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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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derebeys gab, aus
denen aber nur vier oder fünf Familien herausragen. In Südosteuropa war Tepedelenli Ali Pascha der bekannteste Vertreter der „Talfürsten". Er hatte schon 1784
mit Billigung der Pforte Delvina (im heutigen Südalbanien) besetzt und war über
das Gouverneursamt von Trikala (Thessalien) weiter aufgestiegen. Um 1811
umfaßte das Herrschaftsgebiet des abtrünnigen Paschas den Epiros, Südalbanien, Teile Thessaliens und Westmazedoniens mit mehr als einer Million Einwohnern.
    Sein Zeitgenosse Pasvanoglu von Vidin wurde 1798 von einer 100 000 MannTruppe in seiner „Hauptstadt" am Donauknie vergeblich belagert. Obwohl er in
direkter Verbindung mit Frankreich und Rußland stand, wurde er 1799 förmlich
mit dem Pascha-Titel ausgezeichnet. Die Pforte war wegen der ägyptischen Krise
und des serbischen Aufstands außerstande, den Staat im Staate bis zum Tod dieses
Rebellen (1807) zu beseitigen. In Anatolien konnten die Canikogullari, die sich an
der pontischen Küste eine quasi-autonome Zone gesichert hatten, nur mit Hilfe
anderer „Talfürsten", der (~apanogullari von Bozok (Yozgat), in Schach gehalten
werden. Die (~apanogullari unterstützten loyal die Militärreformen Selim III. und
die damit verbundene Steuerpolitik.
    Albanien, Serbien
    Ursächlich mit dem griechischen Aufstand ist der Aufstieg der Bushatlliu, einer
nordalbanischen Pascha-Dynastie, verbunden: Mehmed Pascha Plaku sammelte
im Auftrag des Sultans eine größere Armee, um 1770 griechische Rebellen zu
unterdrücken, und wurde mit Statthalterstellen in Nord- und Mittelalbanien
belohnt. Der Sohn und der Enkel Mehmeds erweiterten die Unabhängigkeit
ihres Herrschaftsgebiets, bis Mahmüd II. nach dem Frieden von Adrianopel
freie Hand hatte, seine Herrschaft in Albanien wieder direkt durchzusetzen
(1831). In Serbien trat der Bauernsohn Djordje Petrovic „Karadjordje" und
Stammvater der späteren Dynastie gegen die Willkür der aus Janitscharen bestehenden Festungsbesatzung von Belgrad auf. Aus dem begrenzten Aufstand von
1804 ging die serbische Teilautonomie hervor. Die türkischen Truppen blieben
aber an ihren festen Plätzen.

    Reformen
    Unter Sultan Selim III. und seinem „Küchenkabinett" (SHAW) war die Überzeugung gewachsen, daß das, was den Westen hatte aufsteigen lassen, auch,
vorsichtig umgesetzt, den Osten wiederbeleben könne. Selim war ein hochgebildeter Mann, ein Förderer der Literatur und Komponist. Seine Reformanstrengungen beschränkten sich allerdings fast ausschließlich auf das Militär
und wurden erst in den Jahren nach dem Frieden von Jassy (1792-1794) verwirklicht. Dabei hatte Selim III. wie die Reformersultane des 18. Jahrhunderts
auf die traditionellen Finanzierungsmittel gesetzt: Abwertung, Konfiskationen,
Steuererhöhungen. Reformen im zivilen Bereich waren weniger durchgreifend.
1794 wurde ein erstes Reformregiment mit 1602 Offizieren und Mannschaften
aufgestellt und in einem Landgut (iiftlilik) am Rande Istanbuls in großer Entfernung von den Janitscharen-Kasernen der Altstadt untergebracht. Das „Neue
Korps" (Nizäm-z cedid) wurde in Regimenter aufgeteilt, in Istanbul kaserniert und
zum regelmäßigen Exerzieren verpflichtet. 1801 zählten die Reformtruppen 9263
Mannschaften und 27 Offiziere. Das Jahr 1802 markiert den Beginn von Aushebungen in Anatolien. Freilich bestand dieses Musterbataillon (orta) parallel zu
dem Janitscharenheer und wies zahlreiche vormoderne Elemente auf, etwa die
Übertragung der Planstellen auf die Söhne ausgemusterter Soldaten. Der Einmarsch russischer Truppen in die Moldau und Bessarabien (1806) und das Auftauchen der mit Rußland verbündeten englischen Flotte vor den Dardanellen
(1807) in Verbindung mit einem allgemeinen Aufstand der osmanischen Truppen (die Janitscharengarnison von Rumeli Kavagi hatte sich geweigert, neue
Uniformen anzulegen) führten zur Abdankung und Inhaftierung Selims.
    5. DAS REFORM-JAHRHUNDERT (1808-1908)
    Sened-i ittifäk
    Der von Reformgegnern eingesetzte Mustafä IV. (1807-1808) wurde durch eine
Gruppe von balkanischen Befehlshabern unter Bayrakdär Mustafä Pascha aus
Rusiuk/Ruse (heute Bulgarien) gestürzt. Ihr Ziel, Selim wieder einzusetzen,
wurde wegen der Ermordung des Sultans vereitelt, doch gelang die Rettung des
zukünftigen Mahmüd II. (1808-1839). Das „Übereinkommen" (Sened-i ittifäk)
zwischen Sultan, Großwesir und den Spitzen des ilmiye-Korps und der Armee
vom Oktober 1808 wird gerne an den Beginn

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