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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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1548-1549, 1553-1555) waren als
militärische Unternehmungen nicht weniger bedeutend als die südosteuropäischen Kampagnen (1521 Belgrad, 1526 Schlacht von Mohäcs, 1529 Belagerung von Wien, 1532 Güns, 1537 Korfu, 1538 Moldau, 1541 Ofen/Buda, 1543
Esztergom, 1566 Szigetvär). Insgesamt verbrachte Süleymän (unter Einrechnung
der Winterlager) 10 Jahre im Feld. Neben Habsburg (Kaiser Karl V. und König
Ferdinand, dem der kaiserliche Bruder in der Türkenpolitik freie Hand ließ) und Iran verblieben Venedig und die Johanniter (seit 1522 auf Malta, das 1565 vergeblich belagert wurde) den Osmanen als Gegner.

    Nordafrika
    Unter Süleymän wurden die nordafrikanischen Häfen von Algier und Tunis in
die osmanische Provinzialverwaltung einbezogen. Das war v.a. das Verdienst des
Flottenführers Arudj/Oruc und seines jüngeren Bruders Hayreddin „Barbarossa". Oruc unternahm gemeinsam mit dem Hafsiden-Herrscher von Tunesien
Aktionen, um die Spanier aus Bougie zu vertreiben. 1516 entriß er Algier einem
Stammesführer und erzielte mit der Einnahme von Tlemcen (im heutigen Westalgerien) einen weiteren kurzfristigen Erfolg. Innerhalb von acht Jahren baute er
den wenig bedeutenden Ankerplatz Algier zu einer wichtigen Marinebasis aus.
1533 übernahm er das oberste Flottenkommando des Staates. Die Überwinterung
der osmanischen Flotte in Toulon (1543/44) nach der Plünderung von Villefrance
und der vergeblichen Belagerung Nizzas war sichtbarster Ausdruck der Zusammenarbeit mit Frankreich gegen den Kaiser, die schon 1535 mit intensiven Verhandlungen eingeleitet worden war und die mit dem Frieden von Crepy zwischen
Karl V. und Fran~ois I. (1544) zu Ende ging.
    Großmachtpolitik
und Rückschläge
    Die Großmachtpolitik Süleymän I. führte zur Etablierung von Einflußzonen
weit über die eroberten Territorien hinaus: In der Moldau war $tefänila (st. 1527),
ein Enkel Stefans des Großen, der letzte Fürst, der dem osmanischen Druck
standhalten konnte. 1532 wurde der Sultan von Tlemcen zu Tributzahlungen
gezwungen. In die Herrschaftsperiode Süleymäns fielen aber auch vergebliche
Unternehmungen wie der Landungsversuch auf Malta (1551) und die gescheiterte
Belagerung von Hormuz (1552). Die osmanische Herrschaft im Jemen brach
bereits in den 1560er Jahren wieder zusammen. Um die Pilgerstraße zu schützen
und den Gewürzhandel zu kontrollieren, hatte Süleymän 1557 die Provinz Habel
(„Äthiopien") eingerichtet. Sie bestand vor allem aus den Häfen Masawwa,
Suwakin und Djidda. Versuche, das äthiopische Hochland zu beherrschen,
schlugen fehl: Nach ihrer Niederlage gegen König Sarsa Dengel (1578) zogen
sich die Osmanen auf die wasserlose Insel Masawwa zurück. Höfische Repräsentation, fromme Stiftungen und die Kriegführung hatten finanzielle Folgen: Ein
Jahr vor Süleymäns Tod war der Staatshaushalt defizitär: Einnahmen von
1 83 088 000 ak~e standen Ausgaben in Höhe von 189657000 ak(e gegenüber!
    Kalifat
    Der bis dahin im Schutz der Mamluken lebenden abassidische „Scheinkalif" al-
Mutawakkil hatte Selim I. in Aleppo das Protektorat über die Heiligen Stätten des
Hedschas übertragen. Damit war keinenfalls der Übergang des abbasidischen
Kalifats auf die Osmanen verbunden. Die Führung des Titels Kalif" teilten die
Osmanen mit anderen Herrschern der islamischen Welt. Erst 1554 erschien die
Denkschrift des Lutfi Pascha zum osmanischen Kalifat. Dieses von Süleymäns
Scheichülislam Ebusuüd Efendi (seit 1545) begründete und hier theoretisch
weitergeführte Konzept von einem osmanischen Kalifat starb mit seinem Befürworter (1574). Erst im 18. Jahrhundert verbanden die Osmanen den Vorrang in der
islamischen Welt mit dem förmlichen Titel Kalif.

    3. KRIEGE UND FRIEDENSSCHLÜSSE DES 16.-18. JAHRHUNDERTS
    Sclim 11.
    Unter Süleymäns Nachfolger Selim II. (1566-1574) ging die Vormacht im Mittelmeer verloren. Allerdings wurde Zypern den Venezianern entrissen (mit der
Begründung, die Insel sei schon früher im Besitz islamischer Herrscher gewesen).
Dieser wichtige Stützpunkt zwischen Ägypten und Istanbul sollte bis 1878 in
türkischer Hand bleiben. Die von Don Juan d'Austria, dem Befehlshaber der Sacra
Liga, vor Lepanto/inebahti versenkte Flotte (1571) konnte zwar wieder aufgebaut
werden, doch fehlte es an Schiffsbesatzungen und an der Bereitschaft, den
kriegstechnischen Wandel nachzuvollziehen. In das Todesjahr Selims fiel auch
der letzte Versuch Spaniens, sich Tunis zu

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