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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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weit genug entfernt sind – und die Familie ist jetzt so groß, dass dies kein Problem ist.«
    Sie kam endlich zum Punkt, erkannte ich nervös.
    »Du bist einer von uns, George. Und du hast bewiesen, dass du klug bist – hart im Nehmen – und auch anständig, in deinem Impuls, mich zu suchen, selbst in deinem Versuch, Lucia zu helfen, so fehlgeleitet er war.«
    Ich versuchte, aus ihren Worten schlau zu werden. »Was bietest du mir an? Sex?«
    Rosa lachte. »Ja, das auch. Aber noch mehr. Eine Familie, George. Das biete ich dir an. Unsterblichkeit. Du bist hergekommen, um mich zu suchen, um eine Familie zu suchen. Nun, du hast beides gefunden. Eine echte Familie – nicht den mit Fehlern behafteten, traurigen kleinen Haufen, der wir in Manchester waren.«
    Ich konnte hier bleiben, das war es, was Rosa mir erzählte. Ich konnte ein Teil von alldem werden. Wie Lucias Giuliano, dachte ich. Und indem ich mich als Hengst zur Verfügung stellte – es klingt lächerlich, aber wie sonst sollte man es nennen? –, würde ich einen Weg finden, mein Erbe weiterleben zu lassen.
    Einen Moment lang hatte ich Angst, dass mir die Stimme den Dienst versagen würde. Aber nichts von alldem kam mir seltsam oder verwirrend vor. Im Gegenteil, es schien das attraktivste Angebot der Welt zu sein.
    Mein Handy klingelte. Es war ein helles, sauberes, modernes Geräusch, das durch den Nebel aus Blut und Milch zu schneiden schien, der die Luft erfüllte.
     
    Ich entzog Rosa meine Hand, holte das Handy heraus und hielt es mir vors Gesicht. Der Bildschirm war ein winziges, grün hinterleuchtetes Stück Plastik, das in diesem umhüllenden Halbdunkel hell wie ein Stern leuchtete. Ein Text erschien: »GRSSE GFAHR RAUS DA PTR.«
    Ich schaltete das Telefon aus. Der Bildschirm wurde dunkel.
    Rosa beobachtete mich. Die stete Flut weiß gekleideter Frauen umströmte sie, so wie immer.
    »Raus da«, sagte ich.
    »Was?«
    »Er hat Recht.« Ich schüttelte den Kopf, um die Spinnweben daraus zu vertreiben. »Ich muss hier raus.«
    Rosa kniff die Augen zusammen.
    Die anderen – die Frauen, die mir am nächsten waren – reagierten ebenfalls. Einige von ihnen drehten sich zu mir, hielten sogar kurz inne und betrachteten mich mit einer Art milder Bestürzung. Ihre Reaktion griff weiter um sich, als jede Frau auf das Verhalten ihrer Nachbarin reagierte. Es war, als hätte ich dort unten eine unsichtbare Bombe gezündet, sodass sich kleine Wellen der Bestürzung um mich herum ausbreiteten.
    Ich stand im Brennpunkt dieses Geschehens, und ich schämte mich. »Tut mir Leid«, sagte ich hilflos.
    Rosa trat näher an mich heran und legte mir eine Hand auf die Schulter. Bei dieser Berührung entspannte sich die Haltung der Fremden um uns herum ein wenig, einige lächelten sogar. Ich spürte so etwas wie Erleichterung, ein Vergeben. Ich wollte hier akzeptiert werden, erkannte ich; ich konnte den Gedanken nicht ertragen, aus dieser vertrauten Gruppe sich ständig berührender Menschen ausgeschlossen zu werden.
    »Ist schon gut«, sagte Rosa. »Du musst nicht gehen. Ich kann alles regeln. Sag mir, wo dein Hotel ist – hast du nicht gesagt, es wäre in der Nähe des Forums? Ich rufe dort an…«
    Aber ich klammerte mich an meinen Gedanken an Peter. »Raus da. Raus da.« Ich wiederholte es immer wieder, ein absurdes Mantra. »Lass mich gehen, Rosa.«
    »Na schön«, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. »Du brauchst ein bisschen Zeit. Das ist schon in Ordnung.« Sie führte mich den Korridor entlang. Ein Teil von mir war froh, das kleine Knäuel von Zuschauerinnen zurückzulassen, die gesehen hatten, was ich getan hatte, die wussten, auf welche Weise ich sie verraten hatte; ich war froh, mich vom Schauplatz meiner Schande entfernen zu können. »Lass dir so viel Zeit, wie du willst«, sagte Rosa beruhigend. »Wir werden immer hier sein. Ich werde immer hier sein. Das weißt du.«
    »Raus da«, murmelte ich.
    Schließlich kamen wir zur Stahltür eines modernen Hochgeschwindigkeitsfahrstuhls. Wir fuhren schweigend nach oben. Rosa beobachtete mich immer noch; in ihren Augen lag etwas vom Druck des Blicks dieser Bewohner der untersten Krypta-Regionen, ihrer stummen Enttäuschung.
    Ich schwöre, dass meine Ohren knackten, als wir hinauffuhren.
    Ich trat in ein sonnenhelles, modernes Büro an der Via Cristoforo Colombo hinaus. Das Licht blendete mich beinahe, die trockene, sauerstoffreiche Luft brannte sich in meine Lungen, und mir wurde schwindlig.
    Peter hatte von

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