Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Trümmerstück zu stolpern schien, den Arm über Curatia drapiert, denn Amator und Athaulf waren verschwunden.
    Und dann, nahezu übergangslos, wie es schien, wachte sie in ihrem Bett auf – und wurde sofort vom Gestank von Erbrochenem attackiert. Aber Marina war da und wischte ihr die Stirn ab, während Cartumanduas Gesicht wie ein besorgter, missbilligender Mond hinter ihr hing. Regina hatte schreckliche Kopfschmerzen, ihr Hals war wund vom Erbrechen, ihr Bauch von einem leeren Schmerz erfüllt, und zwischen ihren Beinen schien ein einziger großer blauer Fleck zu sein, der sich von einem Schenkel zum anderen erstreckte.
     
    Am ersten Tag blieb sie im Dunkeln, schlürfte die Suppe und das Wasser, die Marina ihr brachte. Amator kam nicht zu ihr, um sie nach Rom mitzunehmen.
    Am zweiten Tag stand sie auf und zog sich an. Sie fühlte sich erheblich besser, bis auf eine anhaltende Übelkeit tief unten im Magen – und einen scharfen Schmerz zwischen ihren Beinen, einen Schmerz, an dem sie sich festklammerte, um ihre Erinnerungen an Amator aufrechtzuerhalten, trotz dieses verwirrenden letzten Bildes von Athaulf.
    Sie trat in helles Tageslicht hinaus und suchte einigermaßen schuldbewusst Cartumandua auf. Zu ihrer Erleichterung schimpfte Carta nicht mit ihr und rief ihr auch weder ihre vorherigen Warnungen noch Reginas Versprechungen ins Gedächtnis. Carta trug ihr drei Hausarbeiten auf, Reinigungstätigkeiten in der Küche und in den Schlafräumen. Aber sie mied Reginas Blick.
    Regina betrieb einigen Aufwand für Marina. Sie gab sich besondere Mühe, ihr gemeinsames Zimmer zu putzen, nachdem sie es dermaßen beschmutzt hatte. Seltsamerweise fühlte sie sich jedoch in jenen ersten paar Tagen unwohl in dem Zimmer und fand einfach nicht heraus, weshalb – bis sie sah, dass die matres noch immer in der Ecke des Bordes standen, wohin sie sie so achtlos geschoben hatte, um Platz für ihren Schmuck zu schaffen. Sie stellte die Göttinnen wieder an ihren alten Platz zurück. Aber sie waren kalt und schwer in ihren Händen, und ihre kleinen Gesichter schienen sie zu beobachten.
    Sie war nicht mehr dieselbe wie zu dem Zeitpunkt, als sie die matres das letzte Mal berührt hatte, und sie würde es nie wieder sein. Das wussten die matres irgendwie. Und hinter ihren ausdruckslosen Steingesichtern sahen Julia, Aetius, Marcus und alle anderen, die sie gekannt hatte, sie bestürzt an.
    Sie wahrte das Geheimnis von Amators Versprechen, sie in die Städte des Südens mitzunehmen, ein geheimes Versprechen, das alles, was sie durchgemacht hatte, die Leiden wert erscheinen ließ. Aber Amator kam nicht. Und der Schmerz in ihrem Bauch wollte nicht weichen.
    Die Tage gingen ins Land, und dann blieb ihre Blutung aus. Sie wusste, was das zu bedeuten hatte. Ihre Nervosität und ihre Angst wuchsen.
    In der Nacht des Brandes spitzte sich dann alles dramatisch zu.
     
    Es war von Anfang an eine schwierige Nacht gewesen.
    Nach dem Abendessen hatte Carausias eine schreckliche Entdeckung gemacht. Er jammerte und weinte. Dann wurde er wütend. Er stürmte durchs Haus, zerschlug Möbelstücke, Geschirr und sogar ein paar von Cartas unersetzlichen Tonwaren, obwohl Carta und Severus ihn daran zu hindern versuchten.
    Regina wusste nicht, was in ihn gefahren war. Er hatte immer so stark, so unerschütterlich gewirkt. Erschrocken hatte sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen und sich dort aufs Bett gelegt.
    Sie hatte ihre eigenen dunklen Sorgen. Ihre Blutung war weiterhin ausgeblieben. Sie sehnte sich danach, mit Carta zu reden, sich in ihre Arme zu werfen und sie um Vergebung und um Hilfe zu bitten. Aber das konnte sie nicht. Und dann war da noch ein anderes Geheimnis, ein Geheimnis, das so tief in ihrem Kopf nistete wie das wachsende Kind in ihrem Bauch, eine geheime Wahrheit, die sie sogar vor sich selbst zu verbergen versucht hatte: dass Amator nicht wiederkommen würde, um sie zu holen, dass er überhaupt nicht mehr wiederkommen würde, dass er bereits alles von ihr bekommen hatte, was er wollte.
    Während sie brütend dalag, hielt sie den Rauchgestank und das Geschrei zunächst für ein Produkt ihrer eigenen, fiebrigen Fantasie. Doch als draußen vor ihrem Fenster rotes Licht zu flackern begann, wurde ihr klar, dass etwas Schlimmes geschah. Sie stand vom Bett auf, schlüpfte rasch in ihre Tunika und lief zur Tür.
    Carta, Carausias und die anderen standen im Hof. Ihre Gesichter leuchteten rot, als schauten sie in den Sonnenuntergang. Aber die Sonne war

Weitere Kostenlose Bücher