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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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Arbeit dieser Gruppe geleistet. Sie wird den Platz ihrer Mutter gut ausfüllen.«
    Venus, das einstige Objekt von Sullas jugendlicher Lust, war zu einer tüchtigen Frau herangereift. Sie wirkte erfreut, aber auch ein bisschen ängstlich. Messalina blieb jedoch noch eine Weile stehen und argumentierte ruhig; sie wollte ihre Tochter vor dieser Gruppe nicht kritisieren, hielt ihre Schwester aber offenkundig für die bessere Wahl.
    Leda drängte Regina, einen Grund für ihre Empfehlung zu nennen. Regina wusste nicht recht, ob sie ihn in Worte fassen konnte. Sie hatte ihre Entscheidungen immer instinktiv getroffen und dann später begründen müssen. Aber es war das Beste für den Orden; das wusste sie genau.
    Es galt, einen Präzedenzfall zu schaffen. Sie wusste im tiefsten Innern, dass der Orden nicht ewig seinen ältesten Mitgliedern anvertraut bleiben konnte. Obwohl sie selbst noch nicht so langsam geworden war wie die arme Messalina, war ihr klar, dass sie nicht ewig leben würde. Sie wollte nicht, dass der Orden von ihr abhängig war. Im Gegenteil, sie wünschte sich die Gewissheit, dass der Orden sie um viele, viele Jahre überdauern würde. Sie wollte alles so regeln, dass jedes vernünftige weibliche Wesen im Rat mitwirken konnte und die Arbeit des Ordens trotzdem erledigt wurde.
    Tatsächlich hätte sie, wenn sie eine Möglichkeit dazu gesehen hätte, den Rat ganz und gar abgeschafft. Die unabhängig voneinander arbeitenden Systeme des Ordens sollten diesen eigentlich erhalten – so wie früher einmal die Systeme der Steuereinnahmen und Ausgaben, des Rechts und der Stände das Imperium weit über das Leben jeder Einzelperson, selbst des allergrößten Kaisers, hinaus aufrechterhalten hatten.
    Auch wenn kein einzelner Mensch unsterblich war: Es gab keinen Grund, weshalb der Orden nicht ewig leben sollte. Doch dazu musste er seine Abhängigkeit von Menschen abschütteln.
    Natürlich endete die Diskussion damit, dass Reginas Entscheidung bestätigt und Venus mit einem kurzen Applaus in die erlesene Gruppe der zwölf Ratsmitglieder aufgenommen wurde.
    Messalina setzte sich widerwillig hin. Es gab hier persönliche Spannungen, weil Messalina Mitglied des Ordens gewesen war, lange bevor ihre Cousine Regina mit ihrem primitiven Akzent und ihrem energischen Wesen aus Britannien gekommen war: Regina galt hier immer noch als Neuling, selbst nach all diesen Jahren. Aber sie wischte das beiseite. Solche Dinge kümmerten sie nicht, solange sie erreichte, was sie erreichen wollte.
    Nachdem noch ein paar Punkte abgearbeitet worden waren, endete die Sitzung.
    Brica trat auf ihre Mutter zu. Hochschwanger mit ihrem sechsten Kind, bewegte sie sich fast so vorsichtig wie die alte Messalina und stützte ihren Rücken mit den Händen. Ihre älteste Tochter Agrippina ging neben ihr her, den Blick schüchtern gesenkt.
    Regina lächelte und legte die Hand auf Bricas gewölbten Bauch. »Ich kann sie – oder ihn – spüren«, sagte sie. »Rastlose kleine Seele.«
    »Sie möchte so gern hinaus in die Welt – und ich möchte auch, dass sie endlich herauskommt.«
    Brica sah wirklich erschöpft aus. Sie war jetzt in den Vierzigern, und dieses Kind, das dritte von ihrem zweiten Gatten, hatte sich als besonders anstrengend erwiesen. Außerdem war der neue Gatte keine so große Hilfe wie der ein wenig beschränkte, aber herzensgute Castor, der sich irgendwann in eine nicht zum Orden gehörende Frau verliebt hatte und nun zufrieden mit einer jungen zweiten Familie in einem belebten Vorort wohnte, erlöst von der unterirdischen Seltsamkeit der Krypta. Agrippina war ihr jedoch mit zunehmendem Alter eine starke Stütze gewesen, ebenso wie Bricas zweite Tochter, die elfjährige, nach ihrer längst verstorbenen Urgroßmutter benannte Julia.
    Wie sich herausstellte, wollte Brica über Agrippina reden.
    »Ihre Blutung hat begonnen«, sagte Brica leise, und Agrippina wurde dunkelrot. »Es ist Zeit für ihre Feier – das erste meiner Kinder, das zur Frau wird.« Brica umarmte ihre Tochter. »Die Jungen schauen sie bereits an – ich habe ihre Augen gesehen –, und bald wird sie eigene Kinder bekommen.«
    »O Mutter«, murmelte die unglückliche Agrippina.
    »Dann werde ich Großmutter«, sagte Brica. »Und du, Mutter, wirst Urgroßmutter. Jetzt, wo Agrippina fruchtbar ist, werde ich keine Kinder mehr bekommen. Hoffentlich ist dieses das letzte vor meinen Wechseljahren. Was die Zeremonie betrifft…«
    »Nein«, sagte Regina scharf.
    Agrippina sah

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