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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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unterstellte,
um der osmanischen Bedrohung zu entgehen. Bis 1420 schloß Mehmed die
Pazifizierung Anatoliens ab, wobei die genuesische Kolonie von Samsun nicht
verschont wurde. Venedig hatte 1417 auf den türkischen Vorstoß nach dem
albanischen Valone/Vlore zunächst mit diplomatischen Mittel reagiert. Eine
Antwort scheint ausgeblieben zu sein. Die seit dem Vorjahr belagerte Stadt
Gjirokaster fiel 1418 mit einem großen Teil Südalbaniens in osmanische Hand.
Der letzte Feldzug führte Mehmed I. in die Walachei, wo er das 1402 zerbrochene
Vasallenverhältnis mit Mircea wiederherstellte. Auch Mehmed I. konnte keine
Vorkehrungen für eine konfliktfreie Nachfolge treffen, auch wenn die byzantinischen Chronisten Chalkondyles und Doukas von der Absicht einer Erbteilung
zwischen den Söhnen Muräd und Mustafä wissen wollen. Der bis dahin in
byzantinischem Gewahrsam befindliche Mustafä wurde von Kaiser Manuel befreit und besiegte mit anatolischen Truppen das Heer Muräds unter Bäyezid
Pascha auf der Halbinsel von Gelibolu. Erst Anfang 1422 konnte Muräd nach
einem Sieg über Mustafä, der bereits Münzen auf seinen Namen prägen ließ, die
Alleinherrschaft antreten. Die Wiederherstellung der osmanischen Autorität nach
1402 wird mit dem bereits ausgestalteten Timar-System und dem Interesse der
verschiedenen militärischen Formationen an einer Zentralmacht erklärt.

    Muräd 11. (14221444,1446-1451)
    Die Sicherung des Reiches beschäftigte Muräd II., der als Siebzehnjähriger den
Thron in Edirne bestiegen hatte, über die drei Jahrzehnte seiner Regierung. Noch
waren nicht alle Gebiets- und Einflußverluste, die nach 1402 entstanden waren,
ausgeglichen. Es bedurfte einer achtjährigen Belagerung, um Thessaloniki, das
Venedig 1423 von Byzanz erworben hatte, wiederzubesetzen. Im Westen waren
allein Venedig und Ungarn in der Lage, den Osmanen offensiv zu begegnen. Als
1427 nach dem Tode des serbischen Despoten Lazarevie der ungarische König
Sigismund Belgrad wieder unmittelbar seiner Kontrolle unterstellte, war ein
Pufferterritorium weggefallen. In den dreißiger Jahren führten zwei osmanische
Feldzüge nach Serbien. Während 1439 das starke Smederevo eingenommen
wurde, blieb 1440 eine lange und opferreiche Belagerung von Belgrad, die
Muräd selbst anführte, ohne Ergebnis. Erst 1512 sollte dieser „Schlüssel zu
Ungarn" von den Osmanen besetzt werden. 1443 stieß der ungarische
Reichsverweser Jänos Hunyadi im sogenannten „langen Feldzug" mit Wladislaw 1., der 1440 zum König von Ungarn gewählt worden war, bis Nis/Ni§
und Sofia vor. Hunyadi brachte eine große Koalition aus Ungarn, den beiden
rumänischen Woiwoden Stephan II. und Vlad II. Dracul sowie dem Serben Georg
Brankovic und dem Albaner Skanderbeg gegen Muräd II. zustande. Aus einem
Waffenstillstand mit Muräd II. wurde am 1. August 1444 ein förmlicher Friede, der
u. a. die Räumung Serbiens und Albaniens und die Rückgabe von 24 Festungen
einschließlich Smederevos vorsah. Unmittelbar nach dem „Frieden von Edirne"
begab sich Muräd II. nach Anatolien, um sich des Vasallenstatus von Ibrähim
Karaman zu versichern - was offensichtlich unter Verzicht auf einige wichtige
Städte durch den Osmanen geschah.
    Zur Überraschung der Zeitgenossen begab sich Muräd II. nicht wieder in die
Residenz Edirne, sondern verkündete seinen Thronverzicht zugunsten seines
Sohnes, des erst zwölfjährigen Mehmed (II.) und die Absicht, sich nach Manisa
zurückzuziehen. Der neue Feldzug Wladislaws veranlaßte Muräd II. jedoch, seine
Abdankung rückgängig zu machen. Am 10. November 1444 wurde ein Heer, das
aus etwa 16 000 Ungarn und 4 000 Walathen bestand, bei Varna vernichtend
geschlagen. Unter Muräd erhob sich der albanische Statthalter von Kruje, Georg
Kastriota „Skanderbeg". Er sollte noch bis zu seinem Tod 1468 auch Muräds
Nachfolger erheblichen Widerstand leisten. Eine indirekte Schwächung Venedigs bedeutete die endgültige Einbeziehung der Fürstentümer von Mentele und
Aydtn in das osmanische System. Zu einem späteren Zeitpunkt verloren Canik und
Germiyan die Reste ihrer Selbständigkeit. Jedenfalls dürften um 1430 alle
ehemaligen westanatolischen Fürstentümer mit der Ausnahme von Karaman
erneut dem Zentralstaat unterworfen gewesen sein. Venedig hatte sich schon
1429 entschlossen, den Fürsten von Konya als Verbündeten zu gewinnen. Erst
1437 kam es (unter dem Eindruck eines ägyptischen Allianzangebots?) zu

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