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Der Outsider-Stern

Der Outsider-Stern

Titel: Der Outsider-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl u. Jack Willamson
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Moment hing der Robot lautlos im leicht bläulich schimmernden Plasmaring vor seinen Schülern, als habe der eigene Auftritt ihn eingeschläfert. »Damit sind wir am Schluß«, verkündete er endlich. »Ihr könnt jetzt gehen, Kinder. Monitor Quamodian, ich danke Ihnen für Ihren Besuch.«
    Quamodian eilte nach vorn, während die Kinder lärmend nach draußen liefen. »Robot-Inspektor«, rief er, »wie gedenkst du für Almalik zu streiten, wenn du mir in dieser wichtigen Angelegenheit deinen Beistand verweigerst?«
    »Geduld, Monitor Quamodian«, schnurrte der Roboter. »Es gibt böse Menschen und böse Sterne, die das universale Gute hassen. Ich unterstütze Ihren Kampf mit Freuden, doch der Sternentag ...«
    »Ist ein Tag wie viele!« schnauzte Quamodian. »Menschliche Außenseiter schmieden höchst gefährliche Pläne mit Outsider-Sternen. Wir haben keine Zeit für Glaubensfragen. Drei Plasmastrahlen aus der Sonne! Hast du mich nicht verstanden?«
    »Wir haben das Phänomen registriert«, erwiderte der Roboter mit wohlklingender Stimme. »Die Situation dürfte ernster sein als Sie annehmen, Monitor Quamodian. Dennoch ist der Sachverhalt völlig klar. Heute können Sie keinerlei diesbezügliche Maßnahmen von mir verlangen. Ich kann Ihnen meine Hilfe nur im Rahmen meiner freiwilligen religiösen Aktivitäten erweisen.« Sein Plasmaring nahm die Farbe goldenen Feuers an. »Meine nächste freiwillige religiöse Aktivität wird daher Ihre unverzügliche Unterstützung sein. Steigen Sie auf meinen Rücken, Monitor Quamodian. Wir werden sofort den Ort der Plasmaeinschläge aufsuchen. Die Gefahr ist in der Tat außerordentlich groß. Ein Outsider-Stern ist geboren, und er lebt und wächst.«
     
    Das Ding war gewachsen, hatte Descartes' bedeutende Erkenntnis Je pense, et puis je suis erlangt und daraufhin die Erforschung des eigenen Egos aufgeschoben, um die Erforschung der Welt fortzusetzen. Finsternis. Einsamkeit. Partikel. Manche Partikel waren in Makrostrukturen organisiert. Wärme. Strahlung. Mittlerweile entfernt von der Glut seiner explodierten Stahlgebärmutter suchte es andere Energiequellen, nutzte sie, nährte sich daraus. Es bewegte sich langsam durch das Tunnelsystem. Gravitation. Es glitt durch materielle Hindernisse oder drängte sie beiseite, ließ eine Reihe zerstörter Pforten und Türen zurück. Such. Such. Es spürte, daß es ein Ziel gab. Wonach suchen? Es bemerkte eine Art von strukturierter Strahlung, die einen Sinn besaß. Ich? Das Ding verharrte und sog die feinen Ströme von Empfindungen auf, die aus fernen Quellen stammten. Nicht Ich. Ein anderes ›Ich‹. Es erkannte, daß andere Geschöpfe in seiner Welt existierten, die nach Energie oder Materie oder Raum strebten.
    Oben in der Höhle hob Molly Zaldivar matt den Kopf und stöhnte in tiefstem Entsetzen. Etwas beobachtete sie. Etwas, das sie mit Furcht erfüllte. Etwas vollständig Fremdes, das es nie zuvor in dieser Welt gegeben hatte.
    Sie lag auf den zerbrochenen Beinen eines Stuhls. Die Apparaturen in der Höhle prasselten und zischten von Kurzschlüssen. Aus der Tiefe des Tunnelsystems quoll dicker Qualm. Sie berührte ihre Stirn, senkte die Hand und sah Blut daran. Aber sie lebte. »Cliff! Cliff, wo bist du?«
    »Ich ... ich weiß es nicht genau, Molly.« Hawk antwortete sofort, aber mit schwacher Stimme, kaum zu mehr als einem Flüstern imstande.
    Sie setzte sich auf und blickte rundum. Zunächst konnte sie ihn nicht sehen. »Cliff! Bist du verletzt?«
    Ein paar Meter entfernt rollten Steine. »Ich weiß nicht. Etwas ist auf mich gefallen.«
    »Cliff!« Sie raffte sich auf, humpelte durch die Trümmer. »Kannst du dich bewegen? Hast du Schmerzen?« Molly sah eine Bewegung und sah, daß es in Wirklichkeit Hawks Oberkörper war, das sie bislang für einen Schutthaufen gehalten hatte, bedeckt mit Schmutz und Sand, überstäubt mit Ruß. Anscheinend war er eingeklemmt, irgendein großer Gegenstand lastete auf ihm, verbarg seine untere Körperhälfte.
    »Meine ... Beine stecken fest.« Er knirschte mit den Zähnen.
    »Warte. Beweg dich nicht ... laß mich machen ...« Sie versuchte ihn zu befreien, doch es war unmöglich. Eine Stahlverstrebung, wohl eine halbe Tonne schwer, lag auf seinen Beinen.
    »Wo ist der Reefer? Er kann helfen ...«
    Molly sah sich um. »Ich weiß es nicht.« Sie rief nach ihm, aber es kam keine Antwort. Sie stützte sich gegen die Wand. Der Rauch wurde immer dicker, und sie spürte Hitze aus der Tiefe dringen.

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