Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
Vom Netzwerk:
bemächtigen. Damit endete die große
Ära der spanisch-osmanischen Auseinandersetzungen. Selim 11. bzw. sein Großwesir Mehmed Pascha „Sokullu", der eigentliche Leiter der Staatsgeschäfte,
unterhielt enge Beziehungen zu England und Polen. Das 1554/6 durch Rußland
eroberte Astrachan wurde 1569 Ziel des erfolglosen Angriffs eines osmanischtatarischen Heeres. Von nachhaltiger Wirkung waren die von ihm ratifizierten
ersten authentischen „Kapitulationen", kommerzielle und rechtliche Privilegien
für die Kaufleute des Königs von Frankreich (1569), englische Kaufleute erhielten
1580 vergleichbare Vorrechte. Mit Venedig wurden bald nach der Wegnahme von
Zypern wieder normale Beziehungen hergestellt (1573).
    Sokullu Mchmed
    Sokullu diente auch Selims Nachfolger Muräd III. (1574-1595). Als er 1579
einem Attentat zum Opfer fiel, verlor der osmanische Staat eine seiner fähigsten
politischen Figuren. Seine Realpolitik wurde durchaus von Aktionen gesamtislanmischer Solidarität begleitet: So sandte er 1569-70 eine Flotte ins ferne
Sumatra, um den Sultan von Atjeh/Acen, dessen Gesandten sich seit 1566 in
Istanbul aufhielten, gegen die Portugiesen zu unterstützen. Es ist auch belegt,
daß er den aufständischen Moriscos in Andalusien (1568-1570) beistehen wollte
und eine entsprechende Intervention der Zypern-Kampagne vorgezogen hätte.
Auf der anderen Seite wurde seine Kirchenpolitik (Wiedererrichtung des Patriarchats von Pec in seiner Amtszeit als Dritter Wesir 1557) als Ausdruck des
Nepotismus interpretiert. Sokullu war als ein in Bosnien geborener serbischer
Christ ein Produkt der Knabenlese (deviirme), unterhielt aber stets Kontakte zu
seiner nichtkonvertierten orthodoxen Verwandtschaft.
    Krise
    Die wirtschaftliche Krise des späten 16. Jahrhundert fand in den Ausfuhrverboten für Getreide und andere Güter (1584) ihren Ausdruck. Das Jahr 1585
markierte den Beginn der großen, bis etwa 1610 anhaltenden Entwertung der
osmanischen Währung. Mit dem safawidischen Iran herrschte zwischen 1578 und
1590 permanenter Kriegszustand. Der Friedensschluß sicherte die erheblichen
Gebietsgewinne im Osten (Aserbaidschan, Kaukasus). 1591 breitete sich der
folgenreichste bis dahin bekannte anatolische Aufstand aus. Während des sogenannten „Langen Krieges" gegen Österreich (1593-1606) kamen Zehntausende von Provinzialtruppen (sipähis) dem Gestellungsbefehl nicht nach. Kara Yazici, ein ehemaliger stellvertretender Statthalter, sammelte 1601 die Unzufriedenen, denen sich andere Soldaten (levend), landlose Bauern und Stammeskrieger anschlossen. Für die anatolischen Aufstände in dem Jahrzehnt vor
und nach 1600 hat sich der Name Celäli-Revolte eingebürgert, obwohl diese
Bezeichnung auf eine häretische Bewegung des frühen 16. Jahrhunderts zurückgeht.

    Mehmed 111.
    Inzwischen hatte Muräds Sohn als Mehmed III. (1595-1603) den Thron bestiegen. Mehmed war der letzte Osmane, der das Brudermordgesetz anwandte. Er
ließ 19 namentlich bekannte Halbbrüder hinrichten. Er war auch der letzte, der aus
einer Prinzenstatthalterschaft zur Macht aufstieg. Mehmed III. war gleichzeitig
nach Süleymän I. der erste Sultan, der wieder an der Spitze des Heeres in den Krieg
zog. Ungeachtet dieser Merkmale war er, wie sein Vater, ein außerordentlich
schwacher Herrscher, der die Nebenregierung durch seine Mutter Safiye (die
Venezianerin Baffa) und von Höflingen duldete.
    Ahmed 1.
    Zsitva Torok 1606
    Unter seinem Nachfolger, Ahmed I. (1603-1617), der als Vierzehnjähriger
eingesetzt wurde, brachten die Aufständischen bei Bolvadin (1605) den Regierungstruppen eine empfindliche Niederlage bei. Erst Muräd Pascha („Kuyucu",
Großwesir 1607-1611) bekämpfte sie nachhaltig, durch die Mittel der „Neutralisierung" (Bestallung von Rebellenführern als Sancakbey) und blutige Verfolgung. Sein größter Erfolg war sein Sieg über den nordsyrischen Canbulad-Zäde
All Pascha (1607). Der Vertrag von Zsitva Torok mit Österreich (1606) beendete
eine Auseinandersetzung, die ursprünglich das Ziel hatte, die unbotmäßigen
Donaufürstentümer wieder unter osmanische Oberhoheit zu zwingen. Militärische Hauptereignissse des Langen Türkenkriegs waren die Einnahme von
Eger/Egri (dt. Erlau) und die Schlacht von Mezökeresztes/Ha~ova südöstlich
davon (1596), bei der die Türken mit tatarischer Unterstützung einen knappen
Sieg davontrugen. Wien erreichte die Einstellung der seit Süleymän I. fälligen
jährlichen

Weitere Kostenlose Bücher