Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Firewall, die er eingebaut hat. Ich habe es selbst überprüft. Mach dir keinen Kopf.«
    »Keinen Kopf machen?«, ächzte der Riese. »Du machst dir keine Vorstellung, was passieren kann, wie? Ich weiß, dass Sam dein Freund ist, und es ehrt dich, dass du ihn verteidigst. Ehrlich gesagt habe ich nichts anderes von dir erwartet. Aber Tatsache ist, dass er es nicht nur maßlos übertrieben hat, sondern sich strafbar macht. Und uns alle gleich mit. Angefangen mit dieser KI. Ich wage mir nicht einmal vorzustellen, was unsere Rechtsabteilung mit mir macht, wenn sie davon erfährt. Großer Gott, es ist eine militärische KI , habe ich das schon gesagt?«
    »Mehrmals«, bestätigte Betta. »Und wir entwickeln ein militärisches Spiel.«
    »Quatsch!«, fauchte der Riese. »Hör mit dem Unsinn auf! Wenn irgend ein Außenstehender Wind davon bekommt – zum Beispiel unsere liebe Konkurrenz – dann machen sie uns nicht nur den Laden dicht. Wir beide können uns in der Schlange am Arbeitsamt einreihen. Außer dein Freund Sam. Den können wir im Knast besuchen. Falls die Amis ihn nicht gleich nach Guantanamo schicken!«
    »Weißt du, wovon die da reden?«, fragte Groxmox. Samuel schüttelte den Kopf und legte den Zeigefinger über die Lippen. Winzige grüne Flämmchen tanzten über die Klinge seines Schwertes und sprangen auf die Truhe über, hinter der sie sich versteckten. Täuschte sich Groxmox, oder änderte sich der Rhythmus, in dem ihre winzigen Lichter flackerten?
    »Niemand wird etwas bemerken«, versicherte Betta. »Und wenn es dich beruhigt: Ich habe mir den Quellcode gerade noch einmal angesehen. Dreimal. Es ist nicht mehr da.«
    »Was ist nicht mehr da?«, fragte der Riese.
    »Das Programm.«
    »Du hast es gelöscht?«
    Betta zögerte unmerklich, dann schüttelte er den Kopf. »Ich könnte jetzt Ja sagen, und du wärst beruhigt«, sagte er, »aber es wäre nicht die Wahrheit. Die KI ist weg.«
    »Weg?«, ächzte der Riese. »Was soll das heißen, weg?«
    »Weg, wie nicht mehr da«, antwortete Betta, leicht ungeduldig. »Ich habe versucht, Sam zu erreichen, aber er geht nicht ans Handy. Jedenfalls ist das Programm nicht mehr da. Du musst dir wirklich keine Sorgen mehr machen.«
    »Ich soll mir keine Sorgen machen, weil eine brandgefährliche militärische KI spurlos verschwunden ist?«, fragte der Riese lauernd. »Bist du bekloppt?«
    »Ich nehme an, das Programm hat sich einfach aufgelöst«, sagte Betta. »Ich verstehe sowieso nicht, wie er die Probleme mit der Kompatibilität gelöst hat. Dieses Programm hätte unseren Sourcecode binnen Sekunden einfach zerbröseln müssen. Irgendwie hat er es geschafft, die Turbine eines Kampfjets auf ein Bobbycar zu bauen, und es funktioniert sogar.«
    »Und?« Die Augen des Riesen wurden schmal. »Muss ich mir jetzt Sorgen um das Bobbycar machen?«
    »Eher um die Turbine. Ich nehme an, die KI hat sich selbst gelöscht, als sie versuchte, mit vollkommen unzureichenden Ressourcen zurechtzukommen. Wirklich, mach dir keine Sorgen. Und selbst wenn es nicht so wäre: Wir sind doch nicht verrückt. Die gesamte Betaversion ist in einem speziellen Cluster isoliert. Kein Internet. Kein LAN. Kein Bluetooth. Es gibt überhaupt keine Verbindung nach draußen.«
    »Und es ist die einzige Kopie?«, vergewisserte sich der Riese.
    Betta nickte.
    »Dann schalt es ab«, verlangte der Riese.
    »Wie bitte?«, ächzte Betta und richtete sich kerzengerade auf seinem Stuhl auf.
    »Ich meine das ernst«, sagte der Riese. »Ich gebe dir Zeit bis morgen Früh, diese KI zu finden und aus dem Programm zu entfernen. Wenn du mich bis dahin nicht davon überzeugen kannst, dass dir das gelungen ist, schalte ich den gesamten Rechner eigenhändig ab und toaste die Festplatte mitsamt sämtlicher Backups in der Mikrowelle. Zusammen mit deinem Sturkopf!«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«, empörte sich Betta. »Du redest von einem Jahr Arbeit!«
    »Wäre es dir lieber, wenn ich von fünf Jahren Gefängnis rede?«, fragte der Riese und machte zugleich eine herrische Geste, um dem Zauberer das Wort abzuschneiden. »Du hast Zeit bis morgen Früh.«
    Und damit verschwand er.
    Groxmox riss ungläubig die Augen auf, als sich der Riese nicht etwa abwandte und ging, sondern einfach verschwand. Von einem Lidschlag auf den anderen, und als wäre das allein noch nicht genug, verschwand das Fenster mit ihm. An seiner Stelle war jetzt nur noch einer dieser seltsamen Bilderrahmen, der aber auch bloß noch Schwärze

Weitere Kostenlose Bücher