Der Orkling (German Edition)
und gar unmöglich ist. Erstaunlich.« Er schüttelte mehrmals heftig den Kopf und sah Groxmox an. »Und du hast deinen kleinen Spielgefährten die ganze Zeit über bei dir behalten?«
Groxmox starrte ihn an. Seinen kleinen Spielgefährten? »Du bist nicht Muxlux«, sagte er, »Ich meine: Du siehst aus wie er, aber du redest nicht wie er. Du kannst nicht Muxlux sein.«
»Ich fürchte doch«, antwortete sein Eiling, »Ich bin Muxlux. Genauer gesagt: General Muxlux.«
»General?« Seit wann benutzten Orks militärische Ränge?
»General«, bestätigte Muxlux. »Das ist eine … längere Geschichte.«
»Aha«, murmelte Groxmox. Zögernd deutete er auf die zerborstenen Reste des Streitwagens. »So wie das da, nehme ich an?«
Muxlux nickte. »War gar nicht so einfach, unsere Brüder dazu zu überreden, sich auf so ein Gefährt zu stellen«, meinte er und machte eine Geste zu dem Ork, der ihn hielt. »Lass ihn los.«
Der Ork gehorchte, aber sein Kamerad, der Samuel hielt, auch. Der Halbling landete hart genug auf dem Schädel, um ein weiteres Mal beinahe das Bewusstsein zu verlieren. Muxlux maß ihn mit einem strengen Blick, aber er sparte sich auch jeden Kommentar und wirkte eher resignierend als zornig.
Da ihn niemand daran zu hindern versuchte, half Groxmox dem Halbling auf, überzeugte sich zwar rasch davon, dass dem Halbling nicht wirklich etwas zugestoßen war, ließ aber weder seinen Eiling noch das Kampfgeschehen ringsum dabei ganz aus den Augen. Nach dem Auftauchen der Security-Krieger hatte die Schlacht für einen Moment den Atem angehalten, nun aber ging das Töten mit unverminderter Begeisterung weiter; abgesehen von einem kleinen Bereich rings um sie herum, der von einer Mauer aus ausgesucht großen und schwer gepanzerten Orks gebildet wurde. Wäre die Vorstellung nicht so vollkommen absurd gewesen, hätte er geschworen, dass sie Muxlux beschützten.
Aber diese Idee war fast genauso verrückt wie die eines Orks mit einem militärischen Rang.
»General?«, fragte er noch einmal.
»Wie gesagt, das ist eine längere Geschichte«, antwortete Muxlux. »Etwa fünfzehn Jahre, um genau zu sein.«
Und plötzlich wusste er, warum ihm sein Eiling auf so unheimliche Weise verändert vorkam. Muxlux war älter geworden. Sehr viel älter. Das war zwar unmöglich – Orks schlüpften, wuchsen binnen weniger Wochen zu ausgewachsenen Kriegern heran und starben nach ein paar Jahren auf dem Schlachtfeld – aber auch genauso unübersehbar. Trotzdem sagte er mit einem nervösen Lachen: »Du machst dich über mich lustig, wie?«
»Ich wünschte es wäre so, mein Freund«, seufzte Muxlux, schüttelte plötzlich den Kopf und verbesserte sich mit einem leisen Lachen: »Oder nein, eigentlich nicht. Ganz bestimmt sogar nicht, wenn ich es mir genau überlege, denn wenn es so wäre, dann könnte ich mich gar nicht über dich lustig machen, nicht wahr?« Er legte den Kopf auf die Seite und lachte glucksend, doch Groxmox hatte zugleich den Eindruck, dass er getestet wurde.
»Wer weiß?«, gab er schulterzuckend zurück. »Jedenfalls werde ich meinen letzten überlebenden Eiling nicht so dreist belügen. Wir haben uns vor einer Stunde gesehen.«
»Vor einer Stunde«, wiederholte Muxlux. Groxmox nickte, und Muxlux maß zuerst ihn, dann den immer noch benommenen Halbling mit einem sehr langen, nachdenklichen Blick und kratzte sich schließlich mit den Fingernägeln über die dreieckige Narbe, die seine Wange verunstaltete; ein Geräusch wie von schartigen Messerklingen auf Stein. »Ich glaube, wir haben eine Menge zu besprechen, alter Freund«, seufzte er schließlich.
»Alter Freund«, wiederholte Groxmox. Seit wann kannte Muxlux solcherlei Worte? »Haben wir denn Zeit dazu? Ich meine: Wenn du tatsächlich zum General ernannt worden bist«, er fragte sich beiläufig, von wem eigentlich, »dann hast du doch im Moment bestimmt etwas Wichtigeres zu tun, oder?«
»Etwas Wichtigeres als mit einem guten Freund zu sprechen, den ich fünfzehn Jahre lang nicht mehr gesehen habe?« Muxlux schüttelte heftig den Kopf. »Keine Sorge. Unsere Krieger sind gut ausgebildet. Sie kommen auch eine Weile ohne mich zurecht.«
Groxmox warf einen langen Blick in die Runde und kam zu dem Schluss, dass sein Eiling recht hatte. Die Schlacht tobte in allen Himmelsrichtungen so weit, wie sein Blick nur reichte, und es war vollkommen unmöglich, sich auch nur ansatzweise einen Überblick zu verschaffen. Aber er war auch ein geborener Krieger und auf dem
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