Der Osmanische Staat 1300-1922
einsetzen. Jedes der 20 AthosKlöster birgt osmanische Dokumente von z. T. beträchtlichem Alter.
Die arabischen
Archive
Ein Sammelband [94] kommt nur als vorläufiger Zugang zum Thema der
arabischen Archive in osmanischer Zeit in Frage. Die Einleitung zu A. RAYMONDS großem Kairo-Werk [640] kann als Orientierung über die ägyptischen
Archive im 18. Jahrhundert dienen. Auf die Register der Gerichtshöfe in den
ägyptischen Provinzstädten wurde erst in allerjüngster Zeit aufmerksam gemacht. TEMIMI [93] hat defters von Algerien kurz beschrieben und ist dem
Dokumentenverlust aufgrund der Besetzung durch Frankreich 1830 nach gegangen. Erst 1965 wurde das nach Paris verbrachte Material nach seiner Mikroverfilmung an das unabhängige Algerien zurückgegeben. Angesichts der Tatsache, daß die Handelsgeschichte des westlichen Mittelmeerbeckens in osmanischer Zeit bisher fast ausschließlich auf europäischen Quellen fußt und sich
auf das 17. und 18. Jahrhundert und den Rückkauf von christlichen Sklaven, in
dem viele Historiker die wirtschaftliche Basis der Regentschaft sahen, beschränkt,
kommt dem Material besondere Bedeutung zu. Das algerische Regime unterhielt
ständige Vertreter (vakil) in Saloniki, Izmir, Alexandria, aber auch in den Nachbarregentschaften von Konstantiniya und Tunis. Dieses Material ergänzt so die
besser bekannten Archive der Chambre de Commerce von Marseille, Venedig,
Sizilien usw. Tunesische und französische Archive bilden die Grundlage eines
Buches über die Beziehungen der tunesischen Elite zu Istanbul zwischen 1860 und
1913 [723: TUNGER-ZANETTI].
Italien
Mitteleuropa
Aufgrund der engen Kontakte Venedigs mit den Osmanen übertrifft sein
Staatsarchiv, aus dem schon HAMMER und ZINKEISEN geschöpft haben, alle anderen europäischen Sammlungen. Der Reichtum an osmanischen Dokumenten
wird durch eine Anzahl von Übersichten [329: BOMBACI, SEBASTIAN] und die
Editionstätigkeit von GÖKBILGIN [328] und seinen Nachfolgern sichtbar. Die
Inventarisierung der „Documenti Turchi" wird ständig fortgesetzt. Einige
mitteleuropäische Sammlungen (v.a. Wien, Dresden, Karlsruhe, München)
enthalten Fonds aus der Beute der Türkenkriege. [95: PETRITSCH; 96: BASINGER].
Bildquellen
Historische
Photographie
FEHIR [97] hat die türkische Buchmalerei auf ihren historischen Quellenwert
für die Geschichte der türkischen Eroberung Ungarns befragt. Häufig zitiert wird
aus dem durch Matrakii Nasüh reich illustrierten Itinerar eines Feldzugs von
Süleymän I. (1548/9). Seit J. v. KARABACEKS materialreicher Studie zu abendländischen Künstlern am osmanischen Hof [98] wurde viel zum Thema Sultansbilder westlicher und östlicher Maler publiziert [99; 100]. Historische Bedeutung haben vor allem die im Dienste der abendländischen Gesandten stehenden Maler, unter denen J.-B. VANMOUR (1699-1737 in Istanbul) der
wichtigste ist. Die Fülle oft anonymer Kostümalben ist erst zum Teil erschlossen [101: TUCHELT]. Hinzu kommen wichtige Stadtansichten von Istanbul
(MELCHIOR LORICH, 1555-1559; A. I. MELLING, vor 1799). Neben einem Übersichtswerk [102: CIZGEN] über die Photographie in den osmanischen Ländern
zwischen 1839 und 1919 kann noch auf ein Buch über den Einsatz der Photographie im Sinne von „public relations" durch Abdülhamid II. verwiesen werden
[103: GAVIN]. Nach der Sammlung des Yildiz-Palastes gehört ein aus 3300 Aufnahmen zählender Bestand des Britischen Museums zu den wichtigsten photographischen Archiven. Regional eingeschränktere Ausgaben von Photographien, oft von historischen Postkarten, gibt es für eine wachsende Zahl von
Städten und Regionen [z. B. für Istanbul 106: MÜLLER-WIENER U. SCHIELE; für
Palästina 105: LANDAU].
3. EINHEIMISCHE, INSBESONDERE ERZÄHLENDE QUELLEN
Historiographie
Das Hauptwerk über die Geschichtsschreibung der islamischen Welt von FRANZ
ROSENTHAL („A History of Muslim Historiography", 2. Aufl., Leiden 1968)
übergeht die schon zahlenmäßig beeindruckenden Hervorbringungen der Osmanen. Dieses Stillschweigen kann teilweise dadurch erklärt werden, daß eine
moderne und umfassende Betrachtung der osmanischen Historiographie fehlt.
Sie setzte u. a. die Überwindung einer Zweiteilung zwischen faktographisch
„ergiebigen" (Reichschroniken, Lokalgeschichten) und „panegyrischen" Gattungen durch Anwendung textkritischer Methoden voraus. Den ersten Zugang
vermittelt nach wie vor F. BABINGERS Handbuch „Die Geschichtsschreiber
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