Der Osmanische Staat 1300-1922
einem Ausgleich der Osmanen mit Konya durch Vermittlung des Historikers
$ükrulläh.
Mehmed II. (14441446,1451-1481)
Der neue Sultan war durch seinen Vater auf das Amt als Herrscher und Heerführer gründlich vorbereitet worden. Seine zusammenhängende Regierungsperiode stellt sich als eine über 30 Jahre andauernde nahezu ununterbrochene Folge von Feldzügen dar, die zunächst in erster Linie nach dem
Westen gerichtet waren, später aber auch durch hinhaltende Verhandlungen mit
Ungarn und Venedig die große Ostkampagne gegen den Führer der turkmenischen Akkoyunlu-Föderation Uzun Hasan (Schlacht von Otluk Bell/
Ba~kent 1473) ermöglichte. Der lange Krieg gegen Venedig nahm fast die Hälfte
seiner Regierungszeit in Anspruch (1463-1479), die Auseinandersetzung mit
Ungarn hielt noch bei Mehmeds Tod an.
2. DAS OSMANISCHE JAHRHUNDERT (1453-1566)
1453
Die Eroberung von Konstantinopel als letztem Überbleibsel des Oströmischen
Reichs am 29. Mai 1453 ist das wichtigste Einzelereignis während der Herrschaft
von Mehmed II. Das genuesische Galata hatte sich am selben Tag ergeben. Die
Einnahme war möglich, weil der Sultan seine Hauptmacht vor den Stadtmauern
zusammenziehen konnte und die einzige denkbare Entlastung durch die venezianische Flotte nicht eintraf. Die Türken ließen ein schweres Geschütz gießen, das eine Bresche in die Landmauern schlug und die knapp zweimonatliche
Belagerung beendete, bei der der griechische Kaiser den Tod fand. Der Besitz der
Stadt war, was die zeitgenössischen Panegyrik besonders herausstellt, mit dem
Anspruch verbunden, die Nachfolge des römischen Kaisers anzutreten. 1460 und
1461 wurden die griechischen Herrschaften auf der Peloponnes und am Pontos
(Trapezunt) beseitigt. Ob der Vorstoß Ahmed Paschas nach Otranto in Apulien
(1480) als Teil einer gegen das Erste Rom gerichteten Strategie gedacht war, läßt
sich aber nicht sagen. Das von Papst Pius II. (Aeneas Silvius), der in einem weit
verbreiteten Brief von 1460 Mehmed zur Bekehrung und Taufe aufgefordert hatte,
betriebene Kreuzzugsprojekt war mit dem Tode seines Organisators 1464 endgültig zum Scheitern verurteilt. Immer deutlicher artikulierte sich nun der islamisch legitimierte Führungsanspruch gegenüber den Hauptmächten des islamischen Osten, insbesondere den Akkoyunlu-Fürsten Uzun Hasan und den
Mamluken.
Mehmed II. Fätih („Der Eroberer") war der Stifter des „Klassischen Osmanischen Reiches", indem er die gegebenen territorialen, ideologischen und
wirtschaftlichen Grundlagen vertiefte bzw. erweiterte. Unter ihm wurde der
durch Allianzen und Unterdrückung bestimmte Umgang mit den Herrschaftsgebilden Anatoliens und der Balkanländer abgeschlossen. Die Einbeziehung von Mitgliedern des alten Landadels in das timar-System förderte diese
Integration. Die Schaffung eines im sogenannten Teikilät Känün-näme (ca. 1478)
niedergelegten „Staatsgrundgesetzes" mit ausgesprochen absolutistischen Ten denzen ist in der islamischen Welt ohne Beispiel. Der osmanische Zentralismus
fand unter Mehmed II. nicht nur in der Aneignung umfangreicher privater und
Stiftungsländer seinen Ausdruck, sondern auch in der Kontrolle aller wichtigen
wirtschaftlichen Ressourcen vom Bergbau bis zu Reisplantagen. Die 1484 der
orthodoxen Kirche gewährten Privilegien besiegelten eine bis ins 19. Jahrhundert
reichende Interessengemeinschaft von griechischer Kirche und osmanischem
Staat.
Bäyezid 11.
Bäyezid II. hatte bis zu seiner endgültigen Machtsicherung schwere Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Cem Sultan bis zu dessen Flucht nach
Rhodos (Juli 1482) zu bestehen. Die Cem-Affäre beeinflußte die Außenpolitik
bis 1495, als sich die Bedrohung durch eine Geisel in der Hand christlicher Mächte
bzw. des Papstes durch den ungeklärten Tod des Prinzen in Castel Capuana von
selbst erledigte. Bäyezid gelang mit Hilfe des Krimchans Mengli Giray die Einnahme von Kilia und Akkerman am Schwarzen Meer (1484). In seine Herrschaft
fällt auch die Aufnahme iberischer Juden (1492). Um die Wende zum
16. Jahrhundert erschienen am osmanischen Horizont mit Habsburg und den
Safawiden die Mächte, die für die folgenden 200 Jahre die äußeren Schicksale
des Staates bestimmen sollten. In Iran trat um 1500 der charismatische Ismäil auf,
der sich 1508 in den Besitz von Bagdad setzte. Die Kontrolle über Bagdad und die
schiitischen Pilgerstätten des Irak (Kerbela, Nacaf) sollte bis in das 18. Jahrhundert
hinein
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