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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Teilungsabkommen über Persien (1724). Zu einer
Umkehrung der Allianzen kam es, als der neue Herrscher Irans, Nädir Schah, mit
russischer Experten-Hilfe die Hauptorte des Kaukasus den Osmanen entriß. Erst
1746 wurden zwischen Iran und den Türken ungefähr die Grenzverhältnisse von
1639 wiederhergestellt.
    „Tulpenzeit"
    Belgrad 1739
    Die erst im 20. Jahrhundert als „Tulpenzeit" apostrophierte Epoche Ahmed III.
endete mit der Patrona-Halil-Revolution, für die der zur Schau getragene Luxus
der Umgebung des Großwesirs Nev~ehirli Ibrähim Paschas den Auslöser bildete.
Auf dem Höhepunkt eines neuen Krieges mit Rußland (1736-1739) stellten die
Russen nach der Zerstörung der krimtatarischen Residenz von Bah~esaray die
Forderung nach Aufgabe der osmanischen Souveränität über die Tataren der Krim
und des Kuban, nach Unterstellung der Donaufürstentümer unter ihr Protektorat
und nach freier Schiffahrt auf dem Schwarzen Meer und durch die Meerengen
(worin schon HAMMER-PURGSTALt, den Ursprung der „Orientalischen Frage"
erkannte). Im Frieden von Belgrad (1739) verlor Österreich, das sich mit Rußland verbündet hatte, Serbien, die Kleine Walachei und Oqova wieder an die
Türken. Man hat einen erheblichen Teil des Erfolgs der türkischen Waffen, der zu
diesem Frieden führte, dem 1730 zum Islam übergetretenen Artilleristen („Humbaraci ba5i") Bonneval Pascha (1675-1747) angerechnet.
    Die arabischen
Provinzen
    Im 18. Jahrhundert lockerte sich der Zusammenhang der arabischen Provinzen
mit Istanbul stärker als zuvor. In Ägypten hatte die Pforte zunehmend ihren
Einfluß auf die ocaks, die sogenannten sieben Janitscharen-Regimenter, verloren. Später war die Macht auf die „Privatarmeen" der mamlukischen Beys, die
sich untereinander heftig befehdeten, übergegangen. Ein für eine fünfjährige Amtszeit nach Ägypten entsandter Pascha gestand 1721 den Beys gegenüber ein,
er sei nur ein „Gast" im Lande. Der Aufstieg des ehemaligen Regimentskommandeurs Ibrähim Kethüdä (als Machthaber 1743-1754) zum Chef einer
eigenen Mamluken-Streitmacht leitete das Regime des Qazdughliyya-Klans ein,
welcher Ägypten bis zur französischen Okkupation (1798) beherrschte. Ein
„tscherkessischer" (abchasischer) Mamluk All Bey („Bulutkapan") beseitigte die
letzten Reste der Janitscharen-Präsenz in Ägypten und löste sich für einige Jahre
erfolgreich von Istanbul. 1769 ließ er sich als Zeichen der beanspruchten Souveränität in der Freitagspredigt nennen. Während des russisch-türkischen Kriegs
hatte er mit der Besetzung des Hedschas die vorosmanische Machtstellung der
Mamluken am Roten Meer vorübergehend wiederhergestellt. Der letzte osmanische Versuch, Ägypten unter direkte Kontrolle zu bringen (Hasan Pascha
1786-1787) endete wegen der erneuten russischen Bedrohung vorzeitig.

    Galiläa
    Im nördlichen Palästina erhob sich Umar Zähir/Dhähir al-Umar (1769-1775).
Im Bündnis mit den Bauern, die er vor beduinischen Angriffen schützte, konnte er
in Galiläa ein unabhängiges Gebiet kontrollieren. Während er auf gutem Fuß mit
seinem unmittelbaren osmanischen Oberherrn, dem Väli von Sidon stand, wurde
er von dem Väli von Damaskus bekämpft. Nachdem er sich All Bey von Ägypten
angeschlossen hatte, wurde er nach Kriegsende Opfer einer Strafaktion des
osmanischen Marinebefehlshabers.
    Syrien, Libanon
    Arabien
    Recht unabhängig waren die al-Azm von Damaskus (1725-1807) und Ahmed
Pascha Cezzär" im Südlibanon. Von den unbotmäßigen Paschas oder den $ihäb-
Amiren des Berg Libanon unterschied sich Cezzär durch große Loyalität. Nominell Herrscher des Pa§alik von Sidon, wurde sein Amt über 29 Jahre von der
Pforte bestätigt. Die Kontrolle der arabischen Halbinsel war den Osmanen im
18. Jahrhundert völlig entglitten. Der Jemen ging seit den siebziger Jahren des
16. Jahrhunderts eigene Wege. Man begnügte sich mit dem Schutz der Pilgerstraßen, die von Damaskus bzw. Kairo nach Mekka führten. Selbst diese
Aufgabe war nicht immer zu gewährleisten: Einem beduinischen Angriff auf die
Pilgerkarawane sollen 1757 an die 20 000 Menschen zum Opfer gefallen sein.
Beduinen unter Abd al-Aziz besetzten 1802 sogar für kurze Zeit Mekka. Der
schiitische Hauptwallfahrtsort Karbalä im Irak wurde im selben Jahr von den
Wahhäbiten gestürmt.
    Rußland
    Der 1768 aus nichtigem Grund (nach fast drei Jahrzehnten ohne größere äußere
Konflikte) erneut ausgebrochene Krieg gegen Rußland

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