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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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Amphitheater gab es immer noch Ringkämpfe und Tierhetzen, und im Circus Maximus fanden nach wie vor Wagenrennen statt. »Aber diese vielen leeren Flächen! Mir scheint, dass es in Rom mehr Statuen als Menschen gibt.«
    »Vielleicht. Aber du bist nicht hier, um Statuen zu besuchen, Ambrosius Aurelianus, denn Statuen haben keine Geldbeutel.«
    Er grinste kläglich. »Und Ihr wart noch nie ein Dummkopf…
    Kein Wunder, dass Artorius sich immer auf Euch verlassen hat. Und er braucht Euch erneut, Regina.«
    Er berichtete ihr kurz, wie es Artorius seit ihrer Abreise ergangen war. Sein auf dem Dunon basierendes Königreich blühte und gedieh. Aber die Sachsen setzten ihren erbarmungslosen Vormarsch fort. Ein Anführer namens Aelle bereitete ihnen besonders viel Verdruss; wie es hieß, strebte er danach, ein weiteres sächsisches Königreich an der Südküste zu gründen. Artorius schien der Einzige zu seih, der dem Ausdehnungsdrang der Sachsen und ihren schrecklichen Säuberungen Widerstand entgegensetzte; Regina hörte sich ein wenig ungeduldig Geschichten über seine ruhmreichen Taten an.
    Seinen hochfliegenden Träumen hing er jedoch weiterhin nach. Jedes Mal, wenn die Sachsen zurückgetrieben worden waren, ging Artorius mit seinen Soldaten nach Gallien, wo er Jahr für Jahr seine Feldzüge gegen die Truppen der neuen Königreiche, die sich dort zusammenschlossen, und sogar gegen die Überreste der römischen Streitmacht führte – alles im Dienste seines alten Plans, gegen Rom zu marschieren und Anspruch auf den Purpur zu erheben.
    Und Ambrosius war natürlich hier, um Geld zur Unterstützung von Artorius’ Feldzügen zu erbitten, Geld aus dem bereits legendären Säckel des Ordens.
    »Es entbehrt ja nicht einer gewissen Ironie«, sagte Regina, »dass du nach Rom gekommen bist, um Geld einzuwerben, damit du mit Soldaten zurückkommen kannst!«
    Ambrosius breitete die Hände aus. »Ironie hin oder her – man muss seine Pflicht tun.«
    Artorius musste verzweifelt gewesen sein, dass er einen solchen Versuch überhaupt in Erwägung gezogen hatte, dachte sie; und das erleichterte ihr die Entscheidung, kein Geld des Ordens zu verschwenden. »Hier feiern wir das Leben, nicht den Tod«, sagte sie. »Hier soll jedes Leben gehegt und gepflegt und nicht wie eine Spielfigur in einem militärischen Abenteuer verheizt werden. Das ist unsere grundlegende Einstellung – und es war immer schon meine Einstellung. Das habe ich auch Artorius gesagt, obwohl ich kaum glaube, dass er zugehört hat.«
    Ambrosius war ein vernünftiger Mann, der nichts davon hielt, Zeit zu verschwenden. Er versuchte nicht, ihre Meinung zu ändern. »Ich glaube, Artorius kennt Eure Antwort schon«, sagte er trocken.
    »Ja, das glaube ich auch. Übermittle ihm meine Segenswünsche.«
    Sie drängte Ambrosius, noch einen Tag zu bleiben, denn morgen würde die Volljährigkeitszeremonie stattfinden, zu der sie ihn einlud. »Ich möchte, dass du mit angenehmen Erinnerungen gehst«, sagte sie.
    Er war einverstanden.
    Er erzählte ihr etwas über das Schicksal Durnovarias, der Stadt, die Artorius’ Dunon am nächsten lag. Ihr Niedergang war endgültig gewesen, und nun war sie seit vielleicht vierzig Jahren verlassen. »An manchen Stellen sieht man noch Steinschichten auf dem Boden, Linien und Rechtecke, wo früher die Häuser standen. Aber sonst ähnelt der Ort einem jungen Wald, wo sich Eichen ausbreiten und Füchse herumschleichen. Nur ein paar Hügel zeigen, dass es dort einmal eine richtige Stadt gegeben hat…«
    Erst nach ihrem Gespräch fiel Regina wieder ein, dass die Feier, zu der sie ihn eingeladen hatte, die unangenehme Angelegenheit mit ihrer Enkelin Agrippina sein würde.
     
    Fünfzehn Jahre nach der ersten Zeremonie dieser Art – für Messalinas Tochter Venus – hatten die Volljährigkeitsfeiern wie so viele Praktiken des Ordens ihre eigenen Rituale ausgebildet. Aber Regina spürte instinktiv, dass diesmal ein neuer Präzedenzfall geschaffen werden musste.
    Anfangs ließ sie das Geschehen nach dem herkömmlichen Muster ablaufen. Agrippinas Schwestern, Tanten und Cousinen sowie ihre Mutter bildeten auf der Bühne des kleinen Theaters der Krypta einen Kreis um sie. Sie befanden sich in einer von diversen Laternen und Kerzen erzeugten Lichtinsel und waren von so vielen Mitgliedern des Ordens umgeben, wie der Raum fassen konnte.
    Der einzige Mann im Raum, abgesehen von einigen kleinen Jungen in Begleitung ihrer Mütter und Schwestern, war Ambrosius. In

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