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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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ab jetzt nur noch Orkherzen zu besorgen. Das Organ des menschlichen Soldaten nahm er mit und entsorgte es irgendwo in der Ebene.«
    Hinter ihr ertönte ein hallender Schlag, als der Ghoul Flarians schlaffen Körper achtlos zurück auf den Gitterboden fallen ließ.
    »Und Sie glauben wirklich, der Ghoul wird Flarian nachbilden, nur weil er sein Gehirn gefressen hat?«, wollte Hippolit ungläubig wissen.
    Lith packte den leblosen Körper ihres Geliebten unter den Achseln, zerrte ihn zum inneren Rand des Wandelganges und schob ihn unter dem Geländer hindurch. Ein letzter, gezielter Tritt, und der Leichnam kippte über den Rand, um sich im Sturz mit unzähligen anderen auf ihrem Weg in die Ewige Flamme zu vereinen.
    »Es funktioniert nur mit frischen Leichen«, erklärte sie sachlich. »Wir haben es oft genug ausprobiert, mit Toten jedes erdenklichen Erhaltungszustandes. Der Körper muss Minuten zuvor noch geatmet haben, sonst ist das Gehirn nicht mehr als ein Ghoulhappen ohne jeden Nutzen.«
    »Sie haben die Bestie regelmäßig mit Leichen versorgt?« Hippolit kniff die Augen zusammen. »Natürlich: Wenn irgendjemand in der Lage war, das regelmäßige Verschwinden einzelner Körper zu vertuschen, dann die buchführende Sekretärin des Obersten Verwalters!«
    Mit einer Mischung aus Faszination und Widerwillen beobachtete er, wie das Monstrum sich mit obszön gespreizten Beinen auf sein Hinterteil fallen ließ. Unter dem Wanst, den es sich zufrieden hielt, war in einem Dickicht aus schütterem graubraunem Pelz ein keulenförmiger, von Narben überzogener Penis zu erkennen.
    »Woher kommt diese Kreatur? Ghoule gelten als ausgestorben, die letzten Nachzügler wurden 2299 von einer Seuche dahingerafft.«
    Lith bedachte ihn mit einem mokanten Grinsen. »Sie wissen außerordentlich gut Bescheid, Meister H.! Den Ruf eines Meisterermittlers tragen Sie offenbar doch nicht zu Unrecht. Und um ein Haar wären Sie mir im letzten Moment empfindlich in die Quere gekommen – gestern, als Sie und dieser plumpe Trottel«, sie deutete auf Jorge, der nach wie vor zitternd am Boden lag, »mich bei den Vorbereitungen für das heutige Ritual überraschten. Jetzt weiß ich, dass es besser gewesen wäre, ich hätte Sie schon gestern Mittag draufgehen lassen, als sich auf dem Weg zum Archiv unerwartet die Gelegenheit dazu ergab.«
    Hippolit stutzte. »Stattdessen haben Sie mich vor Bearth und seinen rachsüchtigen Kumpanen gerettet. Wieso, wenn Sie doch fürchteten, ich könnte Ihrem mörderischen Treiben auf die Spur kommen?«
    »Ich ging davon aus, das IAIT werde weitere Beamte schicken, falls Sie eines gewaltsamen Todes stürben. Deshalb hielt ich es für besser, Sie mit anderen Mitteln aus Torrlem fortzulotsen … oder Sie mir zumindest willfährig zu machen.« Sie seufzte. »Leider erwiesen Sie sich als resistenter als erwartet – wie Ihre Anwesenheit hier beweist!«
    Hippolit schüttelte angewidert den Kopf. Wenn es etwas gab, woran er im Augenblick nicht erinnert werden wollte, dann daran, dass sich sein Glied vor Kurzem noch im Mund einer geisteskranken Mörderin befunden hatte. »Das war keine Antwort auf meine Frage«, stieß er hervor. »Wie kann es dieses Monstrum überhaupt geben?«
    Das Mädchen machte einen Schritt auf die Kreatur zu und tätschelte ihr wohlwollend den schweren Schädel. Der Ghoul schloss die Augen und stieß ein grollendes Geräusch aus, das an das Schnurren einer Raubkatze erinnerte.
    »Als die Ghoule von Torrlem vor knapp tausend Jahren realisierten, dass sie die Epidemie nicht stoppen konnten, versetzten sie Dutzende ihrer Sippe in einen komatösen Tiefschlaf, vergleichbar dem Winterschlaf eines Bären. Sie legten sie in Wandnischen und versiegelten diese mit dem Ziel, die unaufhaltsamen biologischen Vorgänge in ihren Körpern um Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte hinauszuzögern.«
    »Wozu? Sie waren dem Tod geweiht.« Hippolit warf unauffällig einen Seitenblick zu Jorge hinüber. Der Troll lag bewegungslos, die Augen geschlossen. Sein Armstumpf blutete kaum noch, offenbar hatte er eines der ledernen Bänder, die er zur Zierde um die Unterarme trug, straff um den Rest seines Handgelenks gezogen und festgezurrt.
    »Die Ghoule waren primitive Wesen«, ließ sich Lith wieder vernehmen. »Ihnen war nicht klar, dass sie die Letzten ihrer Art waren, und sie hofften, dass andere ihrer Rasse in den folgenden Jahrzehnten ein Heilmittel gegen die Krankheit finden würden. Doch es gab keine weiteren Ghoule in

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