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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zeigte.
    »Arschloch!«, brüllte Betta; schien sich aber erst zu vergewissern, dass er von dem Riesen nicht mehr gehört werden konnte. Zornig sprang er dann auf und versetzte dem Stuhl, auf dem er bisher gesessen hatte einen Tritt, der ihn eigentlich hätte umwerfen müssen, wenn nicht gleich in Stücke schlagen. Groxmox musste jedoch zu seiner maßlosen Verblüffung feststellen, dass das seltsame Möbel auf Rädern stand, sodass es nur scheppernd davonrollte.
    »Was hat er denn?«, fragte Groxmox. Samuel hob nur die Schultern, aber das Schwert in seiner Hand erstrahlte für einen kurzen Moment in einem wahren Gewitter aus grünen und weißen und orangefarbenen Funken, die über die Klinge zischten und tanzten.
    »Was bildet sich dieser Sesselfurzer eigentlich ein?«, brüllte Betta – wenn er es denn war – an niemand Besonderen gewandt, aber noch einmal lauter. Er versetzte seinem rollenden Stuhl einen weiteren Tritt, der ihn diesmal tatsächlich umwarf und eines der kleinen Räder abbrechen ließ. »Dreißig Leute, die ein ganzes Jahr lang gearbeitet haben, und ich soll es einfach abschalten? Der Kerl kann mich mal!«
    Immer noch lautstark vor sich hin fluchend stapfte er kreuz und quer durch den Raum und blieb schließlich vor einem schwarzen Würfel stehen, auf dem eine Anzahl winziger, blau leuchtender Dämonenaugen blinzelten und stieß mit dem Zeigefinger danach. Im nächsten Augenblick brach ein dermaßen infernalischer Lärm los, dass Samuel zusammenfuhr, als hätte ihn eine giftige Spinne gebissen, und Groxmox ein erschrockenes Keuchen ausstieß.
    Da war ein schrilles Kreischen und Wimmern, ein Heulen und Schreien, ein dumpfes Dröhnen und Hämmern und ein Gebrüll wie von tausend gequälten Seelen, die in den Feuern der ewigen Verdammnis brannten. Der gesamte Raum erbebte unter diesem gewaltigen Lärm, und Groxmox meinte, ihn schmerzhaft bis in die Zähne zu fühlen. Betta brüllte seinen Unmut wahrscheinlich immer noch heraus, aber das erkannte Groxmox jetzt nur noch daran, dass sich sein Mund weiterbewegte, und die kleinen Äuglein hinter den geschliffenen dunklen Gläsern blitzten, als tobe ein Gewitter in ihnen.
    »Aber was hat er denn?«, wunderte sich Groxmox. Er hatte selten einen Menschen gesehen, der so außer sich vor Zorn war. Aber wenn er Samuel glauben konnte, war er ja immerhin auch ein Zauberer, und der Ork war noch nie zuvor einem leibhaftigen Zauberer begegnet.
    Samuel antwortete sogar irgendetwas, doch auch seine Worte gingen hoffnungslos in dem infernalischen Lärm unter, den Betta entfesselt hatte. Groxmox sah auch bei dem Kleinen lediglich, dass sich dessen Lippen bewegten. Immerhin hob Samuel die Schultern, und das vielleicht ein wenig zu heftig, denn er berührte dabei versehentlich mit der Schwertspitze die Truhe, hinter der sie sich versteckten, und das Ergebnis war einigermaßen spektakulär: Ein ganzes Gewitter aus grünen, blauen und orangefarbenen Funken raste an der Klinge des Zauberschwertes hinab und explodierte auf der Oberfläche der Truhe. Für vielleicht eine Sekunde war sie in ein ganzes Netz aus flackerndem und zischendem Licht gehüllt, und es roch ein bisschen verschmort. Dann, so schnell wie er gekommen war, war der Spuk auch schon wieder verschwunden. Nur der verbrannte Geruch blieb, wenn auch nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor.
    Und der Lärm nahm ein wenig ab, auch wenn er immer noch entsetzlich war.
    »Ist da jemand?«, rief Betta.
    »Ich glaube, er hat uns entdeckt«, meinte Groxmox.
    Samuel sah ihn böse an. »Was für eine scharfsinnige Erkenntnis«, giftete er. »Hätt ich dir gar nicht zugetraut.«
    »Und was … tun wir jetzt?«, fragte Groxmox zögerlich. Immerhin war dieser Bursche tatsächlich ein Zauberer, wie er gerade mit eigenen Augen gesehen hatte. Er glaubte noch immer nicht an Zauberei, aber er hatte doch seine Zweifel, ob ihn das auch wirklich vor genau dieser Zauberei beschützen würde …
    »Na, wir reden mit ihm«, sagte Samuel. »Nur keine Angst. Betta ist ein netter Bursche … wenigstens für einen Zauberer.«
    »Mag ja sein«, erwiderte Groxmox, »aber er ist auch dein Zauberer.«
    Samuel griente über das ganze Gesicht. »Nur keine Bange, Großer«, flötete der Halbling. »Ich passe schon auf dich auf.«
    Darüber würden sie noch reden müssen, dachte Groxmox. Aber später. Für den Moment hoffte er nur, dass Samuel Wort hielt.
    »Ist da jemand?«, rief Betta erneut. Diesmal klang seine Stimme schon schärfer. Zweifellos

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