Der Osmanische Staat 1300-1922
(1853-1925) wurde der
Zusammenhang mit der traditionellen Geschichtsschreibung verkörpert. Die
Gesellschaft stellte sich die Aufgabe, „eine vollkommene Osmanen-Geschichte
zu schaffen und auf die osmanische Geschichte bezügliche Schriften, Dokumente
und Verzeichnisse im Druck herauszugeben". Die Zeitschrift der TOTE, Tärih-i Osmäni Encümeni Mecmt 'asz (TOEM, ab Nr. 78/1925: Türk Tärihi Encümeni
Mecmuasz/TTEM), kann weltweit als das erste Fachorgan der Osmanistik gelten
(1910-1925). Als Anhang zur ihr erschienen die ersten kritischen Quellenausgaben
wie die Chroniken des Ä ikpa§a -Zäde oder des Dursun Bey [7: IgDEMzx].
Geschichte
im Unterricht
Der Polvhistor AHMED VEFIK Pascha (1823-1891) hielt öffentliche Geschichtsvorlesungen am „Haus der Wissenschaften" (Därülfünün). Sein 1869
zum ersten Mal aufgelegter „Abriß der osmanischen Geschichte" (Fezleke-i
Tärih-i Osmäni) ist ein höchst repräsentatives Produkt der Epoche. Das Fach
Geschichte wurde im selben Jahr 1869 in die Lehrpläne der staatlichen Schulen
aufgenommen. Aus den zahlreichen Textbüchern ragen ABDURRAHMÄN SEREFS
Fibeln und die „Allgemeine Geschichte" (Tärih-i umümi) von AHMED REFiK
[ALTINAY] (1880-1937) hervor. An der reformierten Istanbuler Universität
wurde seit 1915 von dem deutschen Konsul und Orientalisten J. H. MORDTMANN erstmalig eine „Einführung in die Methodologie der Geschichtswissenschaft" angeboten.
Von der TOTE
zur TTK
Die „Gesellschaft für Erforschung der türkischen Geschichte" (Türk Tarihi
Tetkik Cemiyeti) als republikzeitliche Nachfolgerin der TOTE (1931, ab 1935
unter dem Namen Türk Tarih Kurumu/TTK) hatte sich die Aufgabe gestellt,
verbindliche Lehrbücher und Überblickswerke für Studierende und eine
breitere Öffentlichkeit herauszugeben. Ihre offiziöse „Türkiye Tarihi" in vier
Bänden (Istanbul 1931) räumte der osmanischen Epoche einen verhältnismäßig
bescheidenen Raum ein. Die umfangreicheren Osmanenbände der weltgeschichtlichen Serie der TTK (Dünya Tarihi) wurden dem konservativen Historiker I. H. UZUN4;AR~ILI bis zum Jahr 1789 anvertraut, während die bis zum Jahr
1918 reichenden Teile von dem kemalistisch orientierten ENVER ZIYA KARAL
stammen [229: UZUNIyAR~ILI u. KARAL]. Nach der Schließung des Därülfünün
und seiner Wiedereröffnung als Istanbul Üniversitesi (1933), die mit der Entlassung des produktiven AHMED REFIK verbunden war, verlagerte sich hier wie
an der in Ankara neubegründeten „Fakultät für Sprache und Geschichte-Geographie" (1935) der Forschungsschwerpunkt auf vorosmanische Themen (mittelalterliches Kleinasien, vorislamisches Zentralasien, altorientalische Archäologie
und Philologie) [8: STROHMEIER]. Schon beim ersten Kongreß der Gesellschaft
(Ankara 1932) wurde die Istanbuler Professorenschaft durch nichtakademische
Mitglieder der TTTC marginalisiert.
Wenn man im Einzelfall sehr verdienstvolle populäre Darstellungen, Lokalmonographien und bestimmte Quellentexte nicht einbezieht, teilten sich in der
Türkei für lange Zeit die TTK und die Fakultäten der einzelnen Hochschulen die
historiographische Produktion. Seit 1980 engagieren sich zunehmend Stiftungen
als Herausgeber. Nicht zu vernachlässigen sind inzwischen auch Publikationen
einzelner Ministerien, Stadtverwaltungen [z. B. 167], der staatlichen Archive und
von Museen. I)ie unabhängige „Stiftung für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der
Türkei" (Türkiye Ekonomik ve Toplumsal Tarih Vakfz) entfaltet eine lebhafte Publikations- und Ausstellungstätigkeit. Es wird freilich beklagt, daß die öffentlichen Herausgeber den durchaus anerkannten Bedarf nach Vorlage wichtiger Primärquellen - und sei es in Form faksimilierter und durch Indices erschlossener Handschriften - nur zögerlich erfüllten. Bisher zeichnet sich der Plan
einer „Monumenta Turciae Historica" nur vage ab.
HistoriographieKritik
Beiträge zur kritischen Würdigung der Osmanistik in der frührepublikanischen
Türkei sind erst in jüngster Zeit entstanden. Das Jubiläumsjahr 1999, in dem man
des 700jährigen Bestehens des Osmanenstaats gedachte, war Anlaß für zahlreiche
Symposien, Konferenzen, Sammelbände, Sonderhefte von Zeitschriften usw. [vgl.
2331. Über die Schule des Istanbuler Historikers und Literaturwissenschaftlers
MEHMED FUAD KÖPRÜLÜ (1890-1966) hat HALIL BERKTAY einen engagierten
Beitrag verfaßt [11]. Zur Herausbildung der amtlich-verbindlichen (resmf)
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