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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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zurückfand.

    Vallaury
    Neuosmanischer Stil
    4. WISSENSCHAFTEN
    Medrese
    Medizin, Astronomie, Geographie

    Anfang des 17. Jahrhunderts bestanden ca. 350 hanafitische Medresen in den
osmanischen Kernländern, von denen nahezu ein Drittel (106) in der Periode
Süleymän I. gestiftet wurde. Bestandteil des Curriculums waren neben den
kanonischen Wissenschaften (Religion, Recht) auch Arithmetik, Geometrie, Algebra und Astronomie. Die innerosmanische Kritik an den Medresen setzte im
späten 16. Jahrhundert ein (Mustafä Äli) und verstärkte sich im 17. Jahrhundert
(Kätib (~elebi). Sie bezog sich auf die Vernachlässigung der Wissenschaften, die zu
große Zahl an Studierenden und die schlechte Ausbildung der Professoren. Fünf
Medresen dienten der medizinischen Ausbildung. Süleymän richtete auch die erste
Schule ein, die ausschließlich der Heranbildung von Ärzten gewidmet war (1555).
Juden spielten in der osmanischen Medizingeschichte eine herausragende Rolle.
Der Leibarzt Süleymäns, Müsä b. Hämun (st. 1553/4), schöpfte aus allen erreichbaren östlichen und wesentlichen Quellen. Ein im frühen 17. Jahrhundert
entstandener anatomischer Traktat zeigt, daß die Verbindung mit dem europäischen Wissen zwar nicht ganz abgerissen war, die Rezeption aber verspätet
und sehr dürftig erfolgte. Für wenige Jahre arbeitete der syrische Astronom
Takivüddin el-Rä~id in seiner selbständigen Sternwarte in Istanbul (1577-1580).
Sie wurde auf der Grundlage eines fetvas des Scheichülislam durch den Großadmiral Kilii All Pascha abgerissen. Herausragende Leistungen sind auf dem Gebiet der Geographie und Kartographie zu verzeichnen. Am bekanntesten sind die
Amerikakarte, die der Seefahrer Piri Re'is 1517 in Ägypten Sultan Selim I.
vorlegte, und sein Seeatlas von 1521.

    Militärschulen
    Militärische Lehranstalten spielten ab dem späten 18. Jahrhundert die
Hauptrolle bei der Vermittlung mathematischen, technischen und medizinischen Wissens. Ihr Bildungsziel war der technisch versierte Offizier (mütegennin zäb:t). Während bis zur Berufung Hoca" Ishäk Efendis als Leiter der
Ingenieurschule des Landheeres (Mühendishäne-i Bern Hümäyün) im Jahr 1830
noch Teile des klassischen antik-islamischen Curriculums gelehrt wurden,
konzentrierte sich nun der Unterricht auf moderne Gegenstände. Die intensive
Übersetzungstätigkeit aus dem Französischen ermöglichte fast von Anfang an den
Unterricht in der Staatssprache Türkisch. Neben den militärischen Lehranstalten
wurden im 19. Jahrhundert zivile Anstalten für Ingenieurwesen und Medizin
gegründet. Die Entsendung osmanischer Studenten in die französische Hauptstadt setzte intensiv in den 1840er Jahren ein. Zwischen 1857 und 1865 bestand in
Paris (wohl nach ägyptischem Vorbild) mit der Mekteb-i Osmäni eine Schule mit
Internat und Externat. Der Gründung einer Hochschule unter dem Namen
Därülfünün („Haus der Wissenschaften") gingen offene Vortragsveranstaltungen voraus. Diese wurden ab 1869 in einem selbständigen Gebäude
fortgesetzt. Am 25. Thronjubiläum Abdülhamid II. (1900) wurde sie als Universität mit drei Fakultäten neubegründet. Medizin und Recht wurden an eigenen Hochschulen vermittelt. Die letzte einschneidende Reform fand während
des Weltkriegs im Zusammenhang mit der deutschen „Professorenmission" von
1915/6 statt.

    J. CHRISTEN IM OSMANISCHEN STAAT
    Die Christen unter dem Halbmond setzten sich aus konfessionell und sozial
verschiedenen Gruppen zusammen. Auch die „Griechen" unter ihnen waren
alles andere als eine homogene Gemeinschaft: „Der vielsprachige Primas des
Phanar hatte so wenig mit dem turkophonen Kneipenwirt von Nigde gemeinsam wie der bulgarische Milchmann in Istanbul mit dem walachischen
Maultiertreiber des Pindos, der rumänische Bauer mit dem wohlhabenden
griechischen Bürger von Izmir" (CLOGG).
    Die Kooperation der Osmanen mit der Orthodoxie geht der Einnahme von
Konstantinopel voraus, denn schon 1394 geriet das autokephale Erzbistum von
Ohrid unter osmanische Herrschaft. Folgerichtig dehnte es seine Jurisdiktion über
die Diözesen von Sofia und Vidin aus, die früher der bulgarischen Kirche von
Tarnovo unterstanden. An der Kirchenunion von 1439 beteiligte sich die Ohrid
nicht, 1453 nahm die Zusammenarbeit des Staates mit der Orthodoxie größere
Dimensionen an. Die serbische Kirche dehnte sich nach dem Zerfall des mittelalterlichen serbischen Staates (1459) nach Sirmien, Slawonien und

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