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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Tributzahlungen an Istanbul. Semel pro semper wurden 200 000 Gulden
vereinbart. Dem Römischen Kaiser gestanden die Türken seinen Titel (Roma
fasarz) zu, nachdem er bis dahin im zwischenstaatlichen Verkehr nur als
„König" (kiral) angesprochen worden war. Der Frieden mit dem Kaiser war auf
20 Jahre abgeschlossen, sollte aber bis 1663 anhalten. Dem siebenbürgischen Fürst
Stephan Bocskay (st. 1606), der nach Ausbruch des Langen Kriegs im Bündnis mit
den Habsburgern den Abfall von der Türkei betrieben hatte, wurden im Vertrag
von Zsitva Torok wesentliche Zugeständnisse gemacht.
    Iran

    Mit Schah Abbäs I. (1587-1629) war den Osmanen wieder ein mächtiger
safawidischer Gegner erwachsen. Er holte sich ohne Vorwarnung 1603 Täbris
zurück, schloß 1618 förmlich Frieden, nahm aber 1623 unter Vertragsbruch durch
Verrat des Statthalters Bagdad erneut ein. Ein Gemetzel unter den Sunniten und
die Zerstörung ihrer Heiligtümer waren die Folge. Erst Sultan Muräd IV. (16231640) gelang die Rückeroberung von Bagdad (1638). Im Gegensatz zu seinen
Vorgängern konnte Muräd IV. sich auf den östlichen Kriegsschauplatz kon zentrieren. Die europäischen Mächte waren durch den Dreißigjährigen Krieg
gebunden. Muräds Bruder und Nachfolger Ibrähim (1640-1648) war in der
Lage, mit den historischen Hauptgegnern Österreich und Iran weithin friedliche
Beziehungen zu pflegen. Der 1645 begonnene und 1669 abgeschlossene Krieg
gegen Venedig mit der Einnahme von Kreta erklärt sich aus der zunehmenden
Bedrohung der osmanischen Seeverbindungen zu Nordafrika durch die
christlichen Mächte.

    Mehmed IV. und die
Köprülü-Ara
    Fäzil Ahmed Pascha
    Nach jahrelanger, z. T. unfreiwilliger Bewährung im Provinzialdienst wurde
dem fähigen Mehmed Pascha Köprülü 1656 das Großwesirat durch die für den
jungen Mehmed IV. (1648-1687) handelnde Sultansmutter angetragen. Der nach
seinem anatolischen Besitz in Köprü genannte Pascha war ein im Palastdienst
aufgewachsener albanischer deviirme. Das höchste Reichsamt übernahm er unter
der Voraussetzung uneingeschränkter Handlungsfreiheit. Es gelang ihm, die von
Venedig besetzten Inseln am Dardanellen-Eingang räumen zu lassen. Gegen die
mächtigen Provinzstatthalter, allen voran Abaza Pascha, ging er gnadenlos vor. In
Südosteuropa hinderte er Georg Räköczi, den Fürsten von Siebenbürgen, eine von
Istanbul unabhängige Politik zu betreiben. Mehmed Köprülüs law and orderAktionen gingen so weit, daß er seinen Stellvertreter mit einer umfassenden
Inspektion aller osmanischen Länder „von Üsküdar bis Arabistan" betrauen
wollte. Die Hinterziehung von Steuern und der unerlaubte Besitz von Waffen
durch die reäyä waren ihm wohlbekannte Grundübel. Mehmed Pascha hatte noch
zu Lebzeiten für die Amtsnachfolge durch seinen Sohn gesorgt, einem „ausgestiegenen" Medrese-Lehrer mit in Erzurum und Damaskus erworbenen Erfahrungen als Statthalter. In einer der längsten Amtszeiten eines osmanischen
Großwesirs (1661-1676) wurden unter Fäzil Ahmed Pascha die letzten großen
erfolgreichen Kampagnen in Europa geführt. Da sich Österreich weigerte, Festungen in Westungarn zu schleifen und zu Tribut-Zahlungen zurückzukehren,
stieß er mit dem Heer bis Neuhäusel (Növe Zämky/Slowakei) vor. Die Einnahme
dieser Festung (1663), die als letztes Bollwerk des Kaisers vor Wien galt, führte zur
Gegenoffensive unter Montecuccoli, die von zahlreichen Staaten unter Einschluß
Frankreichs mit Soldaten und Hilfsmitteln unterstützt wurde.
    Kriege gegen
den Kaiser
und den Zaren
    Das Zeitalter der „Großen Türkenkriege" im Sinne einer habsburgischen
„Reconquista" Südosteuropas begann mit der osmanischen Niederlage bei St.
Gotthard-Mogersdorf/Szentgotthärd (1664). Im Frieden von Vasvär/Eisenburg
konnten die Osmanen allerdings ihre jüngsten Gewinne behaupten. 1669 übergab
Venedig seinen letzten festen Platz auf Kreta (Kandia). Fäzil Ahmed unternahm an
der Seite des Sultans weitere Feldzüge gegen Polen in die Ukraine und nach
Podolien (Einnahme von Kamaniie/Kamenets Podolsk 1672). Sie banden die
osmanische Heeresmacht über den Tod des Großwesirs in der Schlacht von
Slankamen (1691) hinaus.
    Rußland
    Die Auseinandersetzungen mit Rußland waren die Folge von Veränderungen
bei der Oberherrschaft über die Kosaken. Der erste russisch-osmanische Krieg (1678-1681) endete mit dem Frieden von Bah~esaray (Krim). Die Anerkennung
von Emmerich Thököly als

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