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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Osmanische Staat schlossen im Bosporusort Hünkär Iskelesi ein
Abkommen über gegenseitigen Beistand (8.7. 1833). In einem sehr bald bekannt
gewordenen geheimen Zusatzartikel verpflichtete sich Istanbul zur Sperrung der
Meerengen für fremde Kriegsschiffe bei gleichzeitiger Befreiung von militärischer
Unterstützung für Rußland. Mehmed Ali leitete die ägyptischen Geschäfte
selbstherrlich. Als er 1834 den Vertretern der europäischen Mächte seine Absicht erklärte, die Unabhängigkeit auszurufen, war nicht einmal Ibrähim eingeweiht. An der osmanischen Niederlage im südostanatolischen Nizib gegen
Ibrähim Pascha vom 24.6. 1839, die Helmut von Moltke als Militärberater (seit
1835) beobachtete, konnte auch die Tatsache nichts ändern, daß inzwischen über
70% der Staatsausgaben in die Rüstung flossen.

    Hünkär Iskelesi
    Verwaltungsreformen
    1838
    Anders als Selim III. strebte Mahmüd II. eine straffe Zentralisierung an und
schuf 1836 die ersten Ministerien. Der im Jahr seines Todes (1838) geschaffene
„Oberste Rat für Rechtsangelegenheiten" (Meclis-i Välä-i Ahkäm-z Adliye) war
eine Institution, die die Brücke von informellen islamischen Beratungsgremien
zum „Conseil d'Etat" modernen Typs schlug. Mahmüd II. war auch der erste
Herrscher, der mehrfach Inspektionsreisen in die südosteuropäischen Landesteile
unternahm. Sein langjähriger „Kriegsminister" (serasker) Hüsrev Pascha,
durchaus ein Vertreter der alten konservativen Elite, schickte 1830 vier Knaben
zum Studium nach Paris. Damit leitete er eine neue Phase der Verwestlichung ein,
denn bis dahin studierten allein christliche Untertanen im Ausland (bevorzugt
medizinische Fächer an italienischen Hochschulen). Die Osmanen hatten sich seit
den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts mit der Anstellung ausländischer Instruktoren an osmanischen Reformschulen begnügt. Das Handelsabkommen
mit England von 1838 setzte einen Satz von 3% für Importe und 12% für
Exporte fest. Ausländer konnten ohne Einschränkung durch Monopole auf dem
gesamten Territorium Handel treiben.
    Das Reform-Edikt
von Gülhane
    Ein herausragendes Datum des 19. Jahrhunderts ist der 3. November 1839, als
mit der Verlesung des „Kaiserlichen Handschreibens" von Gülhäne (haft-t {erif)
die Epoche der Tanzimät-i hayriye (wörtlich: „Wohltätige Verordnungen")
eingeleitet wurden. Kurz zuvor hatte der neue Sultan Abdülmecid (1839-1861)
Mustafä Re§id Pascha (1800-1858) aus Paris zurückgerufen. Als Vertreter der
Reformer-Bürokraten hatte er 1829 bei den Friedensverhandlungen in Edirne
erste diplomatische Erfahrungen gesammelt, war zweimal nach Ägypten ent sandt worden und als Botschafter in Paris und London und als Außenminister tätig
gewesen. Bis zu seinem Tode sollte er noch zahlreiche Staatsämter, vor allem das
Großwesirat (für sechs Perioden) innehaben. Wegen seiner Kenntnisse des
Französischen und der westlichen Kultur wurde das von ihm entworfene Reform-Edikt als osmanische Fortsetzung der Menschenrechtserklärung der
Französischen Revolution gelesen (N. BERKES). Der Text bezieht sich vor allem
auf „die Sicherheit des Lebens, den Schutz der Ehre und des Vermögens, die
Fixierung der Steuern, die Art und Weise der Aufhebung der nötigen Truppen
und die Dauer ihrer Dienstzeit". „Vollständige Sicherheit des Vermögens" werde
die „Liebe zum Vaterland (vatan) und die Anstrengungen um Staat und Nation
(devlet ve millet) von Tag zu Tag wachsen lassen". Es ist denkbar, daß die Wiedergewinnung der von Ägypten besetzten syrischen Provinzen durch diese
Erklärung erleichtert wurde (im Londoner Vertrag von 1840). Im Gegenzug
mußte Mehmed Ali die erbliche Thronfolge zugestanden werden. Zu den
wichtigsten Regelungen in den Provinzen gehörten unter Abdülmecid die libanesischen Reformen (1845) und das Abkommen über die Donaufürstentümer
(1849).

    Krimkrieg
    Kaukasus
    Im Laufe der Krise um Montenegro (1852-1853), wo sich Danilo Petrovic
Njegos zum weltlichen Fürsten ausrufen ließ, drohte Österreich mit dem Einmarsch in Bosnien. Als Rußland das Schutzrecht über die orthodoxe Christenheit
der osmanischen Länder forderte, wurde der später als Krimkrieg bezeichnete
Konflikt ausgelöst. Verbündete der Türkei. waren Frankreich, Großbritannien
und Sardinien-Piemont. Rußland räumte auf Forderung Wiens die Donaufürstentümer. Die berühmte Episode der Belagerung von Sewastopol zog sich vom
Oktober 1854 bis September

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