Waren aus dem ganzen Imperium strömen in diesen Hafen und diese Lagerhäuser, und unsere Waren strömen hinaus. In den Werkstätten sitzen Handwerker – Schiffsbauer, Zimmerleute, Schmiede, Lederarbeiter –, die die Schiffe warten und die Handelsgüter verarbeiten. Früher einmal hat der britannische Weizen das halbe westliche Imperium ernährt, und unser Metall hat die mächtigen Heere bekleidet, die Gallien hielten. Jetzt ist der Hafen natürlich ziemlich heruntergekommen. Aber man kann immer noch Profit machen«, sagte er und tätschelte sich zufrieden den Bauch.
»Weshalb hast du mich hierher gebracht, Ceawlin?«
Er beugte sich nah zu ihr, sodass sie seinen Atem am Ohr spürte. »Um dir das Schiff mit den grünen Segeln zu zeigen. Es gehört dem Imperium. Es fährt zur spanischen Küste – und von dort aus wird dir mein Kreditbrief eine Überfahrt nach Rom verschaffen. Sobald du die britannischen Gewässer mit ihren germanischen Piraten hinter dir hast, kann dir nichts mehr passieren.«
»Wie viel?«
»Mehr als du bezahlen kannst«, sagte er leichthin, als wäre es ein Scherz. »Ich weiß, dass du zu Artorius gehörst und über kein eigenes Vermögen verfügst. Du besitzt nichts, was ich haben wollte – deine erbärmlichen Schmuckstücke sind kaum etwas wert…«
»Warum unterhalten wir uns dann?«
»Nun, ich habe auch andere – äh – Bedürfnisse. Oder sagen wir vielleicht: Begierden.« Er hob die Hand an ihre Brust und zwickte sie durch die Kleiderschichten kräftig; seine Hände fühlten sich trotz seiner Wurstfinger stark an.
Sie schloss die Augen. »Das ist es also. Du widerst mich an.«
»Das ist mir ziemlich egal«, sagte er.
»Woher soll ich wissen, dass du mich nicht betrügst? Dass du dir nimmst, was du willst, und…«
»… und dich deinem Schicksal überlasse? Weil mein Schicksal dann ebenfalls besiegelt wäre. Du würdest zu Artorius gehen, der mich bestimmt umbringen ließe.« Er zwinkerte ihr zu. »Natürlich könntest du das auch jetzt schon tun. Also, du siehst, du hast bereits die Oberhand in unserer Verhandlung. Ich bin ein schlechter Geschäftsmann!«
Sie nickte. »Was nun?«
Er betrachtete sie mit einer Intensität, die sie seit Amator nicht mehr erlebt hatte. »Wie wär’s mit einem kleinen Vorschuss?« Er zog seine Tunika hoch.
Also kniete sie sich im Schatten der Flussmauer vor ihn hin. Sein Unterleib stank nach abgestandenem Urin. Als seine Erregung wuchs, begann er, in sie hineinzustoßen, und drohte sie zu ersticken.
»Aber ich will nicht dich«, sagte er keuchend. »Nicht so eine fette alte Sau wie dich. Deine Tochter. Das ist der Handel, Regina. Schick mir Brica. Wenn nicht, werde ich Artorius’ Zorn riskieren…« Er packte ihren Kopf und zog ihr Gesicht an seinen Unterleib. »Aah.«
Artorius stand vor seinem Rat, nackt bis auf einen eisernen Torques um den Hals, den Myrddin ihm angefertigt hatte. Er hatte sich den Körper rasiert und die Haare auf dem Kopf mit dickflüssiger Kalktünche eingeschmiert, sodass sie wie Stacheln abstanden. So waren seine Vorfahren Julius Cäsar gegenübergetreten, glaubte er, und so würde er den letzten Purpurträger herausfordern.
Starr vor Schock sahen die Ratsmitglieder ihn an. In den steinernen Mienen von Männern wie Ceawlin sah Regina verschleierte Belustigung, ja sogar Verachtung. Nur der junge Ambrosius
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