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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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ganzes Leben darin verbracht. Es ist nicht einmal alles katalogisiert, und unsere Suchmaschine ist Schuhleder. Die Vorstellung, jemand wie Ihr Freund könnte einfach hierher kommen…«
    »Peter hat gesagt, dass Sie das tun würden«, unterbrach ich ihn schroff.
    Er zog eine aristokratisch-verständnislose Miene. »Wie bitte? Was denn?«
    »Sich quer stellen. Er hat Recht, nicht wahr? Es ist genauso wie damals, als Sie mir erst nach langem Zögern den Kontakt zum Orden vermittelt haben. Sie wollen nicht offen damit herausrücken, dass Sie mir Ihre Hilfe verweigern. Stattdessen versuchen Sie, mich mit Ausreden abzuspeisen.«
    Er schürzte die Lippen. Seine Augen waren verhangen. Ich verspürte einen Anflug von Gewissensbissen – womöglich hatte er nicht einmal gemerkt, was er tat. »Vielleicht bin ich mir nicht sicher, ob ich Ihnen helfen sollte.«
    Etwas an der Art, wie er das sagte, brachte mich auf eine Idee. Ich wagte einen Schuss ins Blaue: »Aber Sie könnten uns helfen, wenn Sie wollten. Weil Sie hier selbst schon Nachforschungen über den Orden angestellt haben.«
    Das wollte er nicht zugeben, aber seine aristokratischen Nasenflügel blähten sich. »Sie machen große induktive Sprünge.«
    »Wenn ich Recht habe, könnten Sie Peter sehr schnell helfen, das zu finden, was er sucht.«
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, weshalb ich das tun sollte.«
    »Wegen Lucia.« Ich wusste, dass Peter ihm von dem Mädchen erzählt hatte. »Mit einem Wort: Peter und ich glauben, dass sie durch den Orden zu Schaden kommt. Zumindest bin ich keineswegs davon überzeugt, dass es nicht so ist. Sie sind Priester; Sie tragen den Kragen. Können Sie sich wirklich von einem Kind abwenden, das in Not ist?… Nein, nicht wahr?«, sagte ich langsam. Ich überlegte, während ich sprach. »Und deshalb haben Sie Ihre eigenen Recherchen angestellt. Sie haben Ihre eigenen Verdachtsmomente gegen den Orden.«
    Er schwieg. Es stimmte, dass ich große induktive Sprünge ins Dunkle machte, aber manchmal habe ich eine gute Nase. Ich sah jedoch, dass er in einen Konflikt zwischen zwei widerstreitenden Loyalitäten geraten war.
    »Helfen Sie uns«, sagte ich. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass wir Ihnen keinen Schaden zufügen werden.«
    »Auf mich kommt es nicht an«, sagte er mit der stählernen moralischen Autorität des Priesters.
    »Also schön – nichts, was Ihnen lieb und teuer ist, wird zu Schaden kommen. Mein Wort darauf, Claudio. Und vielleicht tun wir ja eine Menge Gutes.«
    An diesem Tag sagte er nicht mehr viel. Er begleitete mich schweigsam nach draußen und verabschiedete sich mit kurzen, steifen Worten. Ich vermutete, dass ich meine wie auch immer geartete Freundschaft mit ihm zerstört hatte.
    Aber einen Tag später – vielleicht, nachdem er darüber geschlafen hatte – setzte er sich mit mir Verbindung.
    Unter Claudios Führung vergrub sich Peter mehrere Tage im Archiv. Und dann kam er mit einer ganzen Reihe von Geschichten heraus: Tagebüchern von Pilgern und Adligen, Aufzeichnungen über Kriege und Plünderungen, dem Bericht über eine durchkreuzte Liebesaffäre – und sogar mit einem Text über einen meiner eigenen Vorfahren, einen anderen George Poole…
     
    George Poole war 1863 in Begleitung von Lord John Manners, dem obersten Baubeauftragten der britischen Regierung, nach Rom gekommen. Poole war Vermessungsingenieur. Es war eine Zeit, in der die Moderne in Gestalt von Hydraulik, Telegrafen, Dampfantrieb und Eisenbahnen die alte Stadt berührte und britische Ingenieure, die besten der Welt, an vorderster Front standen.
    Poole verbrachte sogar eine kleine Weile in unmittelbarer Nähe des Papstes. Er hatte den Papstzug mit seinen weiß und golden bemalten Wagen und einer Kapelle auf Rädern gesehen. Der Papst war zur Eröffnung einer von den Briten erbauten stählernen Zugbrücke jenseits des Tibers an der Porta Portese gekommen. Er hegte großes Interesse an den neuen Entwicklungen und wollte Manners gern kennen lernen, um sich den Brückenmechanismus erklären zu lassen – zur großen Verlegenheit Seiner Lordschaft, denn mitten am Arbeitstag hatte Manners einen großen Schirm bei sich und trug einen alten Strohhut.
    Zwölf Jahre später kehrte Poole als beratender Ingenieur nach Rom zurück. Er kam auf Einladung eines eher zweifelhaften Unternehmens, als dessen Aushängeschild ein gewisser Luigi Frangipani fungierte, dessen Familie angeblich zu den großen alten Familien Roms gehörte.
    Poole rechnete damit, dass sich

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