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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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spekulieren. Beispielsweise über Technologien auf der Basis von Quantengravitation. Oder sogar die Manipulation der Raumzeit selbst. Wenn man dazu imstande wäre, könnte man alles erreichen. Den Warp-Antrieb – Überlichtgeschwindigkeit. Antigravitation. Die Kontrolle der Trägheit…«
    Ich sah allmählich, worauf es hinauslief. »Der Schwarze-Loch-Bausatz von San Jose hätte die Raumzeit manipuliert.«
    »Dieses schwarze Loch wäre so auffällig gewesen wie ein einzelnes Lagerfeuer inmitten einer dunklen Landschaft.«
    »Du meinst, die Leute in San Jose wollten Signale an Außerirdische schicken?«
    »Oh, das war nicht ihre Absicht. Sie haben nur versucht, ein Testvehikel für die Quantengravitation zu bauen, genau wie angekündigt. Da bin ich sicher. Aber sie wollten nicht auf unsere Warnungen hören – die Warnungen der Slan(t)er. Sie hätten immer weiter gemacht, bis sie dieses verdammte Lagerfeuer angezündet hätten.«
    Und dann begriff ich, was sie getan hatten. Ich rieb mir die Augen. »Was habt ihr benutzt, Peter?«
    »Semtex-H«, flüsterte er. »Nicht schwer zu kriegen, wenn man weiß, wie. Vor dem Zusammenbruch des Kommunismus haben die Tschechen tausend Tonnen von dem Stoff außer Landes geschafft, hauptsächlich über Libyen. Na ja, und ich war ja schließlich mal bei der Polizei…«
    Er habe das Ding nicht gezündet, sagte er, aber das System entwickelt. Es erwies sich als einfach. Mithilfe von Bauteilen aus dem Elektronikhandel hatte er einen simplen radaraktivierten Sensor gebaut. Es beruhte auf Detektoren, die Autofahrer vor einer Radarfalle der Polizei warnten. Wenn man einen solchen Sensor mit einem Zünder verband, konnte man durch ein Signal einer Radarkanone – oder sogar von etwas Kleinerem und Leichterem – eine Bombe auslösen. Diese Techniken hatte er in Nordirland erlernt.
    »Semtex ist ein erstaunliches Zeug, weißt du. Es ist braun, wie Kitt, und lässt sich beliebig formen. Und die Handhabung ist ungefährlich. Man kann es über eine nackte Flamme halten, und es explodiert nicht – nicht ohne Zünder. So einfach.«
    Ich hielt den Atem an.
    »Verstehst du, es geht nur um die Zukunft«, fuhr er leise fort. »Das ist mir klar geworden. Wir Menschen befinden uns in einer exponentiellen Wachstumskurve. Unsere Zahl und unsere Fähigkeiten verdoppeln sich in regelmäßigen Abständen. Gegenwärtig sind wir noch Wölflinge, aber wir entwickeln uns weiter. Wir werden erwachsen, wir werden stark. Aus jedem von uns werden Milliarden entspringen, eine Sturzflut intelligenter Individuen, die Heerscharen der Zukunft. Das ist unsere Bestimmung. Die Zukunft gehört uns. Und das sehen sie, glaube ich.«
    »Wer?«
    »Die dort oben. Sie sehen unser Potenzial. Die Bedrohung, die wir darstellen. Sie möchten dem gern jetzt Einhalt gebieten, so lange wir noch schwach sind; sie möchten den Baum fällen, so lange er noch ein Schössling ist.«
    Ich versuchte, diese außerordentliche logische Kette im Kopf zu behalten. »Na schön. Ich verstehe, weshalb du der Meinung warst, das Labor in San Jose müsse gestoppt werden. Aber was machst du hier?«
    »Der Schwarm ist eine genauso große Gefahr für die Zukunft. Siehst du das immer noch nicht? Er ist ein Endpunkt unseres Schicksals. Das dürfen wir nicht zulassen.«
    Ich sah einen Lichtschimmer in der Felsspalte. Er hielt etwas in der Hand; es sah wie eine Fernbedienung für den Fernseher aus. »Was ist das, Peter?«
    »Der Auslöser«, sagte er. »Für die Bombe.«
     
    Meine Schwester stand da, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Ich brauchte Rosa nicht zu sagen, dass sich ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet hatten.
    Ihre Wächter, die bulligen Drohnen, flatterten aufgeregt flüsternd und mit großen Augen umher, klammerten sich aneinander und formierten sich immer wieder zu kleinen Grüppchen. Währenddessen hockte Peter stumm in seiner Höhle, ein brütender Dämon.
    Und ich saß zwischen ihnen fest und musste versuchen, einen Ausweg für alle zu finden.
    »Peter.«
    »Ich bin noch da«, sagte er trocken.
    »Vertraust du mir?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe mir deine Theorien angehört. Ich habe deinen Rat befolgt. Ich habe dich sogar ernst genommen. Wer außer mir hat das alles getan?«
    Er zögerte. »In Ordnung. Ich vertraue dir.«
    »Dann hör mir zu. Es muss einen Ausweg aus dieser Situation geben.«
    »Sprichst du von Verhandlungen? Du hast es doch selbst gesagt, George. Mit einem Ameisenhaufen kann man nicht

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