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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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– und sogen dabei Luft durch die Krypta. Woanders sind Lüftungslöcher, durch die Luft hereinkam. Manchmal haben sie auch einen Blasebalg betätigt.«
    »Damit die Luft zirkulierte. Sehr einfallsreich.«
    »Wenn es Probleme mit der Luftzufuhr gab, mussten die Mitglieder des Ordens einen Korridor oder Durchgang blockieren.«
    »Womit?«
    »Mit ihren Körpern natürlich. Sie liefen dorthin, wo das Problem auftauchte. Es klingt primitiv, aber es hat sehr gut funktioniert.«
    »Wer hat ihnen gesagt, was sie tun sollten?«
    Die Frage schien sie zu verwirren. »Wieso, niemand. Man hat sich umgeschaut, gesehen, dass es ein Problem gab, ist den anderen gefolgt und hat dasselbe getan wie sie. Genau so, wie wenn man ein Feuer löscht. Man braucht nicht gesagt zu bekommen, dass man das tun muss, oder? Man tut es einfach.«
    Ich hatte keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln. Noch immer hatte ich keine Etage für das obere Management gesehen, keine Eckbüros für die großen Tiere, keine Hinweise auf eine Befehlskette. Offenbar funktionierten die Dinge einfach so, wie sie es beschrieben hatte.
    Rosa redete weiterhin über das Ventilationssystem. Sie schlug mit der Hand auf die massive Ziegelmauer. »Die alte Infrastruktur ist noch da. Und wird immer da sein. Obwohl wir unsere eigenen Generatoren haben, wie ein Krankenhaus, das von der öffentlichen Stromversorgung unabhängig ist, bereiten wir uns auch heute noch auf Stromausfälle vor. Die jungen Leute erfahren, wie es früher war, und lernen elementare Verhaltensmaßregeln. Schlimmstenfalls könnten wir immer noch auf die alten Methoden zurückgreifen.«
    Ich betrachtete das Mauerwerk. »Schlimmstenfalls?«
    »Wenn alles in die Brüche ginge. Wenn es gar keinen Strom mehr gäbe.«
    Das verblüffte mich. »Ihr plant, wie ihr die Luftversorgung aufrechterhalten könnt, selbst wenn die Zivilisation zusammenbricht.«
    »Planen würde ich das nicht nennen. Es gibt hier nur sehr wenige Pläne, George. Aber – nun, wir sind auf lange Sicht hier. Und du hast Reginas Geschichte gelesen. Unerfreulicherweise brechen Zivilisationen manchmal zusammen.«
    Wir gingen weiter, den belebten Korridor entlang. Rosa führte mich von der alten Feuerstelle fort und weitere Treppen hinunter – einige aus Metall, einige älter, aus dem Stein gehauen –, Treppen, die immer tiefer ins Herz der Krypta hinabführten.
    Wir erreichten Ebene drei, den allertiefsten Orkus.
     
    Hier unten bestanden viele Wände aus nacktem Fels, der von den vielen Körpern, die ihn im Vorübergehen gestreift hatten, so glatt poliert worden war, dass er glänzte. Diese unterste Ebene war unverkennbar sehr alt – und gleichzeitig war sie paradoxerweise die jüngste dieser riesigen, auf den Kopf gestellten Stadt.
    Hier waren die Gänge noch schmaler als in der Ebene darüber. Sie verzweigten sich unterwegs, bis ich wieder vollständig die Orientierung verloren hatte. Die Luft war warm, feucht und dick und anfangs erstickend mühsam zu atmen. Kohlendioxid ist schwer, erinnerte ich mich undeutlich, und es musste sich hier am Fuß des gewaltigen Hohlraums der Krypta sammeln. Doch als mein Körper sich an die Bedingungen gewöhnte, ließ der schraubstockartige Schmerz in meiner Brust nach.
    Und überall, wohin wir kamen, mussten wir uns durch die ewigen Menschenmengen drängen; im Halbdunkel waren die rauchgrauen Augen riesig. Hier auf Ebene drei sprach niemand. Alle gingen auf ihrem Weg durch die sich endlos verzweigenden Korridore wortlos umeinander herum. Die einzigen Geräusche waren das Rascheln weichsohliger Schuhe auf dem Steinboden und der stetige Strom des Atems – und selbst sie, so schien es mir, waren synchronisiert, kamen in sich überlagernden Wellen von Flüsterlauten, wie das Plätschern eines unsichtbaren Meeres. Ich spürte diese weichen, rundlichen kleinen Geschöpfe überall um mich herum, in den Gängen, die sich, wohin ich auch schaute, ins Dunkel erstreckten, und tausende weitere in dem gewaltigen, luftigen Oberbau von Galerien, Korridoren und Kammern über mir.
    Jetzt, wo ich es beschreibe, klingt es bedrückend, klaustrophobisch. Aber als ich dort war, fühlte es sich nicht so an.
    Rosa schien das zu spüren. »Du gehörst hierher, George«, sagte sie leise. »Denk daran, ich bin deine Schwester. Wenn es gut genug für mich ist… Fühlst du nicht, wie ruhig es hier ist?«
    Ich verspürte das Bedürfnis, diese merkwürdige Verführung zu durchbrechen. »Was ist mit Sex?«
    »Was soll damit

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