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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bar. Er lief zum Wagen, sprang hinein, ließ ihn an und fuhr los, lenkte ihn in den dichten römischen Verkehr. Einfach so. Ich blieb mit der Rechnung sitzen und konnte zu Fuß zum Hotel laufen. Ich war verblüfft.
    Als ich ins Hotel kam, war er nicht da. Tatsächlich sollte ich ihn erst ein paar Tage später wiedersehen, dann allerdings unter dramatisch veränderten Umständen, nachdem ich einen panischen Anruf von Rosa bekommen hatte.
    Und ich fand erst später heraus, dass er in jenem Moment in der Bar von der Explosion in dem Labor in San Jose erfahren hatte.

 
48
     
     
    Rosa funkelte mich an. »Was hast du getan, George?« Was hast du getan?
    »Geht es um einen Mann namens Peter McLachlan?« Ich hatte Rosa bisher noch nichts von Peter erzählt; dazu hatte ich keinen Grund gehabt. »Ich habe ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen, und er geht auch nicht ans Telefon…«
    »Er ist hier«, zischte Rosa.
    »Wie bitte?«
    »In der Krypta.«
    Ich starrte sie nur ungläubig an.
     
    Rosa hatte mich im Büro des Ordens oben an der Via Cristoforo Colombo abgeholt. Im Vergleich zu ihren geschickten Manipulationen ein paar Tage zuvor strahlte sie nun keinerlei Wärme aus; sie verzichtete auf ihr verführerisches Gerede über Familie und Blut und auf alle Berührungen. In diesem von Sonnenlicht durchfluteten, modernen Büro war sie eine Säule der Feindseligkeit und des Zorns.
    Wir waren nicht allein. Unter einer Wand, die mit einer verchromten Darstellung des Ordenssymbols der sich küssenden Fische geschmückt war, sprach eine Verkäuferin mit einem älteren Paar eine Broschüre über den Genealogie-Service des Ordens durch. Die alten Leutchen drehten sich um und starrten uns erschrocken und vielleicht ein bisschen ängstlich an. Aber die Assistentin war vom Orden. Sie betrachtete mich mit leeren rauchgrauen Augen, in die allmählich ein harter, wütender Ausdruck trat. Ich war sicher, dass sie nicht wusste, warum sie so empfand. Trotzdem wurde mir angst und bange.
    Rosa warf den Kunden einen Blick zu. »Komm mit«, sagte sie.
    Ich folgte ihr zum Lift im rückwärtigen Teil, der uns zu dem großen, modernen Vorzimmer hinunterbrachte, wo Kameras ihre Insektenaugen auf mich richteten. Die Empfangsdame und Wachfrau hinter dem ausladenden Marmortresen musterte mich mit unverhüllter Feindseligkeit.
    Ich fragte: »Wenn Peter hier ist, wer hat ihn reingelassen?«
    »Niemand. Er hat einen Weg durch einen der alten Ventilationsschächte gefunden.«
    Ich erinnerte mich an den alten, stillgelegten Kamin; ja, merkte ich, wenn man sich auskannte, war es nicht so schwer, sich Zutritt zur Krypta zu verschaffen. Ich lachte. »Peter ist ein bisschen zu pummelig für einen Höhlenforscher.«
    Rosa stand dicht bei mir. Ich roch etwas von dem tierischen Gestank der Krypta an ihr. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, ihr Körper war starr, jeder Muskel von Zorn durchtränkt. »Findest du das komisch? Wirklich? Komisch? Er gehört nicht zu uns. Er hat nichts mit dem Orden zu tun. Und er ist deinetwegen hier.«
    »Ich habe ihm nicht gesagt, wo die Schachtöffnungen sind. Ich weiß es ja selbst nicht mal.«
    »Offenbar hast du ihm genug erzählt, dass er es herausfinden konnte. Du hast unser Vertrauen missbraucht, George. Du hast mein Vertrauen missbraucht. Ich habe dich in mein Zuhause mitgenommen. Ich habe dir seine Schätze gezeigt. Und du hast es einem Außenstehenden erzählt. Vielleicht bist du doch nicht geeignet, zu uns zu kommen.«
    Ihre kalte, zornige Zurückweisung war wirkungsvoll. Es tat sehr weh, derart ausgeschlossen zu werden, trotz meiner gemischten Gefühle, was die ganze Sache betraf.
    »Rosa, ich kenne Peter. Außenstehender hin oder her, er ist ein alter Freund, der in Dads letzten Jahren gut zu ihm war. Er ist – merkwürdig. Besessen, exzentrisch. Er hat verrückte Ideen. Aber selbst wenn es stimmt, dass er hier eingebrochen ist, er ist harmlos.«
    »Harmlos. Wirklich.« Rosa umrundete das Marmorpult und trat an den PC der Wachfrau. Sie brauchte ein paar Minuten, um das Gesuchte zu finden. Dann drehte sie den Bildschirm auf seinem Fuß herum, um es mir zu zeigen. »Das ist ein Interpol-Bericht. Vom FBI ins Netz gestellt.« Es war ein mit kleinen, körnigen Fotos illustrierter Bericht über eine Explosion in einem wissenschaftlichen Labor der Universität in San Jose, Kalifornien. Das Labor hatte sich mit etwas namens »geometrischer Optik« befasst. Die Detonation hatte das Gebäude zerstört und drei Menschen

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