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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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kunden, Register) beginnt ab Mitte des 16. Jahrhunderts. Ein selbständiges Archiv-Gebäude der Pforte entstand 1847. Es wurde 1859 zugänglich gemacht.

    Defter
    Das defter-Wesen, im wesentlichen die Übung, ein- und ausgehenden
Schriftstücke in gebundenen „Registern" festzuhalten, wurde bis zum Untergang des osmanischen Staates beibehalten. Nur einige Ministerien und Abteilungen gingen Ende des 19. Jahrhunderts zum „Dossier"-System über. FEKETE
[82] hatte als Berater der türkischen Regierung das Provenienzprinzip (nach der
schriftgut-produzierenden Stelle/respect des fonds) als einzig praktikables Ordnungsverfahren erfolgreich vermittelt, wobei sich die von JOSEPH VON HAMMER
(„Des osmanischen Reiches Staatsverfassung und Staatsverwaltung. Dargestellt
aus den Quellen seiner Grundgesetze", Wien 1815) gegebene Beschreibung des
defterhäne noch im Jahre 1937 als nützlicher Leitfaden erwies. Allerdings bleiben
zwischen 1918 und 1937 auch chronologisch bzw. nach Sachgruppen/Pertinenz
geordnete Fonds in diesem Zusammenhang bis heute erhalten. Das osmanische
Archivwesen übertrifft in quantitativer Hinsicht das seiner islamischen Nachbarstaaten (insbesondere Irans) und seiner Vorgänger (Seldschuken, Mamluken) in
einem Ausmaß, das jeden Vergleich verbietet. Erst mit Gründung der Gesellschaft
für osmanische Geschichte (TOE) begann jedoch die Auswertung osmanischer
Archivalien für wissenschaftliche Zwecke (vgl. ABDURRAHMAN 5EREFS Grundsatzartikel in der Zeitschrift der Gesellschaft von 1911).
    Baebakanlik Areivi
    An erster Stelle muß das ca. 150 Millionen Einzelurkunden und RegisterEintragungen bergende Zentralarchiv genannt werden. Es befindet sich heute im
Amtsbereich der Generaldirektion der Archive des Ministerpräsidiums (TC.
Baibakanlzk Devlet Ariivleri Genel Müdürlügü. Osmanlt Arjivleri Daire
Ba;kankg:). Der jüngste umfangreiche Bestandsführer [83] hat Handbuchcharakter (historische Einleitung, Glossar, Dokumente in Faksimile, Literaturliste). Die rasch voranschreitende Katalogisierungsarbeit hat in Verbindung
mit einer stark wachsenden Benutzerzahl die Bedeutung der Osmanischen Archive in den letzten Jahren noch sichtbarer gemacht. Seit einem Ministerratsbeschluß von 1989 wird der prinzipiell seit 1912 gewährte Zugang für türkische und ausländische Benutzer liberaler als in den meisten anderen Staatsarchiven gehandhabt. Auch Akten aus den Weltkriegsjahren (wie die chiffrierten
Korrespondenzen des Innenministeriums/Dahiliye Nezareti .eifre Kalemi) unterliegen keinem Beschränkungszugang. Historische und praktische Aspekte
wurden in einem Symposium über das osmanische Archivwesen 1985 behandelt
[84].
    TopkapiSaravi
    Das eigentliche Serail-Archiv mit ca. 153000 Einzelurkunden und über 10000
Registern war durch einen (bis zum Buchstaben F gedruckten) „Sachkatalog"
(1938-1940) sehr unvollkommen erschlossen. Die Schwierigkeiten der Katalogisierung hängen mit einer Fülle undatierter Dokumente des 15.17. Jahrhunderts zusammen. Ein neuer Katalog erscheint in Faszikeln, die einzelne Dokumentengruppen (wie Fermane und Einsetzungsdiplome/beräte) zu sammenfassen. Das Katasteramt in Ankara (Ankara Tapu Kadastro Genel Müdürlügü) hat zunächst aus praktischen Gründen, jedoch in eher willkürlicher Weise
zahlreiche Steuerregister der zentralen osmanischen Finanzverwaltung übernommen. Ebenfalls in Ankara befindet sich das Archiv der Generaldirektion für
das Stiftungswesen (Vakiflar Genel Müdürlügü Ariivi). Es enthält die Fonds des
ehemaligen Stiftungsministeriums. Zahlreiche Veröffentlichungen von Stiftungsurkunden erscheinen in der Zeitschrift dieser Behörde (Vakiflar Dergisi 1-,
1938-).

    Weitere
Zentralarchive
    Gerichte
    Die Protokolle der lokalen Gerichte (mahkeme sici!l defterleri) bilden eine
unerschöpfliche Quelle für die rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse von Muslimen und Nichtmuslimen. Inzwischen kann die Erfassung
dieser Kadi-Amtsprotokolle in der Türkei als nahezu abgeschlossen gelten. Das
gilt insbesondere für das Archiv unter dem Dach des Istanbuler Müftü-Amts, dem
örtlichen Nachfolger des osmanischen Bäb-i fetvä (Istanbul .'er`iyye Sicilleri
Ar{ivi) mit ca. 9866 Istanbuler (und 35 rumelischen) defter, die weitgehend
inventarisiert sind. Die oberste Religionsbehörde produzierte von 1872 bis zum
Ende der osmanischen Staatlichkeit weitere, noch kaum berührte ca. 200 Regalmeter mit Akten [85: AKGÜNDÜZ]. Im

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