Der Orkling (German Edition)
unmöglich erklären«, erwiderte Frank. »Du musst herkommen und es dir selbst ansehen.«
»Wieso?«
»Weil du es mir sowieso nicht glauben würdest«, antwortete Frank. »Es fällt mir ja selbst schwer zu glauben, obwohl ich es mit eigenen Augen sehe. Komm hierher, schnell. Sam ist auch auf dem Weg. Und ganz egal, wie sauer du auch im Moment auf ihn sein magst, du wirst ihm nach einer Minute die Fuße küssen, das verspreche ich dir.«
»Ich habe jetzt keine Zeit«, antwortete der Riese, »und außerdem –«
»Was immer du im Moment auch tust, es kann nicht so wichtig sein wie das hier. Glaub es mir einfach«, unterbrach ihn Frank. »Komm her!«
Und damit wurde das Fenster wieder schwarz, und dieses Mal blieb es auch so, und es tauchten auch weder bunte Farben noch ein weiterer Riese darin auf.
»Wer war das?«, fragte Samuel.
»Mike«, antwortete Frank mit einer Stimme, in der nur noch sehr wenig Respekt zu hören war. »Ein wirklicher Kotzbrocken vor dem Herrn, aber unglücklicher Weise auch unser Chef. Ihm gehört das alles hier, falls euch das nichts sagt.«
»Dann ist er so etwas wie Euer Lehnsherr?«, mutmaßte Samuel.
Irgendetwas an diesem Wort schien Frank über die Maßen zu amüsieren, denn er lachte ein paarmal laut und schickte schließlich noch eine Mischung aus einem Nicken und einem Kopfschütteln hinterher. »So ganz weit entfernt kommt es sogar hin, auch wenn Mike eher der Meinung ist, uns mit Leib und Seele zu besitzen«, sagte er kichernd. »Aber das spielt jetzt wirklich keine Rolle mehr. Heiliger Gates, wir werden berühmt! Und reich! Steinreich sogar! Ich werde mir einen Ferrari kaufen. Ach was, sieben Ferraris in unterschiedlichen Farben, einen für jeden Tag in der Woche. Gibt es Ferraris in sieben verschiedenen Farben? Warte mal, da sind schwarz, weiß, rot, gelb …«
Samuel räusperte sich unbehaglich und begann mit den Füßen zu scharren. »Meister … ich meine: Frank.«
Der Zauberer blinzelte ihn an, als erblickte er ihn überhaupt zum ersten Mal, dann jedoch sah er eindeutig ein bisschen schuldbewusst aus. »Ach ja, da hast du wohl recht«, sagte er. »Ich bin euch mindestens eine Erklärung schuldig.«
»Ihr habt gesagt, dass es uns gar nicht geben dürfte«, sagte Samuel.
»Aber es gibt uns doch«, sagte Groxmox. »Ich bin sogar ziemlich sicher, dass es mich gibt.«
»Aber nur virtuell«, sagte Frank.
»Was soll denn das–?«, begann Groxmox, und Frank unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»Gemach, mein großer grüner Freund«, sagte er. »Ich erkläre es dir, oder versuche es wenigstens.«
»Weil du glaubst, ich wäre zu dumm, um dich zu verstehen?«, fragte Groxmox und kniff drohend ein Auge zu.
»Ich verstehe es ja selbst nicht genau«, antwortete Frank, noch immer wie ein missgelaunter Drache aus Nüstern und Mund qualmend. »Aber ich versuche es wenigstens. Also, seht mal: Ihr glaubt, ihr wärt Halblinge und Orks und Elben und wie alle die anderen Völker heißen mögen. Und ihr glaubt, in den Quarterfields zu leben, einem magischen Königreich, in dem seit Anbeginn der Zeit ein Krieg zwischen Menschen und ihren Verbündeten auf der einen und den Orks und Drachen auf der anderen Seite tobt.«
»Drachen gibt es bei uns nicht«, sagte Groxmox.
»Die kommen erst noch, im übernächsten Level«, gab Frank zurück. »Aber das ist nicht der Punkt.«
»Welcher Punkt?«, fragte Groxmox.
»Der Punkt, dass nichts von alledem wirklich existiert.«
»Was für ein Quatsch«, polterte Groxmox. Die Viertellande –«
»Das da«, unterbrach ihn Frank und deutete mit seiner Dose auf die blinkenden und summenden Truhen ringsum, »sind die Viertellande. Nur ein Haufen Bits und Bytes, die Samuel und ich und ein Dutzend anderer Leute in den letzten zwölf Monaten programmiert haben. Es tut mir leid, aber so ist es.«
»Da drinnen?« Groxmox schnaubte. »So dumm ist nicht einmal ein Halbling, das zu glauben.«
»Um genau zu sein, liegen alle Daten auf dem abgesicherten Server im Nebenraum«, sagte Frank. Er machte eine Kopfbewegung hinter sich; und zu Groxmox’ Beunruhigung damit in genau die Richtung, aus der Samuel und er vorhin gekommen waren.
»Mir ist schon klar, wie schwer es euch fallen muss, das zu glauben, aber die Quarterfields mit all ihren Bewohnern und Feinden und Freunden und Geschichten sind nichts als ein Computerspiel. Zwar vielleicht das komplexeste, das jemals programmiert worden ist, aber trotzdem nicht mehr als ein Spiel.«
»Ein Spiel?«,
Weitere Kostenlose Bücher