Der Osmanische Staat 1300-1922
Geschichtsthese der kemalistischen Periode (1927-1937) haben sich in den letzten
Jahren u. a. BÜ5RÄ ERSANLI BEHAR, ZEKI ARIKAN und ILBE.R ORTAYLI geäußert. Sie
macht der frührepublikanischen Historiographie den Vorwurf, die Vielfalt der
osmanischen Geschichtsschreibung der politischen Instrumentalisierung vor dem
Hintergrund von Laizismus und Positivismus geopfert zu haben. Eine kritische
Haltung zur Vermittlung von osmanischer Geschichte im Schulunterricht
zeichnet S. ÖZBARAN aus [12]. Der Nestor der internationalen Osmanistik H.
INALCIK verfaßte eine aufschlußreiche Selbstdarstellung seines wissenschaftlichen
Werdegangs [13].
3. DIE HISTORISCHEN SCHULEN DER SÜDOSTEUROPÄISCHEN NACHFOLGESTAATEN
Griechenland
KIELS Untersuchung über Mittelgriechenland unter Süleymän I. skizziert auch
den sich allmählich verbessernden Stand der griechischen und internationalen
Forschung, seit F. BABINGER den Artikel „Atina" für die zweite Auflage der
„Encyclopxdia of Isläm" (1960) verfaßte. „Die Tragödie des süleymanischen
Zeitalters in Griechenland", besteht darin, daß nur für seine letzten Jahrzehnte
eine Fülle an Quellen zur Verfügung steht. Bauzeugnisse und osmanische Archivalien erlaubten aber, diese Epoche, wenn nicht als ein „goldenes", so wenigstens als ein „silbernen" Zeitalter zu bezeichnen (678: KIEL].
Intensiver als in Griechenland und in der arabischen Staatenwelt haben sich
Historiker Ungarns, Bulgariens, Jugoslawiens, Rumäniens und Albaniens der
Erschließung osmanischer Materialien zugewandt, unabhängig davon, ob sie in
eigenen oder in den türkischen Zentralarchiven lagern. Parallel dazu fand eine
lebhafte Übersetzungstätigkeit statt. Als Beispiele kann man die Serien osmanischer Geschichtsschreiber in ungarischer (Török törtenetrrök) bzw. rumänischer Auswahlübersetzung nennen, die zahlreichen Übertragungen aus dem
Reisewerk Evliyä (~elebls [134: DANKOFF u. KREISER] ins Serbische bzw. Kroatische, die Erschließung von Kadi-Amtsregistern für die mazedonische Sozial und Wirtschaftsgeschichte und vieles mehr. Ein bedeutender Teil der bei der
Bulgarischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrten Archivalien stammt
aus dem Istanbuler Archiv, das 1931 dorthin Bestände als Altpapier verkaufte
[14: Ba1bakanlik Devlet Aqivi]. Entsprechend unzusammenhängend sind die
Sofioter Osmanica.
Bulgarien und die jugoslawischen Teilrepubliken Mazedonien und Bosnien-
Herzegowina waren die einzigen Nachfolge-Staaten, die eigene osmanische Serien
in ihre amtlichen Quelleneditionen aufnahmen. [89: Bo§KOV; 90: MONUMENTA
TURCICA]. Der Band „Die Staaten Südosteuropas und die Osmanen" [15: MAJER]
vereinigt mehrere gelungene Artikel zur südosteuropäischen Historiographie der
Osmanenzeit (B. PAPOULIA, S. PULAHA, M. N. TODOROVA, O. ZIROjEVIC).
Forschungsberichte finden sich regelmäßig im Turkologischen Anzeiger unter
„AB. Forschungsbetrieb".
4. BIBLIOGRAPHISCHE HILFSMITTEL, ZEITSCHRIFTEN, KONGRESSE
Bibliographien
Ein Führer durch die Bibliographien der Turkologie bildet das Handbuch von Gy.
HAZAI und B. KELLNER-HEINKELE [16]. Hier liegt zwar der Schwerpunkt auf den
Turkvölkern der ehemaligen Sowjetunion, doch sind die Abschnitte über die
bibliographischen Nachschlagewerke, einschließlich der Nationalbibliographie
der Türkei, und vor allem zur türkischen Buchproduktion (bis zur Einführung
der Lateinschrift 1928) von großem Nutzen. Das gilt auch für den Teil „Orientalistische Bibliographie einzelner Länder". In einem 2. Band sollen u. a. Bibliothekskataloge, Körperschaften, Personalbibliographien behandelt werden.
Einen vollständig osmanistischen Standpunkt nimmt die allerdings auf Südosteuropa beschränkte Bibliographie raisonee im Rahmen des Südosteuropa-
Handbuchs ein [17: KREISER]. Hier werden auch allgemeine Werke zur Osmanischen Geschichte behandelt. Weitere erschienene Teile behandeln Mazedonien
und Albaner. Auf Südosteuropa konzentriert sich auch die Bibliographie von
KORNRUMPF, die zwar nicht annotiert, aber nach Sachgruppen und dem Verfasseralphabet geordnet ist [18: KORNRUMPF].
Seit dem Erscheinungsjahr 1973 (zunächst als Beiheft zur „Wiener Zeitschrift für
die Kunde des Morgenlandes") erfaßt der „Turkologische Anzeiger" vorrangig
Veröffentlichungen auf dem Gebiet der osmanisch-türkischen Sprache, Literaturgeschichte und Geschichte (einschließlich des vorosmanischen Kleinasiens).
Der „TA" ist inzwischen ein
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