Der Osmanische Staat 1300-1922
Editionstätigkeit vor allem in der Türkei große
Fortschritte.
Handschriftenkataloge
Babingers GOW
Eine Bibliographie türkischer Handschriftenkataloge ist angekündigt als Bd. 22
des Verzeichnisses der orientalischen Handschriften in Deutschland [79]. Der
bisher umfangreichste Führer zu Sammlungen orientalischer Manuskripte in
Europa und Nordamerika stammt von J. D. PEARSON [78]. Zu den am frühesten
erschlossenen Turcica-Sammlungen gehören die K.K. Hofbibliothek Wien (G.
FLÜGEL, 1886), das Britische Museum (CH. RIEU, 1888), die Königliche Bibliothek
zu Berlin (W. PERTSCH, 1889) und die Bibliothekue Nationale in Paris (E.
BLOCHET, 1932-1933). Zahlreiche Hinweise auf Handschriften in beiden Sphären enthält F. BABINGERS „Die Geschichtsschreiber der Osmanen und ihre Werke"
[76]. Babinger hat v.a. italienische, englische und deutsche Bibliotheken
durchforstet, um unkatalogisierte Manuskripte aufzunehmen. Erst nach dem
Zweiten Weltkrieg entstanden wichtige Gesamtkataloge wie der der Biblioteca
Vaticana (1953), der Gazi-Husrev-Begova-Biblioteka in Sarajevo (1963-1991;
völlig zerstört 1992), des Institut Narodov Azii (Moskau 1965) bzw. für die
Slowakei oder Polen. Zu den besten Arbeitsinstrumenten der Osmanistik gehören die im Rahmen des „Verzeichnis der Orientalischen Handschriften in
Deutschland" entstandenen Kataloge von B. FLEMMING, M. GÖTZ und H.
SOHRWEIDE [79]. Die Osmanica der tschechischen Nationalbibliothek werden
derzeit erschlossen. Eine Übersicht über die außerhalb der Türkei vorhandenen Urkunden und Register fehlt nach wie vor [mit Ausnahme Polens: 80: ABRAHAMOWICZ].
2. BIBLIOTHEKEN UND ARCHIVE
Bibliotheken
der Türkei
und die Erschließung
ihrer Handschriften
Als die ältesten osmanischen Bibliothekskataloge kann man die Bücherlisten in
Stiftungsurkunden bezeichnen. Zahlreiche Beispiele hat I. ERÜNSAL [792] für die
Jahre ab 1435 zusammengestellt. Die ersten selbständigen Verzeichnisse stammen
aus der Zeit Süleymän I. 1678 entstand mit der Istanbuler Köprülü-Bibliothek das
erste unabhängige Bibliotheksgebäude. Bis dahin wurden Bücher in abgeschlossenen Räumen von Moscheen und Medresen aufbewahrt. Die planmäßige
Erschließung der Bestände Istanbuler Bibliotheken begann unter Sultan Abdülhamid II. 1888/9 wurde ein Katalog der Kairiner Turcica von ALi HILM1 EFENnt in
den Druck gegeben. Die Umstellung auf die lateinische Schrift unterbrach für
Jahrzehnte die planmäßige Erfassung in der Türkei. KÖPRÜLÜ-ZÄDE MEHMED
Fu`ÄD trat noch 1929 dem Publizisten CELnt. NÜR1 entgegen, der eine Verbrennung der Werke der osmanischen Chronisten für keinen Schaden hielt [!].
In republikanischer Zeit wurde die Bibliothek der Süleymäniye dem Kulturministerium als zentrale Handschriftensammlung unterstellt. Heute vereinigt sie
die Bestände von 111 Stiftungen, von denen noch etliche der Erschließung harren.
Erst zwischen 1943 und 1953 erschien ein Katalog osmanischer historischer und
geographischer Handschriften Istanbuler Bibliotheken in dem neuen Alphabet.
Seit 1979 gibt die Generaldirektion für das Bibliothekswesen einen „Gesamtkatalog der Handschriften der Türkei" (Türkiye Yazmalar Toplum Katalogu =
TÜYATOK) heraus. Das Unternehmen schreitet zügig voran. Ein aktuelles Verzeichnis [81: BAYRAKTAR u. LUGAL] listet insgesamt 113 Handschriftenbibliotheken in der Türkei auf (darunter 30 in Istanbul). Es wird durch eine
Bibliographie (1390 Titel) der dazugehörigen Editionen und Forschungsliteratur
ergänzt. Verhältnismäßig detailliert ist der siebenbändige Katalog von F. E.
KARATAY über die Handschriften des Topkapi Sarayi (1961-1969). I)ie nach wie
vor größte Erschließungslücke klafft bei dem Material in arabischer und persischer
Sprache sowie für die zahllosen Sammelhandschriften (mecmü`a, cönk).
Archivwesen
Für die frühosmanische Epoche (Osmän I. - Mehmed II.) fehlen mit Ausnahme
einiger Fermane und Stiftungsurkunden fast alle Zeugnisse der Verwaltung.
Quellenverluste der frühosmanischen Zeit werden mit der Invasion Timurs und
den Thronstreitigkeiten zwischen 1402 und 1411 erklärt. Nach der Einnahme von
Konstantinopel (1453) soll die Festung Yedikule vorübergehend als Archiv gedient haben. Auch später kam es zu Verlusten, etwa beim teilweisen Brand des
Aktendepots (defterhäne) 1655/56. Im Jahr 1785/86 wurde ein steinernes Archivgebäude im Serail errichtet. Der Reichtum an archivalischen Quellen (Ur
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