Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
Vom Netzwerk:
mehrfach zwischen Iran und dem Osmanenstaat wechseln.
    Kemäl Reis
    Das westliche Mittelmeer geriet schon vor dem Abschluß der Reconquista mit
dem Fall Granadas (1492) ins osmanische Blickfeld. Bäyezid II. sandte 1486 seinen
Admiral Kemäl Reis zur Unterstützung der bedrängten andalusischen Muslime
an die spanische Küste. Die Aufnahme von Juden durch denselben Herrscher ist
eine bekannte Episode. 1493 eröffnete die erste jüdische Buchdruckerei in
Istanbul. In Ungarn, wo König Matthias 1490 gestorben war, setzte die „feudale
Anarchie der Barone" (MATUZ) ein. Türkeneinfälle nach Kroatien, der Krain und
Kärnten sind vor allem zwischen 1473 und 1483 belegt.
    Selim I.
    Die safawidische
Gefahr
    Da sich der Sohn und Nachfolger Bäyezid II., Selim I. „Yavuz" („Der Grimme",
1512-1520), fast ausschließlich der Bekämpfung der östlichen Hauptgegner, Iran
und Ägypten, widmete, dauerte es bis zum Thronantritt Süleymän I. (1520), bis die
Auseinandersetzung mit Habsburg durch die osmanische Hauptstreitmacht geführt werden konnte. Das wichtigste Ergebnis der Ostfeldzüge Selim 1 war die
Eindämmung der safawidischen Gefahr. Der Schah Ismäil war schon Jahre 1500
bis Erzincan vorgestoßen, um seine Kizilba; („Rotköpfe") genannten Anhänger in
Anatolien zu unterstützen. Die sogenannte Sah Kulu Baba-Revolte (1511) war ein
Ereignis, das schon den Prinzen Selim als Statthalter von Trabzon nicht unberührt
gelassen hatte. In der Schlacht von Waldiran unterlag Ismäil 1514 den Osmanen, die
nun endgültig Diyarbekir und den Euphrat-Raum in Besitz nahmen. Nie zuvor
dürfte ein vergleichbar gewaltiges Heer im Hochland zwischen der Türkei und
Iran aufgetreten sein. In Waldiran wurden auf türkischer Seite Feldgeschütze und Musketen verwendet. Nach der kampflosen Einnahme von Täbris führte Selim I.
zahlreiche Gelehrte, Künstler und Handwerker nach Istanbul. Ihr Wirken drückte
der osmanischen Hofkultur einen unverwechselbaren Stempel auf. Auch später
bekämpfte Selim I. die häretischen Nester im Inneren des Landes (wie die
Kizilbae-Festung Kemah am Euphrat im Jahre 1515).

    Ägypten
    Mit der Annexion des Dulkadir-Staates, dem letzten Puffer zwischen Osmanen
und Mamluken, wandte sich Selim I. erneut nach Südosten. In kurzen Abständen
fielen nach der Feldschlacht bei Marc/Mardj Däbik nördlich von Aleppo (1516)
Damaskus und Kairo (1517). Der Emir von Mekka unterwarf sich wenig später. In
der Nachfolge der Mamluken bildete in den folgenden vier Jahrhunderten der
Schutz der Pilgerwege und die Versorgung der Heiligen Städte des Hedschas eine
der wichtigsten Quellen, aus denen sich die Legitimation der osmanischen Oberherrschaft speiste. Mehmed II. hatte noch 1453 dem Mamluken-Sultan eine
Aufgabenteilung angeboten: Dieser habe die Pilgerwege offen zu halten, er
würde den Glaubenskrieg vorantragen. Die osmanischen Sieger integrierten
nach einer Zeitspanne von wenigen Jahren einen Teil der mamlukischen Führer
in ihre Provinzverwaltung. Süleymän I. rehabilitierte sie dann vollständig und
erlaubte sogar einer ägyptischen Einheit, an der Belagerung von Rhodos (1522)
teilzunehmen.
    Süleymän 1.
    Während Selim I. seinem Vater die Herrschaft zu Lebzeiten entrissen hatte, kam
sein Sohn Süleymän ohne Thronkämpfe an die Macht. Am Ende der langen
Herrschaft Süleymän I. (1520-1566) hatte die ursprüngliche Landmacht auch
auf dem Mittelmeer zumindest für einige Jahrzehnte die Vorherrschaft errungen
(Seesieg bei Prevesa 1538). Das Schwarze Meer konnte bis 1774 als osmanischer
Binnensee gelten. In die Anfangsjahre von Süleymäns Regierung fallen Eroberungen, die seinen Vorfahren versagt geblieben waren (Belgrad 1521, Rhodos
1522). Eine ägyptische Revolte des Statthalters Ahmed Pascha endete mit der
Enthauptung des Verräters im Jahr 1524. Sie sollte der letzte wenigstens im Ansatz
erfolgreiche Aufstand der Provinz am Nil bis zum Jahr 1760 sein. Als Süleymän im
selben Jahr seinem Wesir Ibrähim Pascha seine Tochter Hadice zur Frau gab,
wurden den Festgästen die Zelte der von drei besiegten islamischen Herrschern
gezeigt: von Uzun Hasan (Oberhaupt der turkmenischen Stammesföderation der
Akkoyunlu), von Qansawh al-Ghawri (Mamluke) und von Schah Ismäil von Iran.
    Süleymän führte das Heer auf 13 Kampagnen persönlich an, er starb auf seinem
letzten Ungarnfeldzug vor Szigetvär. Die Ostfeldzüge Süleymäns (1534-36 Besetzung von Täbris, Eroberung von Bagdad

Weitere Kostenlose Bücher