Der Osmanische Staat 1300-1922
Archiv des Topkapi Sarayi überwiegen
aus westanatolischen Gerichtsorten (mahkeme) stammende sich!-Bände (2739).
Insgesamt 16973 Bände mit Kadi-Amtsprotokollen befinden sich in 16 weiteren
Städten (v.a. in Ankara und Bursa).
Das Archiv des
Außenministeriums
Eine Sonderstellung nimmt das Archivwesen des Außen- bzw. Kriegsministeriums ein, da sie nicht dem Ministerpräsidium unterstehen. Das osmanische System steht insofern dem französischen Archivwesen näher als dem
zentralisierten in Großbritannien. Trotz weitgehender Katalogisierung fehlen
bisher gedruckte Kataloge dieser Bestände. Man schätzt, daß 90% der Dokumente des Außenministeriums in französischer Sprache abgefaßt sind. Die Korrespondenz zwischen Großwesirat und Ministerium sowie anderen innerosmanischen Instanzen ist hingegen überwiegend türkisch. Weitere Bestände
befinden sich noch heute in den türkischen Auslandsvertretungen. Diese Dokumentation beginnt jedoch nicht mit der Gründung ständiger Botschaften in den
Hauptstädten der europäischen Mächte seit den neunziger Jahren des
18. Jahrhunderts [294: UNAT], sondern in der Regel erst mit der Tanzimät-Zeit
(z. B. Paris und Wien). Konservatorische Probleme und bürokratische Behinderungen haben eine Nutzung bisher meist [vgl. aber 494: HAN1ocLU] ausgeschlossen, obwohl es sich z. T., wie in London mit ca. 2 000 Kartons, um sehr
umfangreiche Sammlungen handelt.
Militärarchive
Unter den militärischen Archiven soll nur das wichtigste, unter dem Namen
ATASE Baikanlzgz Ariivi bekannte genannt werden („Präsidium des Generalstabs
für militärgeschichtliche und strategische Studien"/Genelkurmay Askeri Tarih ve
Stratejik Etüt Baikanlzgz). Seine ca. 6,5 Millionen Dokumente umfassenden
Bestände reichen vom Krimkrieg bis in die Gegenwart. Ergebnisse der kriegsgeschichtlichen Forschung findet man u. a. in den Zeitschriften des Generalstabs (Harp tarihi vesikalarz [später: belgeleri] dergisi 1-, 1952-). Auch dieses
Archiv steht prinzipiell türkischen und ausländischen Forschern offen.
Osmanische Bank
Die Hinterlassenschaft der Banque (Imperiale) Ottomane ist inzwischen durch
ein ausführliches Inventar, einschließlich der von der Rechtsabteilung verwalteten
Klientennamen, erschlossen (mit ca. 5 000 Dossiers von Nachlaßangelegenheiten).
Ihre Auswertung durch E. ELDEM verspricht einen unerwartet repräsentativen
Einblick in die Zusammensetzung der spät-osmanischen Bourgeoisie und ihre
Vermögensverhältnisse.
Bibliotheken und
Archive außerhalb
der türkischen
Grenzen
Südosteuropa
Griechenland
In den Nachfolgeländern des Osmanenstaats ist ein bedeutender Quellenverlust
zu beklagen - von der Habsburger „Reconquista" (ab 1683) bis zum jugoslawischen Bürgerkrieg (1991-1995). Osmanische Urkunden und Register
wurden nicht selten Bestandteil der „Türkenbeute" europäischer Feldherren,
denn jüngere Teile des Zentralarchivs wurden, wie F. EMMECEN am Beispiel des
Eriwan-Feldzugs von 1615 gezeigt hat, unter der Obhut der Kanzleibeamten
mitgeführt [87]. Kairo und Sofia sind die wichtigsten außentürkischen Archivstandorte. Aber auch in Saloniki, Tirana, Skopje, Damaskus, Jerusalem und
an zahlreichen anderen Orten befinden sich bedeutende Sammlungen, die v.a. sicill
defterleri enthalten. In Ägypten überwiegen noch bis in die Zeit des Khediven
Ismäil (1863-1875) Regierungsakten in türkischer Sprache [708: Tot.EDANOI. In
den 1930er Jahren wurde der französische Turkologe JEAN DENY von König Fu'äd
mit der Registrierung der osmanischen Archive von Kairo betraut. In BosnienHerzegowina sind das Archiv der Gazi-Husrev-Begova-Bibliothek und des
Instituts für Orientalistik neben einer ganzen Anzahl weiterer, u. a. in franziskanischen Klöstern, zu nennen. Der Verlust der bosnischen Archive durch
Plünderungen im Jahr 1992 ist noch nicht abschließend beschrieben. Früh haben
sich bulgarische und mazedonische Historiker an die Herausgabe von Quellenserien gemacht [z. B. 89: Bo§Kov]. Die Sonderrolle von Ragusa/Dubrovnik
als osmanisches „Hongkong" hat sich in seinem Staatsarchiv niedergeschlagen [91:
B!EGMAN]. In Griechenland steht das Historische Archiv von Mazedonien an
erster Stelle mit seinen Reichtümern an Kataster-Dokumenten und sicillat [683:
DEMETRIADES; 92: GEORGIADOU mit weiterer griechischer Literatur]. Die
Stadtbibliothek von Heraklion verfügt über Urkunden, die bald nach der osmanischen Besetzung der Insel Kreta (1645)
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