Der Osmanische Staat 1300-1922
Herstellung von Bronzemedaillen beauftragt [100: RABY].
Bivezid 11.
(1481-1512)
Über die allgemeine Geschichte von Mehmed II. Sohn und Nachfolger Bäyezid
II. unterrichtet S. TANSEL [273], über die außenpolitischen Grundlinien S. N.
FISHER [274]. Das Gestrüpp der oft gleichlautende Personennamen führenden
„Männer um Bäyezid" hat REINDL [58] gelichtet. Den Sonderbeziehungen des
Sultans zu Francesco II. von Gonzaga ist KISSLING in mehreren Studien nachgegangen [330]. Italienische Angelegenheiten stehen auch hier im Mittelpunkt von
BASINGERS Interesse [275]. Zu den am besten bekannten Episoden der älteren
osmanischen Geschichte gehört die Flucht von Bävezids Bruder Cem Sultän nach
Europa. Die Cem-Literatur reicht weit in die moderne Belletristik hinein [276:
CARRETTO].
Selim 1. (1512-1520)
Auch für die großen Linien der Innen- und Außenpolitik Selim I. ist eine
Monographie von S. TANSEL die wichtigste Unterlage geblieben [277]. Unbefriedigend ist der Kommentar von A. Ui,UR zu einem Selim-näme, aber als
Übersetzung einer der posthum verfaßten Glorifikationen des Sultans nützlich
[278]. Eine gehaltvolle Wertung der Regierungsjahre Selim I. als Wendepunkt der
osmanischen Geschichte im Sinne der Durchsetzung sunnitischer Staatsziele hat I.
BELDICEANU-STEINHERR verfaßt [279]. Da in Selims I. kurze Herrschaft entscheidende Siege über Iran und Ägypten fielen, ist auch auf die Literatur zu den
osmanischen Beziehungen mit diesen Ländern zu verweisen [wie 431: ROEMER;
707: HOLT].
Sülevmän 1.
(1520-1566)
Mehr als 20 Biographien sind seit der einflußreichen, aber völlig überholten
Arbeit von A. H. LYBYER [280] über Süleymän I. erschienen. Aus der Fülle ragt nur
eine aus der Feder eines bedeutenden Osmanisten heraus [281: KÄLDY-NAGY]. Ein
spürbarer Erkenntniszuwachs war mit dem Pariser Kolloquium über Süleymän I.
und seine Zeit verbunden [282: VEINSTEIN (Hg.)]. Hier wurden Themen wie die
Rolle Sülevmäns als Staatsmann (INALCIK), als Messias am Ende des (ersten
muslimischen) Millenniums (FLEISCHER) und als Kalif der Muslime (IMBER)
behandelt. Die höfische Familienpolitik berührten PEIRCE [vgl. ihr schon genanntes Buch über den großherrlichen Harem: 531 und A. FISHER. Wichtige
Beiträge betreffen die Provinzen (Ungarn, Mittelgriechenland, Arabien). Ein
zweites Sammelwerk stellt das osmanische „Goldene Zeitalter" in den größeren
Zusammenhang der nahöstlichen Geschichte und der europäischen Renaissance
[294: KUNT U. WOODHEAD].
e) Nachbarn und Gegner
„Völkerrecht"
Das Fehlen eines islamischen „Völkerrechts" (ius gentium) im Sinne der Anerkennung gleichberechtigter staatlicher Subjekte bedeutet nicht, daß internationalrechtliche, aus der Scheriat heraus entwickelte Standpunkte fehlen [766:
KRÜGER]. KlssLINGS schon einmal angeführten Annahmen zur Praxis des „Pardon" (amän) und der mudära genannten, jederzeit kündbaren „Koexistenz"
bedürfen noch vertiefter Forschung [285]. Die osmanische Zentrale hat durch
das Zusammenarbeiten mit lokalen Instanzen stets die „große" Diplomatie ergänzt. Dieses Funktionieren der zweiten Ebene konnte in verschiedenen Studien
beobachtet werden: zu den Johannitern [287: VATIN], den Donaufürstentümern
[687: BERINDEI U. VEINSTEIN] und Ungarn [317: KOHBACH].
Friedensschlüsse
Friedensschlüsse waren von vorherein von begrenzter Dauer Das kanonische
Maximum von 10 Jahren Frieden mit Ungarn ist aus der prekären Situation der
Osmanen nach der Schlacht von Varna im Jahr 1444 erklärbar. Die mit Habsburg
vereinbarten Perioden waren zwischen 1547 und 1591 regelmäßig acht Jahre,
1606/8 aber besonders ungewöhnliche 20 Jahre [378: KOLODZIEJCZYK]. Im Verhältnis zu christlichen Nationen scheinen die Osmanen wie andere kleinasiatische
Fürsten die Praxis der Seldschuken bei Handelsprivilegien fortzusetzen [INALCIK,
Art. Imtiyäzät in EI2]. Während zahlreiche westliche Ausfertigungen dieser
Vertragstexte (bei denen es sich nach osmanischer Auffassung weitgehend um
einseitig gewährte Handelsvorteile handelte) schon im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurden, schreitet die Kenntnis der sogenannten abd-näme („Verträge") erst langsam voran [326: THEUNISSEN]. Ein polnischer Forscher hat in
einer großen Monographie die Formen der Friedensschlüsse der Osmanen mit
Staaten unterschiedlicher Kategorien deutlich herausgearbeitet [378:
Kot.oDZIEJczYK]. Im übrigen fehlen nach wie vor
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